Wieder auf die Wurzeln besinnen

Auf Hof Bockhop im Landkreis Diepholz werden aus Holunder verschiedene Leckereien hergestellt. Im Rahmen der Gewerbeschau „Hoya macht mobil“ öffnet sich der Hof für Besucher am 26. Mai 2022.

Von Daniela Krause

Aus der Region für die Region – das trifft auf alle Köstlichkeiten zu, die man im Hofladen bei Familie Bockhop im Asendorfer Ortsteil Graue finden kann. Der landwirtschaftliche Betrieb hat sich auf eine Sonderkultur spezialisiert und verarbeitet schwarzen Holunder zu Fruchtaufstrich, Gelee, Saft, Sirup, Senf, Likör und Tee. Der Holunder stammt aus eigenem Anbau. Zusätzlich benötigte einheimische Obstsorten wie zum Beispiel Quitte, Apfel, Erdbeere, Heidelbeere oder Birne werden saisonal und regional bezogen.

Bewussterer Umgang mit Lebensmitteln

Hofinhaberin Melanie Bockhop macht einen wachsenden Trend zu regionalen Lebensmitteln aus: „Es ist so, dass die Menschen sich wieder mehr auf ihre Wurzeln besinnen, auf Werte, die uns unsere Großeltern vorgelebt und mitgegeben haben. Dazu gehört auch der bewusstere Umgang mit Lebensmitteln. „Wenn es etwas gibt, womit sich die Leute gerne beschäftigen, dann mit gutem Essen. Sie möchten wissen, wo die Lebensmittel herkommen“, unterstreicht Bockhop. Auf dem Land habe sich diese Denkweise schon länger durchgesetzt. Inzwischen komme sie auch mehr und mehr bei den Städtern an.

Auf Hof Bockhop wird Holunder unter anderem zu Gelee, Sirup und Likör verarbeitet. Foto: D. Krause

Größter Vorteil: kurze Wege

Lebens- und Genussmittel aus regionaler Produktion haben laut Melanie Bockhop gleich mehrere Vorteile: „Einer der größten sind die kurzen Wege. Obst und Gemüse aus der Region sind reif, frisch und schmackhaft. Darüber hinaus haben sie eine hervorragende Qualität.“ Weitere Pluspunkte liegen auf der Hand: Wer zu regional erzeugten Lebensmitteln greift, unterstützt nicht nur die heimatlichen Erzeuger, sondern hinterlässt auch einen kleineren ökologischen Fußabdruck.

Nicht zuletzt verwöhnt man den Gaumen mit gesunden, ursprünglichen Produkten. Diese werden beim Hof Bockhop direkt ab Hof, über Wiederverkäufer, auf Märkten und Messen und über einen Online-Shop vermarktet. Rund um die Uhr kann man sie im roten Hofladenautomaten an der B6 (im Ortsteil Graue) auf Höhe eines Ofengeschäftes bekommen, zusammen mit anderen regionalen Lebensmitteln.

Blick auf den Holunder aus der Vogelperspektive. Foto: Hof Bockhop

Lange Hoftradition

Melanie Bockhop ist stolz auf die lange Tradition des Hofes, der seit über 660 Jahren von der Familie bewirtschaftet wird – inzwischen in neunter Generation. Im Jahr 2013 überlegten Melanie und ihr Mann Hans Bockhop, was sie auf ihrem Land am besten anbauen könnten. Erdbeeren gab es bereits reichlich in Richtung Bremen, Heidelbeeren in Richtung Nienburg.

Schließlich entschieden sich die beiden für den Holunder, der sowieso im benachbarten Wäldchen schon wild prächtig gedieh. „Es sollte etwas sein, das nicht immer neu angebaut werden muss, etwas Beständiges, das gleichzeitig leicht zu händeln ist“, erläutert Melanie Bockhop die damaligen Überlegungen, auf einem halben Hektar Land schwarzen Holunder anzupflanzen.

Kulinarischer Botschafter Niedersachsens

Der Fokus liegt dabei klar auf der herb schmeckenden Beere, die unter anderem für ihre Immunsystem stärkenden Eigenschaften bekannt ist. Zu vernachlässigen ist aber auch nicht die Blüte, aus der man süßen Holunderblütensirup herstellen kann. Alle Produkte werden nach eigenem Rezept produziert.

Einigen wurde schon eine besondere Ehre zuteil: Der Wildrosenblütensirup (2014), der Holunderlikör (2015), das Holunderbeerengelee und der Holundersaft (2018) wurden als „Kulinarischer Botschafter Niedersachsen“ ausgezeichnet. Dieser Wettbewerb der Marketinggesellschaft der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft prämiert „authentische und ehrliche Lebensmittel von hier“, wobei die Jury die Produkte „hinsichtlich Rohstoffauswahl, Herstellungsverfahren und Produktidee“ unter die Lupe nimmt.

Die Beere des schwarzen Holunders stärkt das Immunsystem. Foto: Hof Bockhop

Holunder: Anbau und Pflege

Doch wie entstehen solche regionalen Spezialitäten? Zunächst einmal, indem man den an einem halbschattigen Standort angepflanzten Holunder hegt und pflegt und vor Schädlingen wie Läusen und Essigfliegen schützt. Holunder ist ein Flachwurzler und geht mit seinen Wurzeln stark in die Breite. Entsprechend viel Platz benötigt er. „Das wichtigste Kriterium für eine vielversprechende Ernte ist eine gute Versorgung mit Wasser, damit sich die Beeren gut ausbilden können.“ Um dies zu gewährleisten, arbeitet Familie Bockhop mit einem ausgeklügelten Tröpfchen-Bewässerungssystem. Einmal im Jahr müssen die Büsche fachmännisch beschnitten werden.

Zwei große Erntetage auf Hof Bockhop

An zwei großen Erntetagen im Herbst (September und Anfang Oktober) packen jeweils fünf Helfer mit an, um die schwarzen, aromatischen Beeren zu ernten. „Die Erntehelfer stammen aus der Region und erhalten den Mindestlohn.“ Eine weitere Kraft unterstützt während der Verarbeitung des Holunders in der Küche. „Alles läuft von Hand. Einen Teil entsaften wir selbst per Dampfentsaftung“, erklärt Melanie Bockhop. Der andere Teil wird in Kisten gesammelt und zum Moster gebracht. „Die Herausforderung ist es, die Beeren innerhalb von 24 Stunden zu verarbeiten, da sie schnell vergänglich sind.“ Pro Jahr werden bis zu vier Tonnen Beeren geerntet und zu rund 2.000 Liter Holundersaft gepresst, der dann abgefüllt oder für die unterschiedlichen Holunder-Produkte weiterverarbeitet wird.

Die Blüten des Holunders sind die Basis für den süßen Holunderblütensirup. Foto: Hof Bockhop

„Auszeiten im Holunder“

Transparenz und der Kontakt zum Verbraucher liegen Melanie Bockhop am Herzen. Aus diesem Grund bietet sie auf ihrem Hof verschiedene kleinere Veranstaltungen an, die unter dem Motto „Auszeiten im Holunder“ stehen. Eine davon ist die Lesung „Aufgetischt und abserviert“ mit der Krimi-Kochbuch-Autorin Kerstin Lange. Für die Veranstaltung am 25. Juni 2022 gibt es Tickets im Onlineshop.

Erstmalig ist der Holunder-Hof außerdem am 26. Mai (Himmelfahrt), von 10 bis 17 Uhr, eine von sieben Stationen der mobilen Gewerbeschau „Hoya macht mobil“ auf einem 40 Kilometer langen Rundkurs; diesmal ohne Start- und Zielpunkt. „Dann haben Gäste die Möglichkeit, bei uns Holunder zu genießen“, so Melanie Bockhop. Um 11, 13 und 15 Uhr ist eine Führung über den Hof vorgesehen. Es gibt Asendorfer Naturjoghurt mit Holunderblüten-Sirup und frischen Erdbeeren sowie verschiedene Sirupsorten mit Prosecco und Mineralwasser zu verkosten.

Gästeführung rund um den Holunder

Für den 18. Juni, von 15 bis 16.30 Uhr und 24. Juni, von 18 bis 19.30 Uhr ist eine Gästeführung zum Thema „Holunder, die Powerfrucht!“ geplant. Anmeldungen hierfür nimmt Melanie Bockhop unter Telefon 0 42 53/ 80 17 82, der Mobilnummer 0174/7 7 56 842 oder per E-Mail an info@hof-bockhop.de entgegen.

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