Mantrailing: Immer der Nase nach

Hundesport gibt es in vielen Facetten. Eine davon ist Mantrailing, also die Personensuche. Es ist eine reine Nasenarbeit.

Von Andree Wächter

Werden Menschen nach Großschadenslagen wie Erdrutsch oder Hochwasser vermisst, kommen Hunde zum Einsatz. Die Personenspürhunde gehören oft zu Staffeln der Polizei oder des Rettungsdienstes wie THW oder Rotes Kreuz (DRK). Die Tiere bekommen dann einen Gegenstand der vermissten Person zum Schnüffeln. Dies kann beispielsweise ein getragenes Kleidungsstück sein. Anhand der Geruchsprobe können die Vierbeiner die Geruchspur verfolgen und die Person dann auch finden.

Dieses Mantrailing ist nicht nur etwas für Rettungseinheiten. Ein Freundeskreis aus Rosbach (Hessen) betreibt diese Art der Hundebeschäftigung als Hobby. „Wir sind rund 50 Personen“, sagt Wolf Hollmann. Er ist eine Art Sprecher der Gruppe, während seine Frau Monika eine ausgebildete Mantrailing-Trainerin ist. Die Männer und Frauen sind zwischen 22 und 77 Jahre alt.

Mantrailing auch für alte Hunde geeignet

Für die Hollmanns gehören Hunde seit über 50 Jahren zur Familie. Dass sie seit über zehn Jahren Mantrailing machen, liegt in dem Anspruch begründet: Eine Beschäftigung für die Hunde zu finden, die ihrem Naturell entsprechen. Nach viel Recherche landeten sie bei der Personensuche. Laut den Hollmanns ist diese Art der Beschäftigung auch für alte Hunde geeignet. Eine eher untergeordnete Rolle spielt die Rasse. Eine gute Nase haben alle Hunde. „Ein Hund kann die Gerüche speichern und verlernt sie nicht“, so Wolf Hollmann.

Die größte Herausforderung für die Trainerin ist nicht der Hund, sondern der Mensch. „Beim Mantrailing führt der Hund den Menschen und nicht umgekehrt“, erklärte die Trainerin. Der Hundeführer muss sich komplett auf seinen tierischen Partner verlassen. Und dieser geht nun mal nicht nur auf dem Bürgersteig, sondern dem Geruch folgend. Dies kann dann auch mal durchs Dickicht sein.

Mantrailing: Ablauf Training

Für die Suche gibt es spezielle Leinen und Geschirr. Die Hundeführer tragen Warnwesten, denn ihr Fokus liegt auf dem Hund. Eine Person trägt für einen Moment beispielsweise einen Handschuh. Dieser wird dann in einen Plastikbeutel konserviert. Dann geht die Person den Weg, den der Hund erschnuppern soll und versteckt sich dort. Jetzt kommt der Hundeführer mit seinem Tier. Der Hund schnüffelt nun an dem Gegenstand und macht sich auf die Suche.

Der Hundeführer weiß auch nicht, wo sich die Person versteckt hat. So ist sichergestellt, dass er nicht aktiv in die Suche des Hundes eingreift. Wenn der Hund am Ziel ist, dann gibt er ein Signal. Dies kann das Hinlegen vor der gesuchten Person sein. Ganz wichtig: Dann bekommt er eine Belohnung.

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Das Suchen ist für den Hund anstrengend. „Das kann er nicht stundenlang machen“, so Hollmann. Es kann sein, dass der Hund noch am folgenden Tag kaputt ist und Ruhe haben will.

Urlaub und Mantrailing

Warum trainieren nun Hessen in Norddeutschland? Die Antwort ist relativ einfach. 20 Männer und Frauen machen auf dem Angelhof in Weseloh Urlaub – mit den Hunden. Auf dem weitläufigen Gelände finden sie optimale Voraussetzungen. „Die Tiere mussten sich zu Beginn akklimatisieren“, sagt Wolf Hollmann. Die Herausforderung ist das weite Gelände.

Heike Mehr folgt Hund Calli. Trainerin Monika Hollmann beobachtet alles.

Heike Mehr folgt Hund Calli. Trainerin Monika Hollmann beobachtet alles.

Andere Schwerpunkte werden dem Tier in Häusergassen abverlangt. Hollmann: „Wir waren auch in Bruchhausen-Vilsen und in Bremen im Schnoor. Dort haben wir auch Mantrailing gemacht.“ Dies war Kontrastprogramm zum Angelhof. Zwischen den engen und hohen Häusern können die Geruchsmoleküle nicht so weit weg. Auch gibt es weniger Kreuzungen zum Abbiegen. Dafür gibt es viele Hauseingänge und in den Häusern manchmal auch Fahrstühle. Hier muss der Hund wissen oder besser erschnüffeln, in welchem Stockwerk er wieder aussteigen muss.

Genau die Abwechslung zwischen Freifläche und vielen Häusern ist für die Gespanne das Salz in der Suppe. Ein weiterer Vorteil von Mantrailing ist, dass man es überall machen kann. Man braucht nur eine zweite Person, die sich versteckt. Es ist egal, ob man an der Küste oder im Hochgebirge ist.

Für die Hessen ist Mantrailing ein reines Hobby. Laut Monika Hollmann könnte man sich vorstellen, bei Großschadenslagen einmal auszuhelfen. Dies sollte aber die Ausnahme bleiben. Mitglied einer Rettungsstaffel zu sein, kommt für die meisten nicht infrage.

Ziel erreicht: Hund Calli hat Jenny Dörre gefunden. Hundebesitzerin Heike Meyer (rechts) und Trainerin Monika Hollmann freuen sich. Ihre Erfolgsquote liegt bei 99 Prozent, sagen sie.

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