Weihnachten per Videocall

In diesem Jahr ist alles anders – viele Studierende können wegen der durch die Corona-Pandemie bedingten Reisebeschränkungen nicht zu ihren Familien reisen. Junge Leute von der Jacobs University Bremen und der Universität Bremen erzählen, wie sie das Weihnachtsfest verbringen.

Von Daniela Krause und Ulf Buschmann

Weihnachtsmänner

Weihnachten ist in diesem Jahr anders. Foto: Buschmann

Sie werden dieses Jahr Weihnachten in Deutschland verbringen. Wie ist das für Sie?

Adriana Margarita Martinez aus Honduras, Jacobs University Bremen

Dieses Jahr werde ich zum ersten Mal Weihnachten weit weg von zu Hause verbringen, aufgrund von Reisebeschränkungen und dem Hurrikan ETA. Solche Nachrichten waren für mich ein Schock, da ich mich nach einem herausfordernden Jahr darauf gefreut habe, meine Lieben zu Hause zu treffen. Ich finde es jedoch beruhigend zu wissen, dass meine Familie inmitten einer Pandemie gesund ist und ich großartige Freunde habe, mit denen ich Weihnachten verbringen kann.

Olta Shehi aus Abanien, Jacobs University Bremen

Ich bin sehr gespannt, wie die Feierlichkeiten hier in diesem Jahr verlaufen werden. Wenn wir die Situation verstehen, in der wir uns befinden, wird es natürlich etwas anders sein, aber ich bin trotzdem froh, mit vielen Freunden hier zusammen zu sein und mit ihnen auf dem Campus zu feiern.

Itschon aus China, Universität Bremen

Unter Corona ist es ja schwierig, aber mit der festlichen Atmosphäre fühlt man sich auch schon mehr oder weniger entspannt.

Sirajeddine Benzinab aus Tunesien, Universität Bremen

Auch wenn ich Weihnachten nicht religiös feiere, sehe ich es als großartige kulturelle Gelegenheit, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen und es so gut wie möglich zu genießen, um das neue Jahr bestmöglich zu beginnen.

Nzubechukwu Ejike aus Nigeria, Universität Bremen

Infolge der Pandemie wird Weihnachten in diesem Jahr anders sein. Normalerweise plane ich Reisen zu dieser Jahreszeit, aber das wird nicht möglich sein. Ich habe mit einigen engsten Freunden darüber gesprochen, was wir tun können, um es interessant zu machen. Ich glaube, wir haben uns bisher darauf geeinigt, dass viel gegessen und getrunken wird.

Mohammed Hamzat aus Syrien, Universität Bremen

Als Muslim wird es für mich nicht ganz anders sein, aber ich vermisse schon den Weihnachtsmarkt.

Luke Henry Rucker aus den USA, Jacobs University Bremen

Es ist sicherlich schwer, nicht bei meiner Familie zu sein, aber ich genieße es, Weihnachten in Deutschland zu erleben. Es ist sehr einzigartig.

Eine Familie in den 60er-Jahren am Weihnachtsbaum.

Tradition auch in früheren Jahrzehnten: Die Familie trifft sich unterm Weihnachtsbaum. Foto: Buschmann

Wie werden Sie die Weihnachtstage verbringen? Haben Sie eine Gastfamilie?

Adriana Margarita Martinez aus Honduras

Ich werde Weihnachten mit meinen Freunden verbringen, die auch nicht nach Hause reisen können. Wir entscheiden immer noch, was wir tun sollen, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass wir typisch lateinamerikanisches Essen kochen, Weihnachtsfilme in unserem Pyjama schauen und unsere Traditionen wie „Posadas“ feiern.

Olta Shehi aus Abanien

Ich habe eine Gastfamilie, sie ist wirklich nett. Ich werde wahrscheinlich meine Weihnachtstage auf dem Campus verbringen, vielleicht mit meinem Mitbewohner. Meine Gastfamilie hat mich auch zum Weihnachtsessen eingeladen, daher freue ich mich sehr, diesen Tag mit ihnen teilen zu können, da ich sie dieses Jahr kennengelernt habe. Ich glaube, dass dies unsere Beziehung stärken wird.

Itschon aus China

Ich werde zu der Familie meiner Mitbewohnerin fahren.

Sirajeddine Benzinab aus Tunesien

Das diesjährige Weihnachtsfest wird etwas anders, da ich eine Gastfamilie habe und aufgrund des Corona-Virus und meiner Studien nicht in mein Heimatland reisen kann. Das einzige, was ich tun kann, ist, Weihnachten mit meinen Freunden zu verbringen. Wir werden zusammen backen und kochen und „FIFA“ auf der Playstation spielen.

Nzubechukwu Ejike aus Nigeria

Aufgrund der Einschränkungen wird es dieses Jahr eine ruhige Feier sein. Das Highlight ist ein Treffen mit Freunden im Haus. Nein, ich habe keine Gastfamilie.

Mohammed Hamzat aus Syrien

Normalerweise feiere ich die Tage nicht, da ich Muslim bin. Trotzdem nutze ich sie, um die
Zeit mit der Familie zu verbringen, da alle zu Hause sind, und wir uns austauschen können.

Luke Henry Rucker aus den USA

Ich hoffe, meine Gastfamilie in Wiesbaden zu besuchen. Ansonsten bin ich mit anderen Studenten auf dem Campus, die nicht nach Hause reisen können.

Rote Christbaumkugeln.

Rote Christbaumkugeln sind als Weihnachtsbaumschmuck beliebt. Foto: Buschmann

Wie bleiben Sie mit Ihrer Familie in Kontakt?

Adriana Margarita Martinez aus Honduras

Meine Schwester lebt in Taiwan und meine Eltern in Honduras. Daher sind wir in unterschiedlichen Zeitzonen ziemlich weit voneinander entfernt. Es ist lustig zu sehen, wie viel Zeit wir brauchen, um uns auf eine Besprechungszeit zu einigen. Wir versuchen, jeden Sonntag miteinander zu sprechen, da dies als der „Familientag“ zu Hause gilt. Wir bleiben die ganze Woche über in unserem WhatsApp-Gruppenchat in Kontakt, wo natürlich Memes gesendet werden. Wir treffen uns online, um einmal im Monat den Rosenkranz zu beten und Informationen über unser Leben auszutauschen.

Olta Shehi aus Abanien

Ich rufe sie oft per Videocall an. Dies ist wirklich das erste Mal, dass ich so lange nicht zu Hause bin. Ich freue mich immer darüber, sie anrufen zu können wann ich möchte und mit ihnen zu plaudern.

Itschon aus China

Wir machen normalerweise jede Woche Videoanrufe. Manchmal chatten wir auch nur einfach. Ich poste auch immer Fotos vom Alltag in der Chatgruppe.

Sirajeddine Benzinab aus Tunesien

Dank neuer Technologien und sozialer Medien ist es heutzutage einfach, mit der Familie in Kontakt zu bleiben, wenn sie weit weg ist. Mit einem einfachen Klick kann ich meine Familie per Video anrufen und Zeit mit ihr verbringen. Aber selbst wenn man sie fast täglich anruft, ist es immer noch nicht so, wie sie persönlich zu treffen. Und manchmal ist es aufgrund einiger technischer Probleme nicht möglich, sie anzurufen.

Nzubechukwu Ejike aus Nigeria

Da meine Familie wieder in Nigeria ist, bleiben wir hauptsächlich über WhatsApp in Kontakt.

Luke Henry Rucker aus den USA

Bei uns gibt es jede Woche einen Familien-Zoom-Anruf.

Ein Junge in den 50er-Jahren mit seiner Eisenbahn.

Geschenke gehören zum Weihnachtsfest. Das beeindruckt manch ausländische Studierende. Foto: Buschmann

Welche deutschen Weihnachtsbräuche mögen Sie besonders?

Adriana Margarita Martinez aus Honduras

Ich mag besonders die funkelnden Lichter auf den Weihnachtsmärkten. Dadurch fühle ich mich wie zu Hause. Sehr schön ist es auch, mit meinen Freunden Glühwein und heiße Schokolade zu trinken, während ich durch Bremen spazieren gehe. Darüber hinaus sind der Adventskalender und der Nikolaustag Traditionen, auf die ich mich jedes Jahr zu Weihnachten freue.

Olta Shehi aus Abanien

Zwei der Dinge, die mir aufgefallen sind, von denen ich sehr beeindruckt war, sind die Adventskalender und der Nikolaustag. Ich war wirklich überrascht, wie viele Leute einen Adventskalender haben. Was den Nikolaustag betrifft, wusste ich nicht, dass es ihn gibt, daher war es eine schöne Überraschung, als ein Mensch als Nikolaus in unserem College Geschenke verteilte. Es ist immer schön, etwas über die Traditionen eines Landes zu lernen.

Itschon aus China

Das Geschenk würde ich sagen. Jeder bekommt eines, und das finde ich einfach lieb und süß. Das ist nicht nur einfach ein Geschenk, sondern ein Teil, in das man das liebevolles Kümmern und schöne Wünsche einpacken kann.

Sirajeddine Benzinab aus Tunesien

Ich mag es sehr, wie die Deutschen den Weihnachtstraditionen besonders für Kinder Bedeutung beimessen. Aber was mich wirklich beeindruckt hat, sind die schönen Weihnachtsmärkte und die köstlichen Weihnachtskuchen. Ich wünschte, sie backen sie das ganze Jahr.

Nzubechukwu Ejike aus Nigeria

Besonders gut gefallen mir die deutschen Weihnachtsmärkte. Es hat immer eine karnevalsähnliche Atmosphäre und man kann viel Glühwein genießen.

Mohammed Hamzat aus Syrien

Ich mag den Weihnachtsmarkt, da dort viel los ist und trotz der Kälte viele draußen sind. Die Familien und Freunde feiern zusammen, genießen die Zeit, um sich auszutauschen und essen viel Schokolade und Kekse. Schön finde ich die Dekoration wie die Lichter und den Tannenbaum. Man kann die Zeit nutzen, um neue Pläne zu machen und um in die Kirche zu gehen.

Luke Henry Rucker aus den USA

Ich bin ein großer Fan der Weihnachtsplätzchen! Sie sind sehr lecker.

Ein Weihnachtsbaum vor einer Halle.

Weihnachtsbäume sind eine deutsche Tradition, die auch viele Anhänger im Ausland hat. Foto: Buschmann

Welche Weihnachtsbräuche gibt es in Ihrem Heimatland?

Adriana Margarita Martinez aus Honduras

Da schätzungsweise 97 Prozent der honduranischen Bevölkerung katholisch sind, wird Weihnachten am 24. Dezember gefeiert, obwohl die Partys und Vorbereitungen um den 16. Dezember beginnen. In diesen Wochen gibt es häufig „Cuchumbos“ oder „Secret Santa’s“, bei denen wir Geschenke austauschen und „Tamales“ essen. Das Essen ist für unsere Weihnachtszeit von zentraler Bedeutung. Darüber hinaus feiern wir „Las Posadas“. Es ist eine Tradition, bei der Verwandte und Freunde an die Tür klopfen und nach einer Unterkunft fragen, die Marias und Josephs Reise auf der Suche nach einem Gasthaus darstellt. Wir singen auch Weihnachtslieder für Menschen in Altersheimen und spenden viele Kleidungsstücke und Gegenstände an Bedürftige, auch bekannt als „Pascuas“.

Olta Shehi aus Abanien

Ich denke, eines der Dinge, die ich am meisten genieße, sind das Essen und das Urlaubsgefühl. In den vergangenen Jahren trafen sich alle bei jemandem zu Hause und hingen einfach miteinander ab, während sie neues Essen probierten, insbesondere Desserts. Wir haben viele traditionelle Desserts, die normalerweise nur während dieser Zeit zubereitet werden. Ich kann Shëndetlie nur empfehlen.

Itschon aus China

Weihnachten wird nicht so religiös gefeiert, sondern eher als ein Festival, in dem man sich entspannen kann. Daher gibt es auch nicht unbedingt einen Brauch, sondern eher ein Abendessen mit Freunden. Manchmal auch ein Geschenk, aber es wird sehr spontan organisiert.

Sirajeddine Benzinab aus Tunesien

Da ich nicht aus einem christlichen Land komme, gibt es in meinem Heimatland nicht viele Weihnachtstraditionen. Aber die häufigsten Dinge, die wir tun, sind, Kindern Geschenke zu machen, Kuchen zu backen und Zeit mit der Familie zu verbringen.

Nzubechukwu Ejike aus Nigeria

Es beginnt mit dem Töten des Weihnachtshuhns (Tieraktivisten mögen den Klang vielleicht nicht). Wir schmücken das Haus mit Weihnachtslichtern und Dekorationen. Da viel zu essen ist, beginnt das Kochen immer am Heiligabend. Am Weihnachtstag geht die ganze Familie in die Kirche und wenn wir zurückkehren, beginnen das Essen und die Belustigungen. Freunde und Verwandte besuchen sich mit viel Essen und Geschenken. Und während wir zusammen sind, danken wir Gott, dass wir ein weiteres Weihnachtsfest feiern dürfen.

Mohammed Hamzat aus Syrien

In Syrien ist es auch genauso wie in Deutschland, nur dass es keinen Weihnachtsmarkt gibt. Außerdem ist die Dekoration nicht in allen Straßen zu finden. Sie bezieht sich nur auf die Christenlegende, deshalb werden normalerweise nur deren Häuser geschmückt.

Luke Henry Rucker aus den USA

Familien schmücken die Außenseiten ihrer Häuser mit Weihnachtslichtern und Dekorationen. Es ist eine lustige Aktivität mit der Familie, und das Ergebnis ist sehr schön.

Wen wir befragt habenVerschiedene Studierende

Adriana Margarita Martinez, 20 Jahre: Sie kommt aus Honduras und studiert an der Jacobs University Bremen International Business Administration mit Global Economics and Management im Nebenfach.

Olta Shehi, 20 Jahre: Sie kommt aus Albanien und studiert Global Economics and Management an der Jacobs University Bremen.

Itschon, 24 Jahre alt: Sie kommt aus China und studiert Transkulturelle Studien an der Universität Bremen.

Sirajeddine Benzinab, 23 Jahre alt: Er kommt aus Tunesien und studiert Computer Science an der Universität Bremen.

Nzubechukwu Ejike, 28 Jahre alt: Er kommt aus Nigeria und studiert Materials Chemistry and Mineralogy an der Hochschule Bremen.

Mohammed Hamzat, 23 Jahre alt: Er kommt aus Syrien und studiert Produktionstechnik an der Hochschule Bremen.

Luke Henry Rucker, 18 Jahre: Er kommt aus den USA und studiert an der Jacobs University Informatik.