Meisterwerk mit rotem Himmel

In der Rubrik „Lieblingsalbum” stellen wir in loser Reihenfolge die Tonträger vor, die für uns einen besonderen Stellenwert haben. Heute schreibt Frank Schümann über Fischer-Z’s Meisterwerk „Red Skies over Paradise“.

Von Frank Schümann

„Down in their bunkers under the sea, men pressing buttons don’t care about me…“ Rockmusik war schon immer politisch, bzw.: konnte politisch sein. Ganze Genres wie der Punk hatten diese Haltung, aber auch der ebenfalls aus England kommende sogenannte New Wave-Sound brachte diesbezügliche einige charakteristische Bands hervor – so wie Fischer-Z, die im Jahre 1981 mit ihrem Album „Red Skies over paradise“ eine der stärksten Platten dieser Dekade überhaupt hervorbrachten.

New Wave, Punk, Ska, Rock …

Wenngleich es die Bezeichnung New Wave nicht ganz trifft: die treibenden Rock-Hymnen auf dieser Platte wie „Marliese“, „Berlin“ oder „In England“ atmen Punk, darüber hinaus spielen Fischer-Z mit Reggae- und Ska-Rhythmen („You’ll never find Brian here“), fahren wie in „Batallions of Strangers“ aber auch gigantische Soundwände auf – die Vielfalt ist sprichwörtlich. Was diese Platte aber eben auch ist: ein glasklarer Kommentar zur politischen Weltlage – zum damals vorherrschenden Kalten Krieg. Am deutlichsten äußert sich das im oben zitierten Titelsong „Red Skies over paradise“ und in „Cruise Missiles“.

John Watts, Gründer und Frontmann von Fischer-Z. Foto: Area Entertainment/Thorsten Samesch

Musik und Politik

Doch der Reihe nach. Als das Album 1981 erschien, hatten Fischer-Z zuvor bereits zwei weitere Tonträger veröffentlicht, die Alben „World Salat“ und „Going Deaf for a Living“. Vor allem das Zweite erntete viel Kritikerlob und heimste auch die ersten Charterfolge ein – der Durchbruch kam dann erst mit dem Album Nummer drei. „Red Skies over Paradise“ ist ein Meisterwerk: Es atmet Zukunftsangst, ist aber keineswegs ohne Hoffnung – und musikalisch und textlich mit jedem einzelnen Song auf dem Punkt. Was damals schon elektrisierte, funktioniert heute immer noch. Platte und Musik sind tadellos gealtert – und was die Texte und die darin beschriebenen Stimmungen betrifft, in fast erschreckender Form.

Stärkstes Album – und Auflösung

Wie so häufig, gab es dann aber auch prompt „Knatsch“ im Bandgefüge – auf dem Höhepunkt des Erfolges lösten sich „Fischer-Z“ aus. Vielmehr: Sänger John Watts löste die Band auf – denn der 1954 im englischen Harrow bei Middlesex geborene Frontmann war und ist eigentlich immer Fischer-Z gewesen, egal, wer neben ihm spielen durfte.

Solo und Rückkehr zum Namen

In den 1980er feierte er auch unter seinem eigenen Namen Erfolge mit Songs wie „One Voice“ oder „I smelt Roses“, später – und bis heute – veröffentlichte er wieder unter dem alten Bandnamen, ohne dass jemand wieder neben ihm dauerhaft zum Band-Konstrukt gehören würde. An die ganz großen Erfolge konnte er zwar nicht mehr anknüpfen – sein Platz in der Rock-Geschichte ist ihm aber sicher.

Pünktlich zur aktuellen Tour (mit Band!) hat er zwar mit „Triptych“ ein neues Album im Gepäck, gibt aber davon nur jeweils wenige Stücke zum Besten. Von „Red Skies over Paradiese“ dagegen finden sich sieben bis acht Songs in der Setlist – darunter natürlich auch der Titelsong.

John Watts wird wissen, warum. Und wir auch.

Fischer-Z in Bremen

Fischer-Z spielt am Donnerstag, 9. Mai, 20 Uhr in der Kesselhalle des Schlachthof Bremen. Karten gibt es online oder an der Abendkasse.