Impfzertifikat lesen will gelernt sein

Bislang ist unser Autor Ulf Buschmann gut durch die Corona-Pandemie gekommen – bis exakt 1. Februar. Am Nachmittag dieses Tages durfte er das Restaurant seiner Wahl im Bremer Viertel nicht betreten – eine neue Folge von Buschmanns Kosmos.

Von Ulf Buschmann

Hach, was habe ich mich gefreut. 2G oder 2G+ im Handel und in der Gastronomie? Betrifft mich nicht mehr. Ich bin geboostert! Alles ist also gut für mich. Das dachte ich – bis zum späten Nachmittag des 1. Februar. Gegen 16.50 Uhr musste ich lernen: Das Dasein als Mitarbeiter in der Gastronomie ist ein schweres. Der Mensch, der mir gegenübertrat, konnte erstens meinen vorliegenden Impfstatus nicht richtig lesen, hatte zweitens die Corona-Landesverordnung nicht verstanden, interessierte sich drittens nicht für meine Erklärungen und hatte viertens Angst vor den Kontrollen des Ordnungsamtes.

Aber der Reihe nach: An besagtem 1. Februar hatte ich mich mit einer Kollegin aus Berlin verabredet, um vor ihrer Weiterreise gemütlich essen zu gehen. Doch unser Plan wurde knallhart durchkreuzt. Als ich dem Menschen des Restaurants meinen in der Covpass-App hinterlegten Impfstatus zeigte, schüttelte er den Kopf. „Ich kann Sie hier nicht reinlassen, das tut mir leid“, waren seine Worte. Wie bitte? „Ich bin geboostert“, gab ich ihm zu verstehen. Aber das interessierte ihn nicht wirklich, denn mein Zertifikat zeigte nur „2/2“ an. Für ihn hieß das: zweimal geimpft.

Angst vor der Geldbuße

Das waren für mich neue Töne. Ich zeigte ihm meinen Genesenen-Nachweis vom November 2020, versuchte ihm zu erklären, dass nach der Landesverordnung die erste Infektion als erste Impfung gelte und ich nur noch einen weiteren Piks für den Grundschutz benötige. „Nein“, beharrte der Mann, „Ihr Nachweis ist zu alt!“ Hä? Und er schob nach: „Wir werden hier jede Woche vom Ordnungsamt kontrolliert!“ Eine Strafe von über 1.500 Euro zu zahlen, das möchten er und vor allem sein Chef bitte vermeiden.

Auf Diskussionen wollte ich mich nicht einlassen. Also verließen meine Kollegin und ich das Restaurant. Wir fragten uns beide, was denn nun richtig ist. Ich war völlig verunsichert. Diese Frage beschäftigte mich logischerweise den ganzen Abend. Ich sah das bescheidene Stück Lebensqualität schwinden, das ich mir durch die rechtzeitige Booster-Impfung erhalten habe. Auch der Mann des Ordnungsamts, den ich in der Innenstadt ansprach, sorgte nicht unbedingt dafür, dass sich die Fragezeichen in meinem Hirn auflösten.

Sackgasse Callcenter

Auch die Informationen über Erlaubtes und Verbotenes auf den Internetseiten der Bremer Gesundheitssenatorin brachten mich nicht weiter. Wer noch Fragen hat, kann dort ein Kontaktformular ausfüllen oder sich unter der Telefonnummer 0421/57 75 11 77 im Callcenter melden. „Unsere Kolleg:innen bei der Impfhotline sind von Montag bis Freitag zwischen 8:00 und 20:00 Uhr und am Wochenende zwischen 10:00 und 15:00 Uhr für Sie erreichbar und helfen Ihnen gerne weiter“, heißt es dort. Und wieder: Sackgasse. Die Dame sei nur für die Terminvergabe zuständig. Auf die Frage, an wen ich mich wenden könne, gibt sie eine eindeutige Antwort: „Internet!“

Meine Fragen werden am Ende erst bei meinem Hausarzt beantwortet: Ich habe alles richtig gemacht. „Das Problem ist die App“, erklärt mir meine Lieblings-Medizinische-Fachangestellte. Diese könne den Status eines Ex-Infizierten, wie ich es einer bin, nicht darstellen. Aber inzwischen interessiert es mich nicht mehr – ich bin zwei Mal geboostert. Im Zertifikat steht jetzt „3/3“. Das versteht sogar ein Mensch aus der Gastronomie.

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