Musik made in Bremen im Bond-Trailer

Andi Pique ist Musiker, Keyboarder und Produzent. Hollywood ist auch schon aufmerksam geworden

Von Andree Wächter

Was haben der Web-Trailer zum Bond-Film „Spectre“, der Werbespot zum Cewe-Fotobuch und die Fernsehproduktion „Schönes Landleben XXL“ gemeinsam? Vermutlich würden selbst die schlausten Kandidaten bei „Wer wird Millionär“ an dieser Frage verzweifeln. Die Antwort: Die Musik stammt von Andi Pique. Vielen ist er bekannt von der Band Brainstorming oder den Free Steps. Bei beiden steht der Musiker am Keyboard. Neben seinem Job als Livemusiker ist er auch als Produzent erfolgreich unterwegs.

Begonnen hat die Karriere in der Orientierungsstufe in Syke. In der 5. und. 6. Klasse musste Andi Pique Blockflöte spielen. „Das war nicht so mein Ding“, sagt Pique. Sein Vater meldete ihn zum Klavierunterricht an der Musikschule an. „Irgendwann habe ich die Lust daran verloren und zwei Jahre Pause gemacht.“ Pique nennt es einen „coolen Kniff“, wie er den Weg zurück zur Musik fand. Statt Mozart oder Beethoven lernte er nun Popmusik. Und zu Hause wandelte sich die Aufforderung von „Junge, nun üb doch mal“ zu „Junge, nun hör aber mal auf“.

Andi Pique: Von der Schülerband zum Musikstudium

Am Gymnasium musizierte Andi Pique nun in Schülerbands und machte sein Abitur unter anderem im Fach Musik. Es folgte ein Musik-Studium im klassischen Klavierspiel in Bremen. Bis 2015 arbeitete er an der Kreismusikschule Diepholz in Brinkum als Musiklehrer. Rund 15 Jahre war er dort beschäftigt.

Die schwarzen und weißen Tasten hat Andi Pique schon immer gerne vor Publikum gedrückt. In Wildeshausen ist er früher fast wöchentlich im „Carlson“ aufgetreten. „Damals war Bonita unsere Sängerin“, so der Keyboarder. Sie wurde durch Stefan Raabs Sendung zum ESC bekannt. Vom Kneipenkeller auf die große Bühne ging es mit den Free Steps. Seit 20 Jahren reist Andi Pique mit der Top-40-Band durch Deutschland. Wegen Corona sind öffentliche Aufritte kaum möglich. Während der Pandemie vermisst der gebürtige Syker das Spielen mit den Musikkollegen am meisten. „Es muss nicht unbedingt auf der Bühne sein, einfach mit anderen Leuten zusammenkommen.“ Entsprechend sind auch Auftritte mit Brainstorming fast nicht möglich. „Hier werde ich als Keyborder gebucht“. Die Band spielt Eigenkompositionen.

Andi Pique spielt bei „Classic meets Pop“

Das Event „Classic meets Pop“ in Oldenburg ist jedes Jahr ein Highlight. Dort trifft Pop auf das Oldenburger Staatsorchester. Seit sechs Jahren begleitet der Bremer die Veranstaltung. Er sagt aber auch deutlich: „Der Beruf als Livemusiker ist aktuell nicht auszuführen, weil es den Markt wegen Corona gar nicht mehr gibt.“

Neben dem Spielen in Bands arbeitet er seit fünf Jahren in einer Firma, die vereinfacht gesagt, Sounds für Instrumente oder Computerprogramme erstellt. Jeder, der ein Keyboard, Video-, oder Musikschnittprogramm kauft, bekommt immer eine Bibliothek an Musikschnipseln dazu. An der Produktion dieser Schnipsel ist Pique beteiligt. Virtuelle Musikinstrumente nennt es der Fachmann.

Dort arbeitet Andi Pique unter anderem mit Mario Reinsch zusammen. „In den 90er-Jahren war er in der Hamburger Progressiv-Dance-Szene total angesagt.“ Reinsch war weltweit unterwegs und hat als DJ aufgelegt. Weil Pique gut vernetzt ist, entstanden beispielsweise Projekte mit Sandro Giampietro. Er war langjähriger Tourgitarrist von Helge Schneider. „Mit Torsten Seliger und Olli Kronhardt durfte Andi Pique die Musik für „Landleben XXL“ beisteuern. Das war eine NDR-Produktion und es gab 13 Folgen.

Für die Radio-Bremen-Doku „Die Wunderpille der Wehrmacht“ war Andi Pique für den Grimmepreis 2015 nominiert. Bereits zuvor lief sie unter dem Titel „Schlaflos im Krieg“ auf Arte.

Andi Pique beim bearbeiten von Sound-Dateien

Andi Pique beim bearbeiten von Sound-Dateien. Foto: Wächter

„2011 habe ich das erste Mal Musik fürs Fernsehen gemacht“, erzählt Pique. Seit 2010 gehört Musik produzieren zum Portfolio von Andi Pique. Neben Produktionen fürs Fernsehen entwickelt der studierte Musiker auch Soundlogos, Musik für Imagefilme oder Playbacks für Hochzeitssängerinnen. „Das sind meist Klavierplaybacks von Popsongs, die dort gerne gesungen werden“, erklärt Pique.

Dies dritte Standbein wird ergänzt durch die Plattform Extremmusic. Dort können Komponisten ihre Werke hochladen und Filmemacher greifen auf diese Datenbank zu, um lizensierte Musik zu bekommen. Dort können sie aus einer Vielzahl von Stücken wählen, eine Art Spotify für Profis. „Als ich einmal Fernsehen geschaut habe, da hörte ich meine Musik – war schon komisch.“ Der Grund: Die Macher erfahren erst über die Gema-Abrechnung, dass ihre Musik gekauft wurde.

Gerade internationale Produktionen bedienen sich dort, und dann kann es sein, dass die komponierte Musik im Hollywood-Film zu hören ist. Zusammen mit Mario Reinsch ist der Song „10 Seconds“ entstanden. Er ist bei Extremmusic auf dem Album Deeptronica zu hören. Dieser Song ist zu hören im Film „Code ava: Trained to Kill“.

Der Mann mit den vielen Stimmfächern

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