Beatrice Egli: Gute Laune und leise Töne
Die meisten Menschen sehen die Beatrice Egli im Fernsehen. Auf der Bremer Seebühne ist sie den Besuchern ganz nah. Die meisten ihrer Songs sind Partykracher. Aber die wirklichen künstlerischen Stärken zeigt Beatrice Egli bei ihren leisen Stücken. Ein Wohlfühl-Programm.
Von Ulf Buschmann
Beatrice Egli macht neugierig: Wie ist sie live und welche Ausstrahlung hat sie? Ihre Fangemeinde ist groß – das ist im Showgeschäft erst einmal nichts Besonderes. Und doch ist das Image ein anderes als das ihrer Kolleginnen und Kollegen, wie Helene Fischer. Die Schweizerin, die vor zehn Jahren die Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ gewann, wirkt nahbar und bekommt auf der Bühne auch schon mal einen Lachanfall. Alles in allem ist ein Abend mit Beatrice Egli ein angenehmes Konzerterlebnis – so auf der Seebühne Bremen mit rund 1.300 Fans.
Beatrice Egli hat sichtlich Spaß auf der Bühne. Foto: Ulf Buschmann
Sie müssen allerdings noch eine knappe Stunde auf den Egli-Aufritt warten. Das Management hat ihr zwei Supportacts zur Seite gestellt: Mitch Keller und Maximilian „Maxi“ Arland. Die Zuschauer gehen artig mit, aber alles wartet am Ende auf ihre Beatrice. Überraschung: Die Show beginnt nicht später, sondern überpünktlich um 20.58 Uhr. Die Schweizerin schreitet von hinten auf die Bühne. Ein Spot taucht sie in gleißendes Licht – Beatrice Egli, die Erscheinung!
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Beatrice Egli legt sich voll rein. Foto: Ulf Buschmann
Die nachdenkliche Beatrice Egli
Doch abgehoben und der Welt entrückt, nein, das ist sie ganz und gar nicht. Im Gegenteil: Beatrice Egli ist auf echter Augenhöhe mit ihrer Band. Selbst ihrem Stagehand dankt sie ins Mikro, als er ihr einen Ständer hinstellt. Mit einem schnellen, verschmitzten Lächeln verschwindet der Mann wieder von der Bühne. Beatrice Egli brennt in 75 Minuten ein echtes Konzert- und Partyfeuerwerk ab. Aber nicht nur das: Ihre künstlerisch-gesanglichen Qualitäten kommen bei den leisen Songs zum Vorschein. Diese singt sie auf Schwiezerdütsch, und dahinter verbirgt sich auch eine nachdenkliche Beatrice Egli.
Aber die Schweizerin und ihr Management wissen: Die Fans lieben die Gute-Laune-Songs á la Schlagerboom, wie bei „Volles Risiko“. Das Programm ist denn auch auf Party und gute Laune ausgelegt, und keinen hält es lange auf den bestuhlten Plätzen. Nach drei Songs stehen alle Fans, einige tanzen gar. Andere müssen sich erst einmal mit Getränkenachschub versorgen. Den gibt’s wie im vergangenen Jahr übrigens in praktischen Boxen.
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Abendstimmung an der Seebühne mit den Häfen. Foto: Buschmann
Matterhorn und Reggae
Für die Besucher, die Beatrice Egli nicht so gut kennen, offenbart sich eine künstlerische Wundertüte. Seit sie vor zehn Jahren die Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ gewann, hat sich die Schweizerin ein ganzes Stück weiterentwickelt. So erzählt ein Lied von ihr – auf Schwiezerdütsch gesungen – von ihrer Besteigung des Matterhorns. Eine Herausforderung selbst für Schweizer, die ja mit Bergen aufwachsen. Beatrice Eglis Songschreiber haben aus dieser für sie wichtigen Geschichte eine stylische Reggae-Nummer gemacht. Ein Musterbeispiel dafür, wie sich schwerer Inhalt in eine leichte Melodie verpacken lässt.
An diesem Kontrast hat Beatrice Egli sichtlich Spaß – wie an allem, was sie tut. Licht und Sound sitzen, das Zusammenspiel zwischen ihr und der Band passt in allen Belangen. Logisch, dass Beatrice Egli im Mittelpunkt steht. Und doch weiß sie sich an einigen Stellen bewusst zurückzunehmen. Beispielsweise dann, wenn ihr Gitarrist „Pogo“ mal ein Solo spielt. Unterm Strich ist ihr Programm ein musikalisches Wohlfühlprogramm vor der unvergleichlichen Kulisse der stadtbremischen Häfen.
Überraschend für manchen Zuschauer: Beatrice Egli mitten im Publikum. Foto: Buschmann
Überraschung von Beatrice Egli
Dazu gehört dieser Überraschungsmoment: Beatrice Egli schreitet die Stufen der Bühne herab und singt, von einem Security-Mann beschützt, im Publikum weiter. Selfies, Händeschütteln und gemeinsam mit den Fans lachen gehört dazu. Dabei hat die Schweizerin eine Botschaft: Egal, ob Dich andere Menschen wie sie selbst am Anfang ihrer Karriere „zu dick und zu weiß“ finden, wie sie selbst sagt: Stehe zu dir und behalte Dein Ziel im Auge. Ob mit oder ohne Botschaft, das Publikum steht Kopf.
Und der 12-jährigen Marie aus Oldenburg dürfte dieser Abend noch lange in Erinnerung bleiben. Etwas schüchtern steht sie neben der Bühne, als die Künstlerin das Mädchen anspricht. „Alles was Du brauchst“ ist Maries Lieblingssong – „also das ganze Album“. Sofort sorgt die Schweizerin dafür, dass Marie ein signiertes Album bekommt. Beatrice Eglis Tourmanager wird entsprechend gleich vor Publikum instruiert.
Am Abend wurde es kühl – von der Assistentin gibt’s eine Jacke. Foto: Ulf Buschmann
Zugaben und ein BH für Beatrice Egli
Wie im Fluge geht der Abend vorbei – aber nicht ohne Zugaben. Beatrice Egli würde gleich am Anfang noch einmal Gas geben. Doch es will nicht wirklich funktionieren. Der Grund dafür ist ein heftiger Lachanfall der Schweizerin über ein besonderes Geschenk: einen BH. Die Vermutung liegt nahe, dass eine Frau Mitleid mit ihrem Idol hatte. Beatrice Egli hat nämlich erzählt, dass ihr Gepäck nicht mit nach Bremen gekommen ist und noch irgendwo in Frankfurt sei. Also habe sie mit ihrem Team improvisieren müssen. Gemerkt hat es keiner.
Jessika Wollstein
Die vielen Lichter tauchen den Brokser Heiratsmarkt in ein besonderes Flair. Foto Wächter