DJ Toddy, Party und Rundenrekorde

Bei den Bremer Six Days trifft sich im Prinzip die halbe Stadt. Dies ist auch nach drei Jahren Zwangspause so – ein Blick aufs Publikum abseits des Sports.

Von Ulf Buschmann und Andree Wächter

Da ist es wieder, dieses (typische) Bremer Partyphänomen: Vorgeglüht wird im Hauptbahnhof. Diesen Grundsatz eines anstehenden Partyabends befolgen an diesem Sonnabend insbesondere Männergruppen irgendwo zwischen 40 und 55 Jahren. Mit einigen Bieren intus grölt es sich auch mit angegrauten Haaren noch genauso prächtig wie einst in der Pubertät. Das Ziel dieser und vieler anderer Menschen ist das Bremer Sechs-Tage-Rennen. Oder wie es offiziell heißt: die Six Days. Geblieben ist vom einstigen Glanz zwar nur der Name, denn eigentlich müsste es Four Days heißen – die Veranstalter haben das Event nach dem Neustart aufgrund dreijähriger, durch die Corona-Pandemie verordneter Zwangspause um zwei Tage verkürzt. Der Startschuss fiel erst am Freitag und Schluss ist bereits am Montagabend.

Aber der Beliebtheit tut dies keinen Abbruch, im Gegenteil. Den Besuchern ist es an diesem Sonnabend egal, ob am Montag oder Dienstag Schluss ist. Party, klar, das gehört selbstverständlich dazu. Aber, findet ein Beobachter, im Gegensatz zu den vergangenen Jahren nehmen in diesem Jahr auch am Sonnabend vermehrt die Menschen auf den Rängen Platz, die sich vor allem für den Radsport interessieren. Und das nicht zu knapp. „Es ist schon gut gefüllt“, befindet gegen 21.30 Uhr einer der diensthabenden Feuerwehrleute, die die Brandwache stellen, „bald wird der zweite Rang geöffnet werden müssen.“ Eine gute Stunde später ist es so weit.

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Six Days: Strammes Programm

Zu diesem Zeitpunkt geht es auf der Bahn längst rund. Die Fahrer haben an diesem Tag ein straffes Programm zu absolvieren: Kidsday ab 11 Uhr, von 16 bis 19 Uhr Pause und dann noch einmal Programm bis 2 Uhr nachts. Der Andy-Kappes-Cup, Sprints, Verfolgung, Dernyrennen und Paracycling stehen auf dem Programm. Desinteresse am Sport wie in den vergangenen Jahren? Gibt es 2024 nicht. Nur die wichtigen Menschen von Sponsoren und Medien mit ihren reservierten Plätzen im Innenraum sind eher mit sich selbst beschäftigt. Warum auch nicht, schließlich sind die Six Days traditionell gut geeignet, Geschäftskontakte zu pflegen.

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War wieder einmal nicht zu bändigen: DJ Toddy auf der Bühne in Halle 4. Foto: Andree Wächter

Sich einen Abend in der Stadthalle sowie in Halle IV zu gönnen, bedeutet ebenso traditionell: Komme später und Du hast mehr davon. Sprich: Vor 21 Uhr lohnt ein echter Besuch des Showprogramms nicht. Aber dem Spaß tut es keinen Abbruch, wie der geneigte Besucher bei wohl dem bekanntesten Stimmungsmacher der Region, DJ Toddy, teils fasziniert, teils belustigt feststellt. Ob zwischen 20 und 21 Uhr die Halle kaum gefüllt ist, gibt der gebürtige Nordbremer alles. Die Bühne, nach Aussage des Entertainers die größte mobile die es gibt, kann für ihn gar nicht groß genug sein für seine Action – dafür liebt das Publikum DJ Toddy und DJ Toddy sein Publikum.

Zwei Stunden später hat sich die Szenerie komplett verändert. Die Leute klatschen, singen insbesondere die Schlager mit und lassen es sich gut gehen. Jeder kennt jeden Song, der da aus den Boxen dröhnt. Kaum einer ist ruhig, wenn DJ Toddy beispielsweise den Partykracher „Komm, wir fahren nach Amsterdam“ spielt. Wer dazukommt, muss mehrmals horchen: Singt da nun DJ Toddy oder ist es Cora, die den Song anno 2006 bekannt gemacht hat? Spätestens bei „Reißt die Hütte ab“ ist Halle IV bei Apres-Ski- und Malle-Niveau angekommen.

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Partystimmung in Halle 4 vor der großen Bühne. Foto: Andree Wächter

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Nichts los beim Deka Dance

Das genaue Gegenteil ist der Bereich der Partyreihe Deka Dance. Vor Mitternacht ist die Anzahl der Menschen, die sich dafür interessieren, sehr überschaubar. Zwar haben die Six Days-Veranstalter mit den DJs Benice, Percy und Tobi Meisner namhafte Vertreter der hiesigen Partyszene engagiert. Jedoch: Warum soll nicht in der Halle das gelten, was an einem ganz gewöhnlichen Partywochenende die Regel ist? Gefeiert wird frühestens ab Mitternacht.

Entsprechend verlieren sich nur ein paar Frauen und eine Gruppe augenscheinlich schon gut alkoholisierter Männer mit komischen Sonnenhüten auf die Tanzfläche. Ob sie die kommenden Stunden in der Halle erleben werden, ist mehr als fraglich – ein Mitarbeitender des Sicherheitsdienstes beäugt die Gruppe ein wenig argwöhnisch. Oder wie es ein Besucher lachend umschreibt: „Das Fachpersonal hat die Typen wohl im Blick.“

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In Halle 1 wurde es voll. Foto: Ulf Buschmann

Rekorde auf der Bahn der Six Days

Derweil jubeln die Sportinteressierten den Radprofis zu. Im Laufe des Abends jagt ein Rekord den nächsten. Unter anderem stellt Alessa-Catriona Pröpster mit 9,360 Sekunden für eine gefahrene Runde einen neuen Bahnrekord auf. „Ich habe schon viel erlebt, aber was hier heute passiert ist, verursachte eine Gänsehaut bei mir“, wird der Sportliche Six Days-Leiter und frühere Weltmeister, Erik Weispfennig, in einer Medienmitteilung zitiert. In der Gesamtwertung führen nach dem zweiten Tag der niederländischen Weltmeister Yeori Havik und Jan-Willem van Schip vom Team Hermes.

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Wie vom anderen Stern: Zwei der Radsportler in Warteposition. Foto: Andree Wächter

Six Days-Finale

Zum Abschluss am heutigen Montag, 15. Januar, steht noch einmal Großes auf dem Programm. Um 0 Uhr startet in Halle 1 die „After Race Party“ mit Ben Zucker. Eine Stunde später steht El Bartho auf der Bühne. Dieser sorgt zusammen mit DJ Toddy bereits ab 18.30 Uhr in Halle 4 für Party. Beim Deka Dance legen ab 21 Uhr Jimmy Deroy, Joerg Wittekindt und Tobi Meisner auf. Um 19 Uhr beginnt das Sportprogramm in Halle 1. Die Sixdays 2024 enden um 2 Uhr.