Sänk ju for trävelling wis Deutsche Bahn

Wer eine Reise mit der Deutschen Bahn tut, muss mit allem rechnen – vor allem mit Verspätungen. Darüber kann sich der gemeine Zeitgenosse aufregen oder er kalkuliert es mit ein und nimmt es gelassen. Ich habe mich für Letzteres entschieden und fahre im wahrsten Sinne des Wortes eigentlich recht gut damit. Außerdem gibt es immer Lustiges zu berichten.

Von Ulf Buschmann

In diesem Moment zum Beispiel sagt die freundliche Mitarbeitende an, welche Verbindungen den Reisenden bleiben, nachdem der ICE 72 von Chur in der Schweiz über Offenburg, Baden-Baden und Hannover nach Hamburg-Altona Verspätung hatte – immerhin waren es nur 28 Minuten. Die Dame klingt gerade, als säße sie in ihrem wunderschön gefliesten heimischen Badezimmer. Entsprechend schlecht ist sie zu verstehen, doch bei der nächsten Ansage, ist es ein satter Bordlautsprecher-Sound. Selbst der automatische Hinweis „Hubliftanforderung“ klingt so klar wie einst der Sound von „Grateful Dead“.

Besagter ICE bringt mich von einem Workshop des Deutschen Journalisten-Verbandes aus dem beschaulichen Konstanz zurück nach Hause. Selbst wenn es draußen grau ist, macht die 85.000 Einwohner zählende Stadt im Dreiländereck Deutschland-Schweiz-Österreich einen freundlichen Eindruck. Der „Weihnachtsmarkt am See“ ist, so scheint es, das Thema in der Stadt. Der „Südkurier“, die einzige Tageszeitung vor Ort, berichtet in großer Aufmachung darüber.

Glühwein-Fake News

Mit einigem Schmunzeln fliege ich über die Freitagausgabe und stolpere über einen kleinen Kasten, der ein Drama verheißt: Demnach hält sich in der Stadt wohl hartnäckig das Gerücht, der 0,2 Liter-Glühweinbecher koste 7 Euro. Das erfordert natürlich eine knallharte Recherche der Lokalredaktion. Das Ergebnis: Der Preis für einen Glühwein liegt bei 4 bis 4,50 Euro. Die heile Weihnachtsmarkt-Welt ist gerettet. 4,50 Euro habe ich übrigens ebenfalls bei unserem Vegesacker Winterspaß bezahlt.

Zurück zur Deutschen Bahn und ihrem fahrenden Gerät. Mein ICE hat übrigens Verspätung wegen einer defekten Tür. Dies führt zu allerlei Witzeleien unter den Reisenden. Einer fragt sich, ob der Ausstieg wohl Klebeband umwickelt worden sei. Der Mann daneben bekommt die Frotzeleien mit und denkt sich: „Wahrscheinlich hält einer der Zugbegleiter die Tür während der Fahrt geschlossen.“ Alle müssen lachen.

Der Automatenstreik

Mit Humor nimmt es derweil eine junge Frau auf dem Bahnsteig des Offenburger Bahnhofs. Sie und ihre Mitreisende sind auf dem Weg nach Hause, irgendwo in Asien. Während die beiden Damen artig wie alle anderen Menschen auf den ICE 72 warten, möchten sie sich etwas zu trinken kaufen.

Jedoch: Der Automat verrichtet nur einen Teil seiner Arbeit. Geld lässt sich einwerfen, und er zeigt auch den korrekten Betrag an. Nur dem Hinweis, doch jetzt bitte das Produkt zu wählen, kommt dieses Ding nicht nach. Da helfen selbst drei Männer (meine Wenigkeit inklusive) und eine Frau nichts. Immerhin ist das Gelächter zusammen mit dem Kopfschütteln groß. „Never mind“, reagiert die junge Frau auf das Nicht-Funktionieren der Technik und zieht von dannen.

Überlauf-WC

Übrigens war das fahrende Gerät der Deutschen Bahn schon auf der Hinfahrt etwas defekt. Wem die Blase oder der Darm drückte, musste den Weg zum nächsten Wagen in Kauf nehmen. Beide Toiletten wollten nicht so, wie die Bedürfnisse der Fahrgäste. Doch während sich lediglich die vordere WC-Tür unseres Abteils nicht schließen ließ, verweigerte WC Nummer zwei gleich ganz seinen Dienst. „Das wäre fast übergelaufen“, sagt eine Dame. In ihrem Gesicht spiegelt sich der Schreck förmlich wider – logisch, das ist wirklich scheiße.

Bei allem Chaos bewundere ich die Mitarbeitenden der Deutschen Bahn. Wer ständig mit Verspätungen, nicht schließenden Türen und überquellenden Klos zu tun hat, muss wirklich Nerven wie Drahtseile haben. Schön, wenn da noch ein bisschen Zeit für einen Schnack mit den Fahrgästen bei der Ticketkontrolle bleibt. Ich glaube, darauf werde ich einen 4,50-Euro-Glühwein trinken. Es ist ja Advent und bald Weihnachten.

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