Die Mücke und das Mädchen
Eigentlich ist er Journalist – für seine Tochter schrieb Martin Märtens aber einfach mal ein Kinderbuch über Freundschaft. Und das kam richtig gut an!
Von Frank Schümann
Eine sprechende Mücke – warum nicht? Das dachte sich auch der Bremer Journalist Martin Märtens, der quasi im „Auftrag“ seiner Tochter ein Buch schrieb, in dem die Mücke Pieks die Hauptrolle spielt. „Das magische Moor“ heißt es, ist 80 Seiten stark und mit einigen Illustrationen des Bremer Comic-Zeichners Max Vähling versehen.
Wie kam es dazu? „Ich habe meinen Kindern schon immer viel vorgelesen und auch Geschichten erfunden“, erzählt der 50-jährige: „Speziell meine Tochter liebt es, wenn Tiere vorkommen – Rehe, Hasen, Schweine, alles mögliche.“ Als er einmal einen Mückenstich gehabt habe, hätten seine Kinder gefragt: „Warum schreibst Du nicht mal was über Mücken?“
Nerviges Viech mit Bedeutung
Ja, warum eigentlich nicht? Also habe er sich hingesetzt und eine Geschichte entwickelt – sehr zur Freude von Jannika Mieke (10) und ihrem älteren Bruder Jan Mattis (13). Der besondere Reiz habe für ihn darin gelegen, dass dieses Tier so negativ besetzt sei. „Es sticht und es nervt, aber es hat eben auch seine Funktion“, erklärte er den Kindern, „so ist unsere Welt eben aufgebaut – jedes noch so nervige Viech hat seine Bedeutung.“
Märtens schrieb diesen Aspekt auch als Prolog mit in das Buch – ergänzt um den belletristischen Satz, „dass einige von ihnen sogar magische Fähigkeiten besitzen“ sollen. Denn „Das magische Moor“ ist nicht nur ein Lernlesebuch, sondern hat auch eine schöne, phantasievolle und verbindende Geschichte.
Nicht von ungefähr ist die zweite zentrale Figur im Buch ein zehnjähriges Mädchen, das hier Julia heißt – denn für seine eigene, heute ebenfalls zehnjährige Tochter hat Märtens das Buch geschrieben, als Geburtstagsgeschenk
Freundschaft von Mensch und Mücke
Er erzählt darin die Geschichte der Freundschaft zwischen dem Menschenkind Julia und der Mücke Pieks, die selbst nicht so genau weiß, warum sie sprechen kann – denn das tut sie, und das rettet ihr das Leben. Denn fast hätte Julia die nervende Mücke erschlagen, als sie plötzlich einen Hilferuf vernahm; eben von der Mücke. Als sie merken, dass sie sich verständigen können, werden die beiden Freunde, entwickeln Verständnis für die jeweilige Situation des anderen und helfen sich schließlich in einem spannenden Finale gegenseitig; unter anderem wird dabei auch der von einem Verkauf gefährdete Bauernhof gerettet, auf dem Julia mit ihren Großeltern aufwächst. Dabei lernen die Leserinnen und Leser auch viele andere Tiere kennen, unter anderem das Schwein Uwe und die alte Eule Aga, die eine besondere Rolle spielt – ebenso natürlich wie das titelgebende Moor.
Es geht um Freundschaft, um Zusammenhalt und letztlich auch um etwas, das mir besonders wichtig ist – um den Glauben an das Prinzip der Solidarität“, sagt Märtens. Vor allem aber habe er während der Arbeit an dem Buch, an dem er zwei Jahre lang neben seinem Job als Redaktionsleiter eines Magazins „immer mal wieder geschrieben“ habe, versucht, „mich in die Kinder reinzuversetzen – ich habe überlegt, was ihnen Spaß macht, was ihnen wichtig ist.“ Er möge es überhaupt nicht, „wenn Erwachsene so für Kinder schreiben, wie sie sich die Kinder vorstellen“, sagt der 50-Jährige, der diese Klippe in der Tat gut und sehr einfühlsam umschifft hat.
Stränge zusammengeführt
Nachdem er zunächst einzelne Kapitel geschrieben hatte, führte er die verschiedenen Stränge zusammen und gab der Geschichte den letzten Schliff – mit dem gewünschten Erfolg, denn in erster Linie sollte das Buch ja dem Geburtstagskind Jannika Mieke gefallen. Das tat es, und wie! „Sie war schon ein bisschen stolz“, schmunzelt Märtens. Aber nicht nur seine Kinder mochten die Geschichte: nachdem er schon in Jannikas Schulklasse aus den Abenteuern von Julia und Pieks vorlas, musste er zahlreiche Exemplare nachdrucken – und einige Eltern riefen später an und bedankten sich, worüber er sich besonders freute.
Eigentlich riecht das schon nach einem zweiten Teil, oder? „Das weiß ich noch nicht“, lacht Märtens, „was ich aber weiß: für meinen Sohn muss ich natürlich auch noch mal was schreiben.“
Das Buch
Martin Märtens: „Das magische Moor – Ein Abenteuer mit der Mücke Pieks“. Für Kinder ab sechs Jahren.