Schnutenpulli auf der Schiebermütze

Mund-Nasen-Schutz, FFP2-Maske, OP-Maske, Schnutenpulli – dank Corona-Pandemie bedecken wir unser Gesicht seit zwei Jahren. In dieser Zeit ist die Maske zu so etwas wie einem neuen Accessoire geworden. Dabei ist der Tragestil wichtig.

Von Ulf Buschmann

„Einlass nur mit Mund-Nase-Bedeckung“ – wie oft habe ich dieses Schild in den vergangenen Monaten gelesen. Oftmals übersehe ich es, denn der Griff zur FFP2-Maske beim Betreten eines Geschäftes ist für mich zu einem Automatismus geworden. Mir passiert es hin und wieder auch, dass ich vergesse, die Maske abzunehmen, wenn ich etwas essen oder trinken möchte. Wird der Schnutenpulli nicht benötigt, verschwindet er in einer meiner Jackentaschen.

Es gibt allerdings auch Menschen, für die scheint die Maske mehr zu sein: modisches Accessoire und zur Schau tragen der jeweiligen Weltanschauung zum Beispiel. Nun dürfen wir nicht erwarten, dass jene Zeitgenossen, die sich dem rechten politischen Spektrum zugehörig fühlen, eine braune Maske tragen. (Quasi als Ausdruck ihrer fäkalienartigen Ideologie!) Dafür zeigen insbesondere Sozialdemokraten gerne ihre Verortung durch das Tragen einer roten Maske. (Die gibt es übrigens zum Preis von 1,50 Euro in jeder Apotheke!)

FFP2-Tragestil

In Sachen Mode-Accessoire ist mir in den vergangenen Monaten aufgefallen: FFP2-Masken gehören zum gut gestylten Menschen, wie der Ring, die Armbanduhr oder die Halskette. Masken werden locker am Handgelenk oder etwas über dem Ellenbogen getragen. Hin und wieder sind es gar farblich aufs Outfit abgestimmte Schnutenpullis. Da kann ich mit meiner herkömmlichen weißen FFP2-Maske aus der Apotheke nicht mithalten.

Was ich in den vergangenen zwei Jahren außerdem gelernt habe: Die Art und Weise die Maske zu tragen, lässt Rückschlüsse auf das Umfeld zu. Vor allem die Jugendlichen der Schule von gegenüber animieren mich immer wieder zu kleinen Alltagsstudien. Dabei sind die Mädchen den Jungs um Längen voraus. Erstere legen Wert auf einen guten Sitz der Maske – siehe den obigen Absatz.

Maske unterm Jünglingskinn

Die Jungs sind da eher die Coolen: OP-Maske locker unters Kinn gehängt, dazu die Kopfhörer im Ohr und natürlich diesen wippenden Gang. FFP2-Maske? Nö, die kommt in ihrer Lebenswelt nicht vor. Immer wieder kommt mir bei meinen Beobachtungen der coolen Jünglinge der Spruch von Deutschlands berühmtestem Modeschöpfer Karl Lagerfeld in den Sinn: „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“ Im Pandemiesprech müsste es demnach heißen: „Wer eine OP-Maske unter dem Kinn trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren – und wird sie nie wieder zurückerlangen.“

Ich gebe ja zu, dass meine Gedanken beim Anblick dieser 13, 14 oder 15 Jahre alten Jungs ein gewisses Eigenleben entwickeln. Eigentlich sind sie in dem Alter weder Fisch noch Fleisch. Trotzdem wollen sie cool sein. Wenn eben diese Jungs ihre OP-Maske dann auch noch auf 4.36 Uhr unterm Kinn hängen haben, frage ich mich mit einem nach innen gerichteten Grinsen: „Habt Ihr eigentlich schon Haare am Sack?“

Position 8.18 Uhr

Okay, das ist jetzt ein bisschen gemein. Schräge Menschen gibt es immer auch auf der anderen Seite des irdischen Daseins, sprich unter den Senioren. Ihr Pendant zur auf 4.36 Uhr sitzenden OP-Maske ist der FFP2-Schnutenpulli auf Position 8.18 Uhr; also zwar im Gesicht sitzend, aber eben unterhalb der Nase. Dazu gibt es übrigens einen Cartoon, der sich längst zu einem Pandemie-Klassiker entwickelt hat. Der geht sinngemäß so und ist auf Männer abgestimmt: Die Maske gehört über die Nase, Sie lassen ihren Schniedel ja auch nicht aus der Hose hängen.

Den Vogel hat allerdings an diesem Wochenende ein geschätzt 70-Jähriger abgeschossen. Der kam aus dem Drogeriemarkt meiner Wahl und entledigte sich seiner FFP2-Maske. Diese schob er jedoch nicht etwa unters Kinn oder steckte sie in die Tasche. Viel besser: Der Mann schob seinen Schnutenpulli auf seine Schiebermütze. Solches hatte ich noch nie gesehen. „Hm“, dachte ich bei mir, „so ungefähr muss das letzte Einhorn ausgesehen haben – nachdem ihm das Horn abgesägt worden war!“

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