Originalmeldung vom 19.2.2021: Horst Hahlbohm unterstützt schon seit vielen Jahren die Menschen in Nepal . Im Juni 2020 gründete er zusammen mit weiteren Mitstreitern einen Förderverein. Er heißt Chandaa, sprich „tsandah“ . Übersetzt heißt es soviel wie Spende. Das Logo, zweimal zwei Bergwellen und zwei Häuser, heißt „Nepal“ in der Gebärdensprache, erklärt der Helzendorfer. Und alle, die 30 Euro oder mehr spenden, bekommen sein Reisetagebuch „Erstmal zum Kailash …“ dazu. Helzendorf gehört zur Gemeinde Warpe im Landkreis Nienburg .
Auch wenn alles auf Nepal hindeutet, so will der Verein sich nicht auf das Land im Himalaya festlegen lassen. „Theoretisch könnten wir auch Projekte in Afrika oder Pakistan unterstützen“, sagt Hahlbohm.
Chandaa unterstützt Schüler. Die Schule in Prems Dorf finanziert sich komplett aus Spenden.
Das Engagement besteht schon deutlich länger als es den Verein gibt. 2002 war Horst Hahlbohm das erste Mal in Nepal. Dort lernte er Prem Tamang kennen und zwei Jahre später Tek Nath Gautam. Beide sind die Verbindungspersonen zum Verein. Sie bekommen die Gelder überwiesen und kümmern sich um die Verteilung. „Wir kennen die Beiden schon sehr lange und vertrauen ihnen“, sagt der ehemalige Lehrer.
Dass das Geld auch an den richtigen Stellen ankommt, beweisen zahllose Emails mit Bildern. In unregelmäßigen Abständen bekommen die Spender die Berichte zugeschickt. „Jeder soll wissen, was mit den Geldern passiert.“ Sie fließen in die Region um das Dorf Bhattidanda. Es liegt rund 40 Kilometer von der Hauptstadt Katmandu entfernt.
Privatperson hilft Dorfbewohnern in Nepal
Das erste Projekt, das Horst Hahlbohm noch als Privatperson unterstütze, war 2004 der Bau einer Mauer um eine Grundschule. Was im ersten Moment bizarr klingt, hat einen religiösen Hintergrund. Wie in Indien, sind auch in Nepal die Rinder heilig. Die überzähligen Tiere werden einfach weggejagt. Sie suchen sich tagsüber schattige Plätze, wie zum Beispiel unter einem Schuldach. Fressen finden die Tiere im Schulgarten. Um dies zu verhindern, wurde die Mauer benötigt. Nach zahlreichen Monsunregen ist das Bauwerk inzwischen in Mitleidenschaft gezogen worden. „Das hat man immer mal, dass Projekte zeitlich begrenzt sind“, sagt Hahlbohm. Die Begrenzung kann natürliche Gründe haben, wie der starke Monsun.
Gewächshäuser für Nepal
Manchmal gibt es aber auch einen langfristigen Erfolg: 2005 gab es Geld für einen Gärtner. Die Einwohner sollten lernen, wie man Gemüse anbaut. Inzwischen gibt es in den Privatgärten in Nepal viele Gewächshäuser mit Tomaten und weiteren Gemüsesorten. Ein sichtbarer Beweis dafür, dass sich die Investition ausgezahlt hat und Hilfe zur Selbsthilfe funktioniert.
Auch die Entwicklungshilfe hatte auf den Gemüseanbau gesetzt. Das Problem: Sie finanzierte zwar den Bau eines Gewächshauses samt Ausstattung, aber nicht die laufenden Kosten für das Personal. Nur das Gebäude bringt die Einwohner aber nicht weiter. Sie müssen von Experten lernen, wie etwas funktioniert. Im Kleinen kann ein Verein wie Chandaa sicherlich helfen. Er kann aber nicht strukturelle Probleme auffangen. Dabei ist laut Hahlbohm Nepal das Land mit den meisten Entwicklungshelfern vor Ort. Im Herbst 2020 gab der Verein Geld für den Reiskauf. Wegen Corona fehlten die Einnahmen durch die Touristen. So konnte die Hungersnot gelindert werden.
Tanzaufführung in Nepal. Chandaa unterstützt auch kulturelle Veranstaltungen.
Grundsätzlich läuft die Unterstützung projektbezogen. Prem oder Tek Nath berichten von Vorhaben, dann wird entschieden, mit wie viel Geld sich der Verein beteiligt. Es gibt aber auch Ereignisse, die eine schnelle und unkomplizierte Hilfe benötigen. Beispiel: das große Erdbeben 2015. Hahlbohm: „Mit 7.000 Euro konnten wir die Schulspeisung und den Kauf von Decken unterstützen.“
Einige Vorhaben liegen dem Verein Chandaa besonders am Herzen. Das sind der Kauf von Nähmaschinen für Witwen und die Bildung für Frauen. „Man muss ihnen beibringen, dass Lesen und Schreiben wichtig ist und wie man auf die Gesundheit der Kinder achtet“, erklärt der ehemalige Lehrer. Hintergrund: In Nepal muss Schulgeld gezahlt werden. Im Zweifel werden Jungs eher zur Schule geschickt.
Chandaa unterstützt Schüler. Die Schule in Prems Dorf finanziert sich komplett aus Spenden.
Dem Verein ist es auch wichtig, mit kleinen Dingen zu helfen. Dies kann beispielsweise die Finanzierung von Preisen sein, wenn die Dörfer einen Tanzwettbewerb ausrichten oder Schüler Gedichte im Wettstreit vortragen. Es ist wie bei uns, ohne Anreiz ist es langweilig und wenig motivierend.
Milchziegen für Nepal
Ein absolutes Langzeitprojekt ist die Zucht von Milchziegen. Sinnvoll wäre es, wenn die Einwohner von der Kuh- auf die Ziegenzucht umsteigen würden. Denn die überzähligen Tiere könnten geschlachtet werden. Der Ziegenkäse wiederum könnte an die Touristen verkauft werden. Hahlbohm: „Dafür gibt es einen Markt.“ Dies wäre eine gute Einnahmequelle, spätestens wenn Touristen Nepal wieder besuchen dürfen. Wie bei jeder Zucht, benötigt es entsprechende weibliche und männliche Tiere.
Die Tierärztliche Hochschule Hannover könnte dabei behilflich sein. Doch neben den Kosten für 1.000 Tiere und deren Besamung müsste auch die Samen-Kühlkette von Deutschland nach Nepal eingehalten werden. Was von Hannover nach Katmandu noch funktioniert, stößt spätestens beim Transport in die Bergdörfer an seine Grenzen.