Der andere Blick auf alte Autos

Seit gut einem Jahr gibt es die Internetplattform „PS Perlen“. Dort treffen sich die Fans alter Autos. Die „PS Perlen“ wollen mehr sein: ein „Forum für automobiles Kulturgut“.

Von Ulf Buschmann

Wenn Martin aus Osnabrück seine 1969er Corvette startet, erklingt ein satter Sound – so kraftvoll, dass dem auf guten Klang bedachten Filmgucker fast die Standlautsprecherboxen um die Ohren fliegen. Der 350-PS-Motor ist schon etwas Besonderes. Aber eben nicht nur dieser. Corvette-Besitzer Martin spricht von einem „Technologieträger“. Das Auto hatte nicht nur vier gekühlte Scheibenbremsen, sondern schon Servolenkung, vorne eine Knautschzone und einiges mehr.

Die Geschichte dieses Autos ist eine besondere, trägt es doch den liebevollen Beinamen „AstroNette“. Denn nach der Rückkehr vom Mond bekam jedes Mitglied der Mission von „Apollo 12“ eines dieser Autos. Nicht umsonst, sondern zum symbolischen Kaufpreis von einem Dollar. Hinter diesem Auto steckt also auch eine gehörige Portion Zeitgeschichte.

Ein Mann steht vor einem Oldtimer, einem Chevrolet, Baujahr 1932

Ingo Ehrmann aus Nordenham. Sein ganzer Stolz ist ein Chevrolet, Baujahr 1932. Foto: PS Perlen

Pandemie-Projekt

Dies gilt nicht nur für die Corvette, sondern für alle Fahrzeuge, die auf einer seit gut einem Jahr bestehen Internet-Plattform zu sehen sind. „PS Perlen“ heißt das Projekt, das Norbert Drogies und Frank Riepe aus Bremen aus dem Boden gestampft haben – Riepe als Ideengeber und Drogies als Erfinder. Rund 140.000 Besucher verzeichnet die Statistik laut Drogies seitdem. „Wir haben mit einem Auto angefangen, inzwischen sind 35 dazugekommen“, sagt er. Noch nicht eingerechnet ist der Bremer Borgward-Club, mit dem die Macher kooperieren. Gemeinsam stellten sie vor einigen Wochen die Borgward Worldtour auf die Beine.

„PS Perlen“ ist wie so vieles ein Produkt des ersten durch die Corona-Pandemie bedingten Lockdowns im Frühjahr 2020. Der Ideengeber und der Erfinder arbeiten beide in der Kommunikationsbranche und wurden „lahmgelegt“, wie Drogies meint. Er hatte in den Jahren zuvor in der Autobranche gearbeitet: bei Karman in Osnabrück. Drogies bezeichnet sich denn auch als „mit Blech verwachsen“. Riepe ergänzt: „Wir sind aber keine Menschen, die Benzin im Blut haben.“

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„Kulturgut“ auf vier Rädern

Deshalb geht es bei „PS Perlen“ auch um mehr als historische Technik. Das Non-Profit-Projekt soll vielmehr ein „Forum für automobiles Kulturgut“ sein. Viele Menschen würden mit ihrem ersten fahrbaren Untersatz etwas verbinden: die erste Liebe, die ersten Ausfahrten, die ersten Urlaube oder auch besondere Erlebnisse. Hierüber sprechen die Besitzer der Autos, die auf „PS Perlen“ vorgestellt werden.

Dazu gehört zum Beispiel Bernd. Er fährt einen Ford Taunus Coupé GXL mit der sogenannten Knudsen-Nase. Dieser wurde 1970 bis 1975 gebaut. Bernd hatte sich vor 35 Jahren, 1985, ein solches Auto gekauft und eroberte damit Europa: Italien, Spanien, Frankreich. Rund 50.000 Kilometer kurbelte Bernd mit seinem Ford herunter.

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Und dann ist da noch der junge Mann, der stolzer Besitzer eines Mercedes Benz 230 CE ist – Baujahr 1982. Mit ihm ist er unter anderem im Jahr 2019 die „Twenty Nations“-Rallye für Autos ab einem Alter von 30 Jahren gefahren. „Die obere Mittelklasse von Mercedes Benz mit der Typenbezeichnung W 123 ist sehr erfolgreich. Über 2.7 Mio. Exemplare werden von 1975 bis 1986 produziert, davon allerdings ,nur’ ca. 100.000 Coupés, die von einem eigenständigen und eleganten Design geprägt sind“, heißt es in der Beschreibung unter dem Video.

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Einblicke in die Adenauer-Ära

Selbst die Gründerjahre der alten Bundesrepublik kommen auf „PS Perlen“ vor – Dank Martin Reiser aus Wildeshausen. Er besitzt seit Mai 1977 einen Mercedes 300. Das Fahrzeug wurde auf der Internationalen Automobilausstellung 1951 vorgestellt. Es galt damals als der schnellste Serien Pkw aller deutschen Hersteller in Ost und West.

Bekannt wurde der Mercedes 300 jedoch als Dienstwagen von Bundeskanzler Konrad Adenauer.„Der Alte“, wie er respektvoll genannt wurde, ließ sich mit dem Auto jeden Tag von seinem Haus in Rhöndorf über den Rhein ins Bundeskanzleramt nach Bonn chauffieren. Adenauer hatte zahlreiche Marotten, und eine hatte schließlich dazu geführt, dass er sich für den Mercedes 300 entschied: Der Bundeskanzler wollte einen Dienstwagen, den er mit Hut besteigen konnte. Seine Lieblingsmarke BMW bot derartiges nicht. Also kam Konkurrent Mercedes zum Zuge. Deshalb trägt der Mercedes 300 den Beinamen „Adenauer“.

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„Bordward Worldtour“

Stolz sind Drogies und Riepe darauf, dass sie trotz Corona-Pandemie die erste „Borgward Worldtour“ auf die Beine gestellt haben – ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem Borgward-Club Bremen. Weil aber die Fans, die heute noch ein Auto aus der Bremer Schmiede fahren, sich nicht treffen konnten, schickten sie Filme. Diese wiederum wurden von Drogies zu einem eineinhalb Stunden langen Film zusammengeschnitten und Anfang Juli bei einem kleinen Event in Lilienthal präsentiert.

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Borgward hat demnach auch 50 Jahre nach dem Konkurs einen guten Namen. Vielmehr werden die Fahrzeuge bis heute für den Zweck eingesetzt, für den sie einst gebaut worden waren. Dazu gehört das Tanklöschfahrzeug (TLF) 8. Werner Hilscher, Feuerwehrmann aus der Gemeinde Lemwerder, stellt mit seinen Kameraden bis heute mit dem 1959 gebauten Fahrzeug die Brandwache bei den Fahrtagen des Deutschen Eisenbahn-Vereins in Bruchhausen-Vilsen.

Zur Geschichte Borgwards

Unser Kollege Andree Wächter war als Komparse an der ARD-Produktion „Die Affäre Borgward“ beteiligt. Seine Erlebnisse hat er aufgeschrieben.

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