Ordentlich was auf die Ohren

Für manche ist es schon Klein-Wacken, seine Eigenständigkeit hat sich das „Reload“-Festival aber bis heute bewahrt. Vom 17. bis zum 19. August gibt es in Sulingen die mittlerweile 15. Ausgabe.

Von Frank Schümann

Mitte August ist die Kleinstadt Sulingen einmal mehr fest in der Hand der Metalheads und Rockfans: Vom 17. bis zum 19.8. findet dann zum 15. Mal das Reload-Festival statt. Als Headliner konnten Powerwolf und In Flames verpflichtet werden, mit Sepultura, Trivium, Killswitch Engage oder Beartooth sind weitere Bands aus der ersten Reihe des Metal dabei – und mit Guano Apes, Clawfinger, Pennywise oder den Cockney Rejects zeigen sich auch Alternative Rock, Crossover und Punk stark vertreten. Nicht von ungefähr wirbt das Festival schon seit dem vergangenen Winter mit dem Slogan „Das hochkarätigste Line-Up der Festivalgeschichte“ – das kann man so stehen lassen.

Reload-Atmo-Bands

So war’s im letzten Jahr – Party pur nach der coronabedingten Pause.

Anfänge noch in Twistringen

Wie sich das Reload-Festival entwickelt hat, ist ohnehin mehr als beachtlich. Gegründet wurde es Anfang der Nuller Jahre in Twistringen, 2006 fand es nach drei Jahren Indoor erstmals draußen statt, 2010 folgte der Umzug nach Sulingen, weil sich das Festival stetig vergrößerte und das alte Gelände schwer zu bereisen war. „Einige der ersten größeren Bands wie die Emil Bulls waren unsere Freunde und sind es heute noch“, sagt Jürgens, der früher selbst in einer Band unterwegs war und daher die ganzen Kontakte hatte.

Hier geht es zum Newsletter

Ausgewählte Beiträge schon vor allen anderen lesen?
Keine Problem, trage dich einfach in unseren Newsletter ein.



Alltag nach dem Re-Start

Aktuell ist Festivalchef Andre Jürgens vor allem froh, das sich nach dem Re-Start im vergangenen Jahr wieder so etwas wie Alltag eingestellt hat – nach den coronabedingten zwei Jahren Pause hat es im letzten Jahr noch etwas geruckelt, sorgten die potenziellen Auflagen bei der Planung immer wieder für Unsicherheit. Letztlich konnte zwar alles stattfinden, Jürgens ist trotzdem froh, dass die Ausgangslage in diesem Jahr eine deutlich ruhigere ist.

Reload-Pommesgabel

Im August ist es wieder soweit – dann steht in Sulingen wieder die „Pommesgabel“ im Zentrum. Foto: Reload/Jessika Wollstein

„Man musste sich erst wieder dran gewöhnen, die alten Wege zu laufen“, sagt er lachend, das sollte in diesem Jahr wieder besser funktionieren. So wie das meiste andere auch. Besonders freute er sich darüber, dass die Früh-Anreise gut aufgenommen wurde, was die Zuschauer betrifft, darf es in diesem Jahr durchaus wieder mehr sein – da waren die Endausläufer der Corona-Pandemie im vergangenen Sommer durchaus noch zu spüren.

Alles wurde teurer

Und auch heute hat man bisweilen noch mit den Auswirkungen zu kämpfen: die eine oder andere Firma, mit der man zusammengearbeitet hat, sei auf der Strecke geblieben, konstatiert der Festival-Chef. Manche Dienstleistungen sind knapper geworden und damit auch teurer. Um rund 20 bis 25 Prozent seien die Fixkosten für das Festival insgesamt gestiegen, so der Reload-Chef weiter. Die gestiegenen Preise führten auch dazu, dass sich das Reload-Team ebenfalls veranlasst sah, die Ticketpreise zu erhöhen – „ich mag sowas überhaupt nicht gern“, versichert Jürgens glaubhaft, „aber wir hatten keine Wahl.“ So habe man die Eintrittskarten aber nur in dem Maße erhöht, wie es aufgrund der Mehrkosten nötig war. „Wir selbst haben da keinen Cent mehr von“, so Jürgens.

Reload-Bands-Festival-Abend

Immer wieder faszinierend: Das Reload by night. Foto: Reload/Jessika Wollstein

„Grundverständnis ist da“

Wie haben die Festival-Besucher darauf reagiert? „Das Grundverständnis ist zum Glück da“, sagt Jürgens, der aber auch ein anderes Ticketkauf-Verhalten beobachtet: „Die vielen Krisen haben schon dazu geführt, dass sich der Einzelne überlegt, was kann oder will ich mir leisten – und das merken wir auch.“ Er selbst kenne einige Leute, die früher viele Festivals „mitgenommen“ hätten – und sich heute dann nur für wenige oder auch nur ein einziges Festival entscheiden: „Das ist der gesellschaftlichen Gesamtsituation geschuldet.“

Alle Metal-Spielarten vertreten

Dem Prinzip „Bock auf Rock“ tut das aber keinen Abbruch – zumal es in diesem Jahr wieder äußerst abwechslungsreich zugeht. „Letztes Jahr waren wir vielleicht ein bisschen zu heavy“, räumt Jürgens ein, „da sind die Freunde der harten Gangart mehr auf ihre Kosten gekommen als andere – von von der Wertigkeit war es aber wieder top.“ In diesem Jahr sind einmal mehr alle Spielarten des Metal vertreten, von Trash Metal über Speed Metal bis hin zu Death Metal und Hardcore – und auch Freunde von Punk und Alternative Rock werden dieses Mal wieder stärker bedient.

Reload-Powerwolf

Einer der beiden Headliner: Powerwolf. Foto: Reload

Powerwolf und Mr. Hurley

Als einer der beiden Headliner wurde die Saarbrücker Power Metal Band Powerwolf engagiert, die erstmals beim Reload dabei ist, im Vorjahr als Support von Iron Maiden aber in Bremen zu erleben war – eine Band, die polarisiert, was auch den Verantwortlichen bewusst ist. Aber, so Jürgens: „Sie stehen eben auch für tolles Entertainment, sehr viele Leute mögen das – ich glaube, dass es sehr gut funktionieren wird.“

Zumal als zweiter Headliner die schwedischen Metal-Giganten In Flames zu erleben sein werden, die schon zum dritten Mal beim Reload dabei sind und ihr neues Album „Foregone“ vorstellen. Neben zahlreichen Metal-Acts und den oben genannten Vertretern von Punk und Alternative Rock ist aber auch ein etwas schräger Act wie Mr. Hurley & die Pulveraffen dabei – eine Folk-Band aus Osnabrück, die mit wortwitzigen Piratengeschichten für gute Laune sorgen. „Ein bisschen Entspannung fürs Ohr braucht‘s eben auch, wenn Du sonst den ganzen Tag zugeballert wirst“, so Jürgens.

Reload-Pennywise

Pennywise wurden auf den letzten Drücker verpflichtet – damit erfüllten sich die Veranstalter einen lange gehegten Wunsch. Foto: Reload/Josh Collman

Pennywise kamen noch dazu

Das Line-Up entstehe immer aufgrund der Faktoren, wer zum Festival passe, wer auf dem Markt (bzw. gerade auf Tour) ist und wer bezahlbar ist, so Jürgens weiter, der im Folgenden verrät, wie ein Engagement auch mal zustande kommen kann: „Wir haben zum Beispiel immer versucht, Pennywise zu kriegen – das hat aber nie geklappt. Dann kamen die plötzlich um die Ecke, als wir eigentlich schon fertig war mit der Planung – und da haben wir gesagt, okay, die Chance lassen wir uns nicht entgehen, und sie noch mal auf’s Programm draufgepackt.“ Die Verpflichtung der amerikanischen Punk-Legenden hat indes schon bei der ersten Ankündigung viele Fans begeistert – also einmal mehr alles richtig gemacht!