Die fiese Liese will nicht mehr

Die Ehrenamtlichen des „Repair Café“ Thedinghausen bringen Haushaltsgegenstände wieder in Schuss – und nebenbei begegnen sich die Menschen. Leider ist es wegen der Corona-Pandemie zurzeit geschlossen.

Von Frank Schümann

Wer sich an Montag-Nachmittagen in Thedinghausen in der Nähe des Hauses auf der Wurth aufhält, der kann einige Menschen beobachten, die kleinere oder größere Haushaltsgeräte dabeihaben. Der Grund: In dieser Zeit öffnet die Begegnungsstätte als „Repair Café“ ihre Pforten – sofern es die Corona-Zeiten denn zulassen, denn wegen der Pandemie ist es bis auf Weiteres geschlossen. Wer ein kaputtes Gerät zu Hause hat, kann es also zu Initiator Dieter Mensen und seinem Team bringen – und es reparieren lassen.

Eine Dame tritt gezielt an den Organisator heran, einen Staubsauger in der Hand. „Die fiese Liese will nicht mehr“, sagt sie lachend, Mensen hilft ihr sofort. Wenige Minuten später ist das Gerät bereits in den Händen von Elektro-Spezialist Günther Behrens. Die Erfolgsaussichten in diesem Fall? Gut.

Angebot wird angenommen

Seit 2014 gibt es das „Repair Café“, das im Gegensatz zu anderen Einrichtungen dieser Art im Landkreis Verden noch eine Besonderheit aufzuweisen hat: es findet im Rahmen der offenen Begegnungsarbeit der Flüchtlingsinitiative „Ankommen in Thedinghausen“ statt. „Wir schaffen damit Begegnungen, Menschen kommen zusammen“, sagt Mensen. Drei Nachmittage in der Woche kann die Flüchtlingsinitiative die Räumlichkeiten nutzen, der Montagnachmittag gehört den „Reparateuren“ und ihren Kunden.

„Ich wollte das schon länger mal machen“, sagt Dieter Mensen, der im Landkreis auch durch seine Tätigkeit bei der Grünen Liste bekannt ist, „und irgendwann ergab sich dann die Möglichkeit“. Sechs Jahre ist das mittlerweile her, und längst hat sich das „Repair Café“ in Thedinghausen etabliert. Das Angebot werde sehr gut angenommen, sagt Mensen: Zwar gebe es auch mal Tage, an denen weniger los sei, manchmal sei die Nachfrage wiederum kaum zu bewältigen.

Dieter Mensen steht vor dem Haus auf der Wurth.

Dieter Mensen, pensionierter Englischlehrer, ist die Seele des Repair Cafés. Foto: Frank Schümann

Sieben Profis im Einsatz

Die Crew des „Repair Cafés“ Thedinghausen besteht aus insgesamt sechs Reparateuren sowie Mensen als Organisator. Vier Ehrenamtliche stehen für die Reparatur von Haushaltsgeräten mit elektrischen oder mechanischen Defekten zur Verfügung (Großgeräte können nicht repariert werden), zwei weitere kümmern sich um die Reparatur von Textilien – darunter übrigens ein Professor, „der einfach sehr gerne näht“, so Mensen. Überhaupt sind viele Akademiker unter den Helfern, Mensen selbst ist pensionierter Englisch-Lehrer. Er schraube gerne mal was auseinander, sagt er, „an große Geräte traue ich mich aber nicht ran.“

Über die reparierten Gegenstände wird sogar Buch geführt, inklusive Erfolgsquote. Die liegt bei weit über 500 Gegenständen, die zur Reparatur gebracht wurden, bei beachtlichen 75 Prozent. In den meisten Fällen können die Kunden ihre Geräte auch gleich wieder mitnehmen. Das „Repair Café“ macht ihre Dienstleistungen übrigens kostenlos; nur etwaige Zusatzkosten müssen übernommen werden. Ansonsten können sich die Besucherinnen und Besucher durch eine Spende an die Flüchtlingsinitiative oder durch das Mitbringen von Kuchen oder Keksen erkenntlich zeigen.

„Man geht aufeinander zu“

Die Liste der mitgebrachten Teile liest sich dabei sehr abwechslungsreich: so wurden dem „Repair Café“-Team neben zahlreichen Staubsaugern und Küchengeräten unter anderem schon eine Spielzeugeisenbahn, ein Blutdruckgerät, eine Lichterkette, ein „musikmachender Weihnachtsbaumständer“, Brillen, Kameras und sogar ein Maulwurfsvergrämer gebracht – „das hat aber nicht geklappt“, schmunzelt Mensen. Bei manchen Gegenständen sehe man gleich, dass es zu aufwändig sei. Das sei aber eher die Ausnahme.

Besonders freut ihn, dass nicht nur die alteingesessenen Thedinghauser, sondern auch die Flüchtlinge und Migranten das Angebot annehmen: man gehe aufeinander zu, lerne sich kennen, sagt Mensen: „Es ergeben sich viele schöne Begegnungen.“

Repair Café Thedinghausen

Das Thedinghauser Repair Café ist jeweils jeden 2. und 4. Mittwoch von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Die Mitarbeitenden stehen im Haus auf der Wurth, Bürgerstraße 23 mit Rat und Tat zur Verfügung. In Schuss gebracht werden Elektrokleingeräte aus Haushalt und Garten, Fernseher und Radios. Weitere Informationen gibt es bei Dieter Mensen, Telefon 04204/7939929, E-Mail repair-cafe@ankommen-in-thedinghausen.de. Wegen der sich zuspitzenden Corona-Sotutaion im Landkreis Verden bleibt das Repair Café Thedinghausen bis auf Weiteres geschlossen!