Nimm mein Mixtape, Babe!

Die Songs auf der Debütscheibe von Olli Schulz begleiten unsere Autorin schon ein halbes Leben lang. Ihr Lieblingsalbum trägt den originellen Titel: „Brichst Du mir das Herz, dann brech‘ ich Dir die Beine“

Von Daniela Krause

Olli Schulz kennen viele junge Leute aus dem Fernsehen (Hausboot-Story) und sicherlich auch aus dem Podcast „Fest & flauschig“ mit Jan Böhmermann. In die Folgen habe ich einige Male reingelauscht, weil sie mein Mann gerne hört. Etwas damit anfangen konnte ich nicht so recht. Ich habe Olli Schulz in der grandiosen Serie „Tatortreiniger“ an der Seite von Bjarne Mädel spielen sehen. Berührt war ich, als er im Rahmen der NDR-Doku „Die Geschichte eines Abends“ die Senioren eines Hamburger Pflegeheims interviewte. Doch womit ich Olli Schulz am allermeisten verbinde, ist seine Musik, die ein Teil meiner eigenen Lebens- und Liebesgeschichte geworden ist. Ein Mix aus Indie-Rock, Pop, aber auch sehr intensiven Solo-Gitarren-Stücken.

Die erste große Liebe

Im Jahr 2003, als Olli Schulz mit dem Hund Marie (Max Schröder von Tomte) sein Debütalbum „Brichst Du mir das Herz, dann brech ich Dir die Beine“ unter dem Label Grand Hotel van Cleef auf den Markt brachte, hatte ich keinen Schimmer von dem Hamburger Musiker. Ich hatte gerade mein Abi in der Tasche und wusste nur, dass ich gerne bei einer Zeitung arbeiten wollte. 2004 kam ich mit meiner ersten großen Liebe zusammen: Jens, Informatiker und Bassist. Damals wohnte ich aufgrund meiner Ausbildung in Varel, er in Bremen. Es stellte sich schnell heraus, dass er neben mir noch eine andere Flamme hatte: die Musik.

Mixtape

Kann man ein Mixtape mit einem besseren Song beginnen? Foto: Daniela Krause

Liebeserklärung auf Band

Was die Musik anging, war ich zu diesem Zeitpunkt völlig unbedarft. Ich hörte Radio, die Charts rauf und runter – das war es auch schon. Aber das konnte er als Musiker natürlich nicht so stehen lassen. Um meinen musikalischen Horizont zu erweitern, nahm er mir ein Mixtape auf. Fortan begleiteten mich Kettcar, Tocotronic, Die Sterne und andere mir bisher fremde Bands auf den Autofahrten. Als sich herausstellte, das mit uns ist etwas Ernstes, bekam ich noch ein Tape – ja, man kann sagen, eine Liebeserklärung auf Band. Gleich der erste Song bereitete mir eine kleine Gänsehaut: „Nimm mein Mixtape, Babe“. Wie passend. Olli Schulz und der Hund Marie stand als Interpret in der Track-Liste. Olli Schulz? Hört sich gut an. Was macht der noch so?

Perlen zum immer wieder Anhören

Es folgten weitere, mit Liebe zusammengestellte Mixtapes, auf denen sich auch Songs von Olli Schulz befanden. „Durch die Nacht“ ist so einer. Ein Wohlfühlsong, den er später auch fast bei jedem Konzert, das wir besuchten, am Ende des Abends zum Besten gab. Auf meinem Lieblingsalbum „Brichst Du mir das Herz, dann brech ich Dir die Beine“ gibt es neben „Nimm mein Mixtape, Babe“ und „Durch die Nacht“ noch weitere Perlen, die ich mir immer wieder gerne anhöre. „Unten mit dem King“ ist wie für einen Roadtrip gemacht – ein Song, der davon handelt, einfach ins Auto zu steigen und loszufahren, wenn man von allem genervt ist. „Der Moment“ macht gute Laune, während „Weil die Zeit sich so beeilt“ melancholische Gedanken und Gefühle hochkommen lässt. Es ist diese feine Mischung aus Herz, Schmerz und allem dazwischen, die das Album für mich so hörenswert macht.

Olli Schulz

Wenn Olli Schulz auf der Bühne steht (hier beim Kükenfest 2012) springt der Funke schnell über. Foto: Daniela Krause

Der Schalk blitzt auf

Zwischendurch blitzt in Songs wie „Küss mich schnell, bevor Du platzt“ (mit Nora Tschirner) der Schalk auf. Sein erster selbstgeschriebener Titel, den Olli Schulz überhaupt als Song akzeptierte, „Song ohne Grund“, befindet sich auch auf der Scheibe. Olli Schulz singt mit Vorliebe von zwischenmenschlichen Beziehungen in all ihren Facetten, erzählt Geschichten aus dem Leben, die sich echt anfühlen. Liebeskummer, so sagt er in Interviews, sei der Hauptgrund gewesen, weshalb er mit dem Musikmachen anfing. Und: Olli Schulz ist einfach ein unfassbar guter Entertainer, was wir auf diversen Konzerten und Festivals auskosten durften. Ob allein mit seiner Gitarre oder gemeinsam mit seiner Band – wenn er auf der Bühne steht, springt der Funke schnell über. Dabei bleibt er immer authentisch und humorvoll. Mehrfach haben wir ihn im Bremer Tower erlebt, im Modernes, aber auch auf dem Kükenfest in der Bremer Neustadt und im Musikzentrum Hannover.

Etwas von Nostalgie

Ich höre auch andere Alben von ihm gerne, da wären zum Beispiel „Das Beige Album“ und „Feelings aus der Asche“ hervorzuheben. Aber sein Debütalbum hat in meinen Ohren bisher keines toppen können. Und so freuen wir uns darauf, Olli Schulz, sobald meine Corona-Vorsicht es zulässt, endlich mal wieder bei einem Konzert live hören und sehen zu dürfen, um seinen neuen und hoffentlich auch alten Songs zu lauschen. Das hat für uns etwas von Nostalgie, weil wir jedes Mal in Erinnerungen schwelgen und sagen können: Weißt Du noch, wie das mit uns und Olli Schulz angefangen hat? Das Mixtape habe ich übrigens immer noch – genauso wie die erste große Liebe.

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