Verrückt nach Faustball

Weltweit und vor Ort: Bei Sönke Spille aus Brettorf im Landkreis Oldenburg dreht sich alles um Faustball. Er ist unter anderem „Head of Event“ des Weltverbandes.

Von Ulf Buschmann

Einen Termin mit Sönke Spille zu finden ist schwierig. Anfang der Woche? Keine Chance wegen eines Kurzurlaubs. Ende der Woche? Ja, könnte klappen, doch dann kommt kurzfristig ein Termin dazwischen. Zum Glück klappt es am Freitag, am nur per Videokonferenz. Sönke Spille aus Brettorf ist ein gefragter Mann – nicht nur vor Ort, sondern vor allem international. Von seinem beschaulichen Heimatort aus organisiert der 29-Jährige zurzeit eine der größten Sportveranstaltungen weltweit mit: die Worldgames im chinesischen Chengdu vom 9. bis 13. August.

„Die Worldgames sind die olympischen Spiele der nicht-olympischen Sportarten“, sagt der Brettorfer. Dazu gehört der Sport, der für ihn praktisch Lebensinhalt ist: Faustball. Spille bekennt: „Ich bin Faustball-verrückt.“ Dabei gehen berufliche und ehrenamtliche Tätigkeiten nahtlos ineinander über. Beruflich ist Spille Head of Event des Weltverbandes, der International Fistball Association (IFA). Für den Österreichischen Faustballbund (ÖFBB) kümmert er sich um die Kommunikationsarbeit. „Es ist das ganze Paket mit Presseberichten schreiben, Social Media und Videoproduktion.“

Sonke-Spille-Worldgames-Chengdu

Sönke Spille (links) trifft sich mit den Organisatoren der Worldgames im chinesischen Chengdu. Foto: International Fistball Association

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Er kann nicht ohne Faustball

Aber auch ehrenamtlich kann Spille nicht ohne Faustball. „Ich bin Trainer unserer Bundesliga-Mannschaft der Herren“, erzählt er: „Und ich bin Bundesliga-Schiedsrichter.“ Aber das reicht dem engagierten Menschen noch immer nicht. Im Niedersächsischen Turnerbund (NTB), dem Faustball als Sportart zugeordnet ist, kümmert sich Spille ebenfalls um die Kommunikationsarbeit. Für Nicht-Faustball-Themen sorgt seine Freundin, „die zum Glück nicht vom Faustball kommt“. Spille muss schmunzeln.

Als Brettorfer kam er mit seinem Herzensport früh in Berührung: als Sechssjähriger. Dass er nicht nur spielen möchte, sondern ihn auch das Drumherum „reiz und interessiert“, sei ihm immer klarer geworden, je älter er wurde. Erste kleine Tätigkeiten bei Turnieren, dann Sprecher und einiges mehr – Spille arbeitete sich Stück für Stück in alle möglichen organisatorischen Dinge rund um den Faustball ein. Seine zwischenzeitliche Tätigkeit im Büro des Kreissportbundes Oldenburg dürfte dabei hilfreich gewesen sein.

Sönke Spille bei einem Treffen mit den Competition Managern der World Games in Chengdu. Foto: International Fistball Association

Das Faustball-Alleinstellungsmerkmal

Die Frage nach dem Faustball-Alleinstellungsmerkmal beantwortet Spille sehr sicher. Er hebt zuerst die „besondere Atmosphäre“ bei den Turnieren und Begegnungen in allen Klassen hervor. Faustballerinnen und Faustballer gleichermaßen zeichne ein Zusammengehörigkeitsgefühl aus, das er in anderen Sportarten nicht finde. „Auf dem Feld sind wir Rivalen, danach sind wir Freunde.“ Der Faustball-Verrückte hebt zudem dem einfachen Einstieg in seinen Sport hervor. Was er schade findet: Bis vor einigen Jahren gehörte Faustball zum festen Schulsport-Programm. Dies ist inzwischen kaum noch der Fall.

Um Faustball aus seiner Nische herauszuholen, tun Spille und Co. einiges – insbesondere international. So sind Turniere heute ein Event mit einer Mischung aus hochkarätigem Sport und Unterhaltung. Das Spannende dabei seien die unterschiedlichen Anforderungen an die Organisation. Spille nennt als Beispiel Turniere wie die Weltmeisterschaft im argentinischen Montecarlo.

Es gibt immer etwas zu organisieren. Sönke Spille (links) bei der Frauen-WM in Argentinien mit Sprecher Fer Gallastegui. Foto: Lars Neumann

Dorthin müsse die komplette Infrastruktur mitgebracht werden, während es in Deutschland und Europa lediglich um eine gute Kommunikation gehe. Und dass Faustball wirkt, stellte Spille bei der Weltmeisterschaft fest. Aufgrund dessen bekamen die Menschen der kleinen Stadt endlich die Straßenbeleuchtung, auf die sie viele Jahre zuvor gewartet hatten.

Kann sich Spille etwas anderes vorstellen als seinen Sport? Seine Antwort: „Zurzeit nicht.“ Der Brettorfer konzentriert sich aktuell ganz auf die Worldgames, aufs „Eintüten“ der Club-WM im kommenden Jahr und die WM der Männer 2027. So ganz nebenbei steht Spille ein ganz privates Projekt ins Haus: „Im nächsten Jahr werde ich in Brettorf bauen.“