Positionen der Sterne für 4900 Jahre gesichert

Sterne faszinieren die Menschen seit vielen Tausend Jahren. Das Planetarium „Model 1“ in Bruchhausen-Vilsen ist nach jahrelanger Restauration wieder einsatzbereit.

Von Andree Wächter

In einer Kuppel im Alten Gaswerk in Bruchhausen-Vilsen ist es stockfinster. Nur eine einzige Glühlampe sorgt für Staunen beim Publikum. Mit mehreren Monaten Verspätung gab es im Herbst 2021 die erste öffentliche Präsentation des Planetariums „Model 1“ der Firma Carl-Zeiss-Jena. Heute eher bekannt unter dem Namen Jenoptik.

„Die Augen brauchen ein wenig, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen“, sagt Romke Schievink, Initiator des Projektes. Nach und nach werden die kleinen hellen Punkte an der schwarzen Kuppel immer mehr. Man entdeckt Sternzeichen und Sternenbilder wie Pegasus oder den großen Wagen. Was auf den ersten Blick wie der Saturn aussieht, ist in Wahrheit der Andromeda-Nebel. Sie ist unsere Nachbargalaxie.

Planetarium „Model 1“ mit Kupferscheiben und Getriebe

Der rund 100 Jahre alte Motor summt und setzt die zahlreichen Kupferscheiben und Getriebe in Bewegung. Die Planten und Sterne beginnen, sich zu bewegen. Dieses Schauspiel funktioniert komplett ohne Computer oder sonstige Hilfsmittel. „Ich brauche nur Strom und eine Lampe für die Vorführung“, so Schievink.

Vor 100 Jahren haben es die Ingenieure hinbekommen, die Sterne und Planeten so in die dünnen Kupferscheiben zu stechen, dass es nahezu identisch ist zu modernen Computeranwendungen. „Die Planeten stimmen für 5000 Jahre“, sagt Schievink. Meint: In knapp 4.900 Jahren müsste man die Scheiben nachjustieren.

Während der Vorführung erklärt der Experte für den Sternenhimmel verschiedene Phänomene. Dazu gehören die Umlaufbahnen der Planten um die Sonne und die Milchstraße. Das für die damalige Zeit hochmoderne Planetarium (heute würde man Projektor sagen) konnte auch die Bahn der Sonne im Winter- sowie Sommerhalbjahr exakt darstellen.

Zur besseren Orientierung kann Initiator Romke Schievink die Namen der Sternzeichen einblenden.

Zur besseren Orientierung kann Initiator Romke Schievink die Namen der Sternzeichen einblenden.

Bevor die Sterne an die Kuppel projiziert wurden, gab es einen geschichtlichen Abriss über das Planetarium. Zur Einordnung der damaligen technischen Möglichkeiten: Als die finalen Planungen und der Bau nach dem Ersten Weltkrieg begannen, steckte das Kino noch in den Kinderschuhen. Und in Deutschland begann man damit, ein erstes flächendeckendes Telefonnetz aufzubauen.

Die Vorträge von Romke Schievink variieren. In den ersten Wochen gab es einen geschichtlichen Abriss über das „Model 1“. Im Dezember stand der Stern von Bethlehem im Mittelpunkt. Es galt die Frage zu beantworten: Was haben die drei Weisen aus dem Morgenland tatsächlich gesehen?

Neben der Projektion unter der Kuppel, gibt es im Vorraum des Gaswerks eine kleine Ausstellung mit alten Fernrohren und anderen Planetarien.

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Das Model 1 im Alten Gaswerk ergänzt das Ensemble um die Museumseisenbahn. Zeitlich passt es optimal an den Ort. Es wird ein Magnet für Sternengucker sowie für Freunde alter Technik sein. Als das „Model 1“ damals viele Männer und Frauen anlockte, wurde sogar ein Lied für das „Wunder von Jena“ komponiert. 2022 soll es bei einigen Vorführungen originalgetreu auf einer Drehorgel gespielt werden.

Ein weiteres außergewöhnliches Hobby hat Jörg Bergmann. Er sammelt Kichenglocken.

Über die Ausstellung

Das erste Planetarium der Welt ist für zwei Jahre eine Leihgabe aus dem Museum Den Haag. Bereits jetzt hat sich für 2023 eine Delegation aus den USA angekündigt, verriet Hobby-Astronom Romke Schievink. Öffentliche Vorführungen sind samstags um 19.30 Uhr und sonntags um 15 Uhr. Gruppenvorführungen gibt es auf Anfrage.

Wegen der Coronaauflagen empfiehlt sich eine Reservierung über den Tourismus-Service der Samtgemeinde, Telefon 04252/9300-50. Oder bis freitags 11 Uhr per Email. Im Gaswerk befindet sich ein Luftfilter.