Mehr als nur Krebsberatung

Wenn die Diagnose Krebs kommt: IGEL Barnstorf hilft Menschen bei der Bewältigung von Problemen, die mit der Krankheit einhergehen.

Von Frank Schümann

Wer Krebs hat, braucht Hilfe – nicht nur in rein medizinischer, sondern auch in psychologischer Hinsicht. Mit der Diagnose wird das Leben der Betroffenen auf den Kopf gestellt: Erkrankte und ihre Familien müssen sich plötzlich von einem Tag auf den anderen mit ganz neuen Themen und Fragen beschäftigen. Neben den medizinischen Problemen gilt es, den Alltag zu meistern, mit der neuen Situation klarzukommen und damit, dass auch das eigene Umfeld den Betroffenen anders begegnet, als dies vor der Erkrankung der Fall war. Das ist alles andere als einfach und kann schnell zur Überforderung der Krebspatienten führen – auch wenn man ihnen dies keineswegs immer ansieht.

Diplom-Psychologe hilft

Einer, der hier hilft, ist Axel Theis. Der 57-jährige Diplom-Psychologe aus Barnstorf ist der Leiter der dortigen Krebsberatungsstelle, die unter dem Dach der „Interessengemeinschaft Gesundes Leben e.V.“, kurz IGEL e.V. genannt, agiert. Der Verein wurde 1989 mit dem Ziel gegründet, für ein patientennahes Gesundheitswesen einzutreten und eine ganzheitliche Gesundheitsversorgung zu fördern. In Syke und Sulingen unterhält die Krebsberatungsstelle IGEL e.V., die als Hauptstelle fungiert, im Landkreis Diepholz zwei weitere Standorte.

Der Diplom-Psychologe Axel Theis aus Barnstorf leitet die Krebsberatungsstelle. Foto: IGEL Barnstorf

Kein Therapeut, aber ein wichtiger Helfer

Theis ist – genau wie seine beiden Mitarbeiterinnen der Krebsberatungsstelle in Barnstorf – kein Therapeut, sondern leistet eine ambulante psycho-onkologische Beratung. Hinter diesem Begriff verbirgt sich eine bundesweit greifende gesetzliche Leistung, die geschaffen wurde, um den Betroffenen das Leben leichter zu machen. Konkret soll diesen Menschen während, aber auch nach der Erkrankung dabei geholfen werden, die Belastungen zu bewältigen, die mit einer derartigen Erkrankung einhergehen.

Angebot auch für Angehörige

Das Angebot gilt dabei nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für Angehörige, Freunde und anderen nahestehende Menschen. Im Gegensatz zu therapeutischen Maßnahmen ist es kostenlos. Theis: „Wir konzentrieren uns auf alles, was einen Krebspatienten belasten kann“. Das zeige sich an verschiedenen Stellen – Angst, Panikattacken, Folgen einer unnötigen Verschiebung etc. „Wir kümmern uns darum, dass das, was erlebt wird, gut verarbeitet wird – denn das ist häufig ein großes Problem.“

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Krebsbehandlung ist in erster Linie Apparate-Medizin. Aber auch psychische Unterstützung ist notwendig. Foto: pixabay/Milena Ferrari

Überforderung als Problem

Dabei kommen neben den psychosozialen Belastungen vor allem auch organisatorische und sozialrechtliche Fragen auf, etwa die nach der besten medizinischen Versorgung oder auch, welche Formulare auszufüllen sind. Auch die Frage, wie es beruflich weitergehen kann, ist ein häufiges Thema. „Menschen, die gerade eine Krebsdiagnose bekommen haben, fühlen sich in dieser Krankheitsphase häufig überfordert“, weiß der Diplom-Psychologe: „Sie sind erleichtert, mit jemandem im Raum zu sitzen, der ihren Zustand der Unsicherheit nicht sofort in Abrede stellt“.

Viel Lob auf der Homepage

Wie hilfreich diese Beratung ist, davon zeigen einige Zitate von dankbaren Ratsuchenden, die auf der Homepage zu finden sind, etwa: „Im Internet liest man so vieles, hier habe ich fundierte Informationen bekommen, die zu meiner Situation passen.“ Oder: „Als mein Mann ins Krankenhaus musste, wurde mir alles zu viel, da habe ich mir einen Termin geholt. Das ging sehr schnell.“ Und nicht zuletzt: „Gut ist, dass man jederzeit wiederkommen kann, wenn Fragen auftauchen.“

Hilfe nicht nur im Landkreis

Die Beratungsleistung ist dabei nicht nur auf den Landkreis Diepholz ausgerichtet: Auch, wer in anderen Landkreisen oder in einer Stadt wie Bremen lebt und Hilfe sucht, kann sich gerne melden. Wichtig dabei: „Die Ratsuchenden bestimmen immer selbst, worüber in der Beratung gesprochen wird“, sagt Theis, der seit 2018 in dieser Einrichtung ist, zuvor unter anderem auch schon in einer Klinik und für die Flüchtlingshilfe und im Ausland gearbeitet hat – da sind viele Erfahrungswerte vorhanden, und auch viel Empathie.

Krebs-Psyche-Depression

Krebs wird schnell zu einer psychischen Belastung für alle. Foto: Pixabay/Małgorzata Tomczak

Empathie wird oftmals vermisst

Letztere vermisst er teilweise in der Gesellschaft für dieses Thema. „Ich wundere mich manchmal, welchen Unterstellungen Krebspatienten ausgesetzt sind – die Menschen, die sich bei uns melden, möchten sehr gerne ihre Leistungen erbringen, sie schaffen es nur nicht mehr ohne Weiteres. Schutzrechte müssen oft eingeklagt werden. Ich würde mir manchmal mehr Gelassenheit wünschen.“ Das Ziel der Beratung sei dann erreicht, wenn der zu Beratende keine Beratung mehr braucht.

Schneller Rat – und kostenlos!

Theis weiß, dass Hilfesuchende diese Hilfe in der Regel sehr schnell brauchen – und bemüht sich deshalb darum, dem gerecht zu werden. „In der Regel schaffen wir es, uns nach einem Anruf binnen weniger Tage mit einem Terminvorschlag zurückzumelden“, so der Diplom-Psychologe. Dann werde geschaut, ob das Anliegen zum Angebot passt, und je nach Bedarf eine Gesprächsserie vereinbart. Die Beratung ist kostenlos, allerdings freuen sich Theis und seine Kolleginnen über freiwillige Spenden, denn: „Ein Teil der Beratungsstunden muss weiterhin über Spenden finanziert werden.“

Kontakt

Weitere Informationen gibt es direkt bei der Krebsberatungsstelle IGEL e.V., Telefon 05442/80404120. Auch E-Mail funktioniert. Erreichbar ist die Krebsberatungsstelle natürlich auch über ihre Internetseite.

Unser Autor Frank Schümann hat zum Thema auch einen sehr persönlichen Beitrag geschrieben.

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