Weihnachten in Polen: Alles blinkt
Die Polen haben schon immer ein besonderes Verhältnis zum Weihnachtsfest gehabt. Vor allem blinkt es an allen Ecken und Enden – Einsichten aus Buschmanns Kosmos.
Von Ulf Buschmann
Angekommen! Zwölf Stunden Zugfahrt liegen hinter mir. Von Vegesack über Bremen, Hamburg und Berlin nach Poznan bis nach Gdansk-Wrzeszcz. Oder auf Deutsch: Danzig-Langfuhr. Drei Wochen mehr oder weniger Auszeit liegen vor mir – mit Weihnachten und Silvester inklusive. Diese letzten Tage des Jahres sind etwas Besonderes: Ich bin in Polen, und die Nachbarn im Osten haben insbesondere zu Weihnachten ein besonderes Verhältnis. Polnische Weihnachtsfeste sind wegen ihres reichhaltigen Essens legendär. Tage-, ja wochenlang stehen die polnischen Frauen in der Küche und bereiten vor, was die Kühltruhen hergeben.
Was scheinbar weniger bekannt ist: Die Weihnachtsdekoration ist ebenso wichtig. Sowohl in der Öffentlichkeit als auch in und an den Häusern. Es blinkt und leuchtet so doll, dass selbst Hollywood neidisch wird. Zum polnischen Weihnachtsglück dürfte es daher gehören, dass die LED-Technik allerlei Spielereien erlaubt. Nirgendwo leuchten die Ketten nur vor sich hin. Das wäre, mit Verlaub gesagt, viel zu profan. Blinken in unterschiedlichen Farben und Rhythmen muss es. Da passiert es Menschen wie mir schnell, dass ich eine Lichterkette beim Nachbarn mit der Polizei verwechsele.
Das Ding mit den Fingernägeln
Heiligabend und die beiden Weihnachtstage sind aber auch Perfektion, die für viele Polinnen zumindest ein bisschen in Stress ausartet. Meine gute Freundin Kasia, die mich fast drei Wochen ertragen muss, gehört dazu. Kurz vor Weihnachten hat sie garantiert zwei Termine: einen bei der Kosmetikerin, einen bei der Friseurin. Die Kosmetikerin motzt die Dauerfarbe der Nägel auf. Dies geschieht regelmäßig. Doch Weihnachten wird Kasia an ihren äußeren Extremitäten besonders getunt: Die Nägel dank einer entsprechenden Behandlung besonders heftig. Wenn ich es richtig verstanden habe, bekommen sie eine spezielle Oberflächenbehandlung.
Klar, dass ich das nicht registriere, ich bin ja ein Mann. Erst als wir abends mit den Weihnachtsvorbereitungen beschäftigt sind und Kasia mich mit Hinweis auf ihre getunten Nägel bittet, die Rote Beete zu schneiden, registriere ich das Besondere – und muss anfangen zu lachen. Glücklicherweise ist Kasia nicht beleidigt, sondern lacht mit. Dafür schaue ich einen Tag vor Heiligabend etwas sparsam aus der Wäsche: Wir sind fertig mit dem Schmücken des Weihnachtsbaumes. Er steht gerade und von oben nach unten erstrahlen die roten LEDs. Kasia hat den Baumschmuck in die Zweige gehängt und freut sich: „Schau mal, die Decken auf dem Tisch passen super zum Baum.“ Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Aber wo Kasia recht hat, hat sie recht.
Die Weihnachtstage sind inzwischen Vergangenheit. Doch bis mindestens Anfang kommenden Jahres wird es in Gdansk und in ganz Polen noch blinken und strahlen. LED-Ketten müssen Schwerstarbeit leisten. Und am Ende muss ich doch zugeben, dass ich es sehr genieße.
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