Lastenräder als nachhaltige Alternative zum Auto

Ob für Familien, Unternehmen oder die Stadtlogistik – Lastenräder sind aus Bremen nicht mehr wegzudenken. Verkaufszahlen steigen, neue Parkplätze entstehen, und ein Sharing-Modell fördert die nachhaltige Mobilität.

Von Daniela Krause

Lastenräder gehören in Bremen mittlerweile zum Stadtbild. Kein Wunder: Sie bieten eine umweltfreundliche und platzsparende Alternative zum Auto, und dank ihrer großen Ladefläche lassen sich Einkäufe, Kinder oder schwere Gegenstände emissionsfrei transportieren. Unternehmen nutzen Lastenräder zunehmend, um Lieferungen effizienter zu gestalten und ihre Kohlendioxid (CO2)-Bilanz zu verbessern. Obwohl sie länger, breiter und schwerer als normale Fahrräder sind und einen viel größeren Wendekreis haben, gewöhnt man sich schnell an das Fahrgefühl.

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Markt für Lastenräder wächst weiter

Der Markt für Lastenräder wächst seit Jahren: Nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) wurden 2023 in Deutschland mehr als 235.000 Lastenräder verkauft. Besonders stark war der Zuwachs bei E-Lastenrädern: 189.000 verkaufte Modelle bedeuten ein Plus von 10,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Beliebtheit der E-Cargobikes führt der ZIV vor allem auf das einfache Handling im Alltag, den hohen Wiederverkaufspreis, die Möglichkeit des Leasings, die Kostenersparnis gegenüber dem Pkw oder das Entfallen von Parkplatzproblemen zurück.

Es scheint, dass gerade der E-Antrieb ein wichtiger Grund ist, dass sich das Lastenrad immer mehr durchsetzt.

Im kommerziellen Bereich sind zunehmend Dienste mit Lastenrädern unterwegs, in Bremen zum Beispiel die Citypost, UPS oder die Bremer Radkuriere für DHL. Ein weiteres Beispiel ist das „Design Build Lab“ der Hochschule Bremen, das große und schwere Materialien auf dem Campus mit dem Lastenrad transportiert. „Auch für Handwerksbetriebe werden Lastenräder für Kontrolltermine und kleine Reparaturen interessanter, da der Parkdruck entfällt. Es scheint, dass gerade der E-Antrieb ein wichtiger Grund ist, dass sich das Lastenrad immer mehr durchsetzt“, beobachtet Frauke Maack, Sprecherin des ADFC-Landesverbands Bremen.

Verschiedene Lastenräder bilden einen Kreis und sind von oben zu sehen.

Lastenräder gibt es in verschiedenen Varianten. Foto: WFB/Jonas Ginter

Lastenradverleih beim ADFC: Fietje und Pedder

Um den Bremern die Möglichkeit zu geben, Lastenräder auszuleihen und auszuprobieren, bietet der ADFC seit 2017 mit dem Projekt „Fietje – Freies Lastenrad Bremen“ kostenfreie Lastenräder zur gemeinschaftlichen Nutzung an. Mit rund 4.500 Nutzern und einer Buchungsrate über 80 Prozent ist „Fietje“ sehr gefragt. 15 Räder verschiedener Modelle – mit und ohne E-Antrieb – stehen in mehreren Stadtteilen zur Verfügung. Dass sie ihren Zweck erfüllen, zeigt eine Umfrage des ADFC unter den Fietje-Nutzenden: Demnach wurden mit der Ausleihe 50 Prozent Autofahrten ersetzt. Als Erweiterung der Fietje-Lastenradflotte, sollen die Pedder-Spezialräder die Mobilität für Alle ermöglichen.

Verschiedene Ausleihangebote rund ums Lastenrad

In Bremen gibt es inzwischen mehrere Initiativen, die sich dafür einsetzen, Lastenräder in den Stadtverkehr zu bringen. Neben „Fietje“ ist mit „Lastenwalli“ ein freies Lastenradprojekt in Walle gestartet. „Gröpelingen bringt’s“ ist ein kostenfreier Lastenradverleih in Gröpelingen, der es den Bewohnern ermöglicht, eine alternative Transportmöglichkeit zu testen. Das Pendant dazu in Hemelingen heißt „Flotter Laster“ und steht Bürgern als auch Gewerbetreibenden zur Verfügung. Und auch der Verein Klimazone Bremen-Findorff hält zwei Lastenräder zum Ausleihen bereit.

Ein orangefarbenes Lastenrad steht im Grünen. Im Hintergrund sieht man die Weser und ein vorbeifahrendes Schiff.

Mit dem Pedder-Spezialrad schließt der ADFC Bremen eine Lücke, um allen Menschen Mobilität zu ermöglichen. Foto: Frank Heinrich

Herausforderungen im Stadtverkehr

Trotz der steigenden Nachfrage stehen Lastenradfahrende in Bremen vor praktischen Herausforderungen: Die Breite der Radwege, Umlaufsperren, enge Pollerabstände und kurze, schmale Aufstellflächen an Ampeln erschweren laut ADFC die Nutzung. Zudem fehlen oft geeignete, sichere Unterstellmöglichkeiten mit Witterungsschutz und Lademöglichkeiten für E-Lastenräder. Auch die Abstände der aufgestellten Fahrradbügel sind nicht immer ideal für große Lastenräder.

Mehr Platz für Lastenräder

Die Stadt Bremen hat auf den Boom reagiert und allein 2023 insgesamt 272 neue Fahrradstellplätze geschaffen, darunter 22 speziell für Lastenräder. Schwerpunktmäßig wurden diese in den Stadtteilen Walle, Findorff, Neustadt und Schwachhausen eingerichtet. Weitere Abstellmöglichkeiten sollen folgen, auch im Rahmen neuer Bauprojekte, bei denen das Mobilitäts-Bau-Ortsgesetz, das im Oktober 2022 in Kraft getreten ist und die bisherige Stellplatzsatzung ablöste, Lastenradbügel vorschreibt.

ADFC regt weitere Maßnahmen an

Der ADFC hofft auf die Realisierung der schon lange beschlossenen Premiumrouten zur sicheren Führung mit ausreichender Breite. „Bei städtebaulichen Maßnahmen müssten Fahrräder mit in die Planung einbezogen werden und nicht später dazu gedacht werden“, so Maack. Außerdem regt sie dazu an, Falschparker in der Stadt stärker zu kontrollieren, da es mit breiteren und schwereren Rädern noch schwieriger sei, Hindernissen auf Radwegen auszuweichen oder diese zu umfahren.

Ein Lastenrad fährt mit großer Geschwindigkeit beim Lastenradrennen an den Zuschauern vorbei.

Richtig Gas geben mit dem Lastenrad? Auch das ist möglich, wie das Bremer Lastenradrennen zeigt. Foto: WFB/Jonas Ginter

Sharing statt erneuter Förderung

Um Lastenräder als Transportmittel zu etablieren, förderte Bremen im Jahr 2022 die Anschaffung von rund 750 Fahrradanhängern und Lastenrädern mit 500.000 Euro, wobei Privatpersonen, Vereine und Kleinstunternehmen bis zu 50 Prozent des Kaufpreises erstattet bekamen. Die enorme Nachfrage führte dazu, dass die Mittel innerhalb von sieben Minuten ausgeschöpft waren. Eine erneute Förderung ist nicht geplant, teilt die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung mit, da das Ziel erreicht wurde, allerdings mit einem zu hohen administrativen Aufwand. Stattdessen setzt die Stadt künftig auf den Ausbau des Lastenrad-Sharings.

Neues Bikesharing-System Bre.Bike kommt

Zusätzlich startet in Kürze das stadtweite, teilsubventionierte Bikesharing-System Bre.Bike. Das Angebot wird vom Leipziger Unternehmen nextbike GmbH betrieben und umfasst neben 1.450 Standardfahrrädern auch bis zu 60 Lastenräder. Die Lastenräder werden gezielt in den Stadtvierteln bereitgestellt, insbesondere an 20 mobil.punkten – öffentlichen Carsharing-Stationen – die dafür um Lastenrad-Sharing erweitert werden. Mit einem Tarif von nur 0,99 € pro 30 Minuten schafft Bre.Bike ein bezahlbares Mobilitätsangebot, das allen Bremern unabhängig von Einkommen oder privatem Fahrzeugbesitz den Zugang zu Lastenrädern ermöglichen soll. „So wird eine nachhaltige, sozialverträgliche Alternative für den Transport von Kindern, Einkäufen oder anderen Alltagslasten direkt in den Quartieren geschaffen“, heißt es seitens der Senatorin.

Lastenradrennen durch das Tabakquartier

Am 21. Juni 2025 startet das 9. Bremer Lastenradrennen – organisiert von BIKE IT! Bremen und United Cargobike. Der Rundkurs führt durch das Tabakquartier und bietet neben spannenden Strecken knifflige Transportaufgaben, Hindernisse und Schikanen. Gefahren wird in verschiedenen Klassen, mit und ohne Motor. Hier zählen Geschicklichkeit, Balance und Spaß. Beim Family Race geht es nicht um Tempo, sondern um gemeinsames Meistern spielerischer Herausforderungen. Infos und Anmeldung hier.

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