Ohne Maske, ohne Kontrolle
Wer am (Freimarkt-) Wochenende mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, erlebt ein Desaster: Hunderte, ja Tausende fahren Zug, Bus und Bahn ohne Maske. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene tun es. Und keiner kontrolliert es. Einmal ärgern in Buschmanns Kosmos.
Von Ulf Buschmann
Eigentlich bin ich ein Mensch, der sich über wenige Dinge im Alltag aufregt. Doch am Freimarkt-Wochenende mit dem Zug, mit der Straßenbahn und dem Bus unterwegs zu sein, ist kein Vergnügen. Nicht nur deshalb, weil es ziemlich voll ist, sondern weil sich Hunderte, ja Tausende von Menschen nicht genötigt sehen, der Pflicht zum Tragen einer Maske nachzukommen. Was ich allerdings noch viel schlimmer finde: Der Verstoß wird nicht kontrolliert.
Spätestens seit diesem Sonnabend sehe ich mich in meiner Ansicht bestätigt, dass Bremen mit seiner Linie, lediglich zur Einhaltung der Maskenpflicht zu appellieren, völlig falschliegt. Wenn die Corona-Pandemie noch nicht vorbei ist und Wissenschaftler sogar vor der neuen Variante BQ.1.1 warnen, kann wenigstens ein bisschen „Law and Order“ nicht schaden.
Das Wunder Kabelbinder
Soll heißen: Ordnungsamt und Polizei sollen kontrollieren. Wer den Schnutenpulli gar nicht oder falsch – unter der Nase – trägt, zahlt eine Buße wegen des Begehens einer Ordnungswidrigkeit. Und wer renitent wird, könnte Bekanntschaft mit Polizeigriff und Handfesseln machen. Kabelbinder sollen in solchen Fällen ja wahre Wunder bewirken. (Ironie aus!)
Was mir am Freimarkt-Sonnabend besonders auffiel: Vor allem Jugendliche und/oder junge Erwachsene scherten sich überhaupt nicht darum, sich und andere mit einer Maske zu schützen. Ist ja am Ende ihr Problem, wenn sie sich anstecken. Aber dann sollen sie nicht jammern, wenn sie unter dem Post-Covid-Syndrom leiden, in der Schule nicht mehr mitkommen und, und, und. Auch ich laufe lieber ohne Maske durch die Gegend, aber zwei Infektionen reichen mir! Wirklich.
Wo sind die Benimmregeln?
Aber es ist an diesem Abend nicht nur das Nicht-Tragen einer Maske, was mich die Faust in der Hose ballen lässt. Scheinbar scheint gerade jungen Leuten das Wissen über Benimmregeln entweder völlig abhandengekommen zu sein oder gar nicht erst beigebracht worden zu sein. Sie kümmern sich nicht darum, dass hin und wieder einmal Senioren Busse, Bahnen und Züge benutzen.
Da sollte es doch selbstverständlich sein, aufzustehen und den Älteren den Sitzplatz freizumachen. Was aber geschieht stattdessen? Der Platz zwischen den Eingangstüren der Regio-S-Bahn vom Hauptbahnhof nach Vegesack wird zur Freiturnfläche. Menschen, die dort entlanggehen möchten, wird kein Platz gemacht oder sie werden mit dummen Sprüchen von Halbwüchsigen bedacht. Einige Plätze weiter stört sich ein junger Mann wenig daran, dass sich andere Fahrgäste von seiner lauten Musik aus der Boombox zugedröhnt fühlen. (Heißen die Dinger überhaupt so?)
Angesichts dieser Szene(n) wundert es mich gar nicht, dass mir ein Fahrgast ins Ohr flüstert: „Wir brauchen einen kleinen Adolf, Italien hat’s vorgemacht!“ Das ist ein Spruch, den ich gar nicht brauche! Auch keinen „kleinen Adolf“. Mir würde es schon reichen, wenn nicht der Sicherheitsdienst der Deutschen Bahn AG in den Zügen präsent ist, sondern die eigentlich zuständige Bundespolizei. „Law and Order“ heißt für mich nämlich, bestehende Gesetze und Verordnungen einzuhalten und dies durch die Ordnungsmacht zu kontrollieren.