Der sich für die Welt interessiert

„Naher Osten – Reisen im Morgenland von gestern“ heißt das neue Buch des Bremer Pastors Volker Keller: Er nimmt seine Leser mit durch eine Reise durch die Türkei, Israel, Jordanien, die Vereinigten Arabischen Emirate, den Iran und Ägypten. Durch den Krieg zwischen der Hamas und Israel ist es ungewollt aktuell.

Von Ulf Buschmann

„Evangelische Kirchengemeinde Bremen-Vegesack, Pastor Keller. Bitte sagen Sie Ihre Nachricht nach dem Ton.“ Wer diese Telefonansage hört, muss damit rechnen, dass der Geistliche wieder einmal außerhalb Europas unterwegs ist. In Israel oder Ägypten zum Beispiel, wo Pastor Keller, Vorname Volker, im kommenden Jahr hinreisen möchte. Dies wird keine Fahrt ins Blaue, im Gegenteil: Volker Keller weiß ganz genau, worauf er und seine Reisegruppe sich im Land der Pharaonen einlassen werden.

Ägypten gehört zu den Ländern, die der Bremer schon mehrfach bereist hat – nicht als einer von Millionen Touristen, die jedes Jahr in das Land einfallen. Volker Keller interessiert sich für Land und Leute, die Kultur, auch die politische Lage. Das alles bringt er gerne zu Papier. Hin und wieder nutzt er seine (Er-) Kenntnisse für eine seiner Predigten oder er sortiert und strukturiert sein Material, um daraus ein Buch zu formen – so auch jüngst wieder. „Naher Osten – Reisen im Morgenland von gestern“ heißt sein neuestes Werk, das im Reisebuch-Verlag erschienen ist.

Naher Osten-Israel-Ägypten-Reisen

Der Vegesacker Pastor Volker Keller ist ein Bildungsreisender. Foto: Buschmann

Naher Osten: Entsetzen über Vorgänge

Durch seine Reisen hat der Vegesacker einen besonderen Blick auf den Krieg zwischen der Hamas und Israel. „Ich hätte nie gedacht, dass die Hamas so barbarisch vorgeht. Das ist einfach widerlich“, sagt Volker Keller einerseits: „Auch wenn man gegenüber dem Staat Israel ein kritisches Verhältnis hat, kann man nur Mitleid empfinden.“ Andererseits sei es ihm unverständlich, dass die deutsche Politik gegenüber der palästinensischen Zivilbevölkerung so empathielos sei. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) habe darüber kein Wort verloren.

Volker Keller betrachtet den aktuellen Krieg nicht nur durch die Brille der deutschen Medien. Er schaue auch Aljazeera. Der arabische Nachrichtensender mit Sitz in Katar lege seinen Fokus auf die Palästinenser. Diese würden seit 1948 von Israel unterdrückt. Diese Hintergründe würden in Deutschland nicht vermittelt – zumindest nicht im Zuge der aktuellen Nachrichtenlage. Dokumentationen dazu sind zum Beispiel auf ZDF-Info abrufbar.

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Vorwort von Jürgen Trittin

Zur Lage im Nahen Osten hat sich vor wenigen Tagen Baerbocks Parteifreund Jürgen Trittin geäußert. Der Grünen-Politiker hat das Vorwort geschrieben. Dies liegt nahe, denn Volker Keller und der ehemalige Bundesumweltminister sind im gleichen Bremer Stadtteil aufgewachsen: in Vegesack. „Jürgen“, wie Volker Keller ihn freundschaftlich nennt, ist noch immer Mitglied des Deutschen Bundestages und Auswärtigen Ausschusses. Er weiß also, wovon er spricht, wenn er schreibt: „,Reisen im Morgenland von gestern’ ist mehr als eine Teilsumme von Volker Kellers Reiseerlebnissen. Sein Blick ist geprägt von der Neugier auf andere Kulturen. Dieser Blick ist offen, aber nicht kritiklos.“

In der Tat: Des Pastors Buch mit seinen ordentlichen 388 Seiten mit vielen Fotos ist flott wegzulesen. Aber ist auch ein Werk, bei dem etwas hängenbleibt. Wer also irgendwann einmal plant, in den Nahen Osten zu reisen, sollte rechtzeitig anfangen, Volker Kellers Reisebericht-Reportage-Landeskunde-Mix zu lesen. Die erste Erkenntnis nach wenigen Seiten lautet denn auch: Der Nahe Osten beziehungsweise das Morgenland scheint ja ganz anders zu sein. Aber ein Kamel als Titelfoto? Ist das nicht doch zu viel Klischee? Das findet der Bremer Schreibe- und Reisepastor nicht.

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Shisha verbindet. In Aqaba (Jordanien) raucht Volker Keller eine mit. Foto: Keller

„Der Nahe Osten qualmt“

Die Antwort auf die Frage findet sich gleich zu Beginn der Einleitung mit der mehrdeutigen Überschrift „Der Nahe Osten qualmt“. Volker Keller schreibt: „Eigentlich rauche ich nicht. Jedenfalls nicht zu Hause. Im Nahen Osten bin ich ein anderer. Ich lasse mich in weiche Polster fallen, bestelle Apfelaroma und kann es nicht abwarten, den Tabakrauch einer Wasserpfeife einzusaugen und mit dicken Backen und spitzem Mund in die Luft zu pusten – genauso wie meine Raucher ,freunde’ ringsherum. Orient: Das ist für mich Shishabar. Das ist ein entspanntes Gespräch mit dem Polsternachbarn und das gemeinsame Stillsein beim Qualmen. Aus dem Orient stammt das Sprichwort ,Reden ist Silber, Schweigen ist Gold’. Beim Schweigen lausche ich auf das Blubbern in der Wasser-Bowl und vergesse die Zeit. Ich werde vom Nahen Osten erzählen, von Begegnungen, von Landschaften, von Ereignissen, von Politik und Religion – nicht von Museen. Ich reise, um Menschen zu treffen, Museen meide ich, mit Ausnahme antiker Ruinenstädte in Persepolis und Jerash.“

Volker Keller beschreibt eine wunderschöne Szene, die nicht weniger als intensives Kopfkino macht. Wer das liest, möchte sofort dorthin. Aber er weiß auch: „Die Länder sind rückständig.“ Zur Wahrheit des Nahen Ostens gehöre eine geringe Alphabetisierungsrate und entsprechend ein schlechtes Bildungssystem. Der Ferne Osten, den Volker Keller ebenso intensiv bereist, ist seinen Worten nach „eine völlig andere Welt“ – mit technologischen Neuentwicklungen etwa. Nichts jedoch ist davon im Nahen Osten zu sehen, außer vielleicht in Israel, dem Land mit der höchsten Start-up-Dichte weltweit, und den Golfstaaten.

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Volker Keller in Muscat/Oman.

Konservativer Islam

Der Islam im Nahen Osten, das weiß Volker Keller als Theologe und Religionswissenschaftler, sei sehr konservativ und habe ein Riesenproblem mit dem Patriarchat: „Das ist das Grundproblem der Spannungen mit Europa.“ Die Ausnahme ist Jordanien, ein sehr Deutschland-freundliches Land. Dies beschreibt der Bremer in seinem Buch so: Jordanische Gastfreundschaft Deutschen gegenüber ist nicht zu bremsen. Deutschland hat sich nicht am Irakkrieg beteiligt und gibt viel Geld für Flüchtlinge.“ Die liberalen Demokratien sind laut Volker Keller „das Vorbild für Jordanien“. Der Bremer blickt auch auf den Iran: „Die Menschen dort sind ebenfalls sehr deutschfreundlich.“

All diese Erfahrungen und Begegnungen schreibt Volker Keller stets auf. „Ich habe immer ein kleines Notizbuch dabei“, sagt er schmunzelnd. Anfangs sind die Notizen mehr oder minder ungeordnet, Struktur bekommt das Ganze erst am heimischen Computer – einen Laptop hat Volker Keller nicht dabei. Er besitzt übrigens auch kein Mobiltelefon. Somit kann sich Volker Keller komplett auf seine Reisen konzentrieren. Dies merkt, wer sich in die Beschreibungen und sehr dichten atmosphärischen Schilderungen des Bremer Pastors vertieft.

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Unter-Kollegen: Volker Keller mit einem Priester im Hindutempel in Colombo auf Sri Lanka.

Erste Reise nach Indien

Erfahrungen hat Volker Keller ausgiebig sammeln können. Seine erste Reise führte ihn nach Indien. Inspiriert worden war der damals junge Mann von Hermann Hesses Buch „Siddhartha. Eine indische Dichtung“. Volker Keller erwartete vergeistigte Menschen, „aber ich wurde tief enttäuscht.“ Aber diese Desillusionierung sollte ihn nicht davon abhalten, während des Theologiestudiums 1986 unter anderem vier Wochen lang bei der Deutschen Evangelischen Auslandsgemeinde in Mumbai zu weilen.

„Da habe ich viel gelernt“, sagt Volker Keller. Und: „In diesen 40 Jahren habe ich das gebildete Reisen entdeckt.“ Genau das ist es, was er in seinem neuen Buch vermitteln möchte. „Wer was weiß, der sieht mehr“, ist der Autor überzeugt. Das nächste Buch ist denn auch bereits in Arbeit: „Ferner Osten. Reisen im Morgenland von heute. Indien, Sri Lanka, China, Vietnam, Singapur, Indonesien und Japan“. Auch dieses erscheint im Reisebuch-Verlag.

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