Tüdeligkeit im Alltag

Wer viel um die Ohren hat, vergisst schnell mal etwas. Glücklicherweise hat dies nichts mit Demenz zu tun. Um im guten Norddeutsch zu sprechen: Ich bin einfach nur tüdelig. Zum Glück aber bin ich es nicht alleine. Es gibt viele Anekdoten aus dem Freundes- und Kollegenkreis.

Von Ulf Buschmann

In der vergangenen Woche musste meine Jeansjacke endlich mal wieder in die Waschmaschine. Darin hatten sich diverse Flecken festgesetzt. Zusammen mit einigen T-Shirts gab es eine Maschine voll. Dass meine Lieblings-Sommerhalbjahr-Jacke aufgrund der Metallknöpfe während des Waschens klackert und klötert, ist nichts Neues. Doch bei diesem Mal war das Geräusch besonders laut, dachte ich bei mir. Im nächsten Moment fiel mir ein: Mist, Du hast vergessen, Deine Lese- und Deine Sonnenbrille aus der Jacke zu nehmen.

Ich hielt die Maschine an, pumpte das Wasser ab und holte die klatschnasse Jeansjacke aus der Maschine. In den Taschen waren beide Brillen nicht mehr. Im Gegenteil, diese lagen in der Trommel. Kein Wunder also, dass die Wäsche so geräuschvoll war. Ich nahm die Brillen heraus, guckte sie an und war erleichtert: Schäden hatten meine „Glotzofone“ nicht davon getragen. Zumindest dachte ich das. Einen Tag später zeigte sich: Die Lesebrille musste zur Reparatur. „Das muss ich schweißen lassen“, sagte mein Optiker, „das kostet 49 Euro.“ Ich stimmte zu; wahrscheinlich bekomme ich das gute Stück am Dienstag wieder.

Spitzname „Schusselchen“

49 Euro dafür, dass ich wegen Stress tüdelig bin – das ist ein überschaubarer Schaden. Eine Kollegin hätte sich sicherlich gefreut, wenn sie so günstig davongekommen wäre. Sie war zumindest in der Vergangenheit hin und wieder so durch den Wind, dass sie alsbald den liebevollen Spitznamen „Schusselchen“ verpasst bekam. Bei ihr waren es nicht Brillen in der Waschmaschine, sondern verlegte Geldbörsen und Schlüssel oder auch geklaute Scheckkarten. Meistens geschah dies, wenn die Kollegin schnell zu einem Termin musste und für jeden Passanten sichtbar besagte Dinge im Auto liegen ließ – dies war natürlich unverschlossen.

Das Tüdeligkeit auch zu schiefem Haussegen führen kann, gestand mir eine Kollegin, als ich ihr von meinem Brillen-Missgeschick erzählte. Sie habe es geschafft, „die arschteuren Noise-Canceling-Kopfhörer“ ihres Göttergatten in den Hauptwaschgang zu befördern. „Ich weiß bis heute nicht, wie die in den Wäschekorb und von da in die Waschmaschine gelangen konnten“, schrieb sie mir. Zu diesem Zeitpunkt lagen meine Brillen schon zum Trocknen auf dem Tisch.

Wecker statt Mobiltelefon

An eine ganze Reihe von Anekdoten erinnere ich mich bis heute schmunzelnd aus der Zeit meines ehemaligen Büros. Meine beiden Kolleginnen waren geradezu prädestiniert dafür, für gemeinsame Lacher zu sorgen. So wollte die eine Kollegin in der Anfangszeit der mobilen Kommunikation schnell ihr Telefon mitnehmen – es war morgens wieder einmal sehr knapp bis zum Kundentermin. Telefonieren jedoch konnte die Kollegin nicht. Sie hatte statt zum Mobiltelefon zum Wecker gegriffen.

Für die andere Kollegin gab es an einem Tag so etwas wie eine Mobilitäts-Odyssee: Nicht als fünf- oder sechsmal war sie aus dem Parkhaus aus- und wieder eingefahren. Nach dem letzten Termin kam die Kollegin noch einmal kurz ins Büro, um den Rechner herunterzufahren und sich in den Feierabend zu verabschieden. Wie gewohnt, ging sie zum Parkhaus – nach wenigen Minuten stand sie wieder in der Tür. „Ich finde mein Auto nicht wieder“, sagte die Kollegin völlig fassungslos.

Meine andere Kollegin und ich konnten das nicht fassen. Wir wollten gerade mit zum Parkhaus gehen, als die andere Kollegin in schallendes Gelächter ausbrach. „Da unten steht das Auto doch“, meinte sie. Was war geschehen? Das Auto stand nicht im Parkhaus, sondern auf dem Parkstreifen vorm Büro.