Vergessene Wunder

Beim jüngsten Apple-Event stellte CEO Tim Cook wieder zahlreiche neue Produkte vor. In den knapp 60 Minuten ging es um iPhone, Mac und Tablets. Seit Corona findet die Show ausschließlich online statt. Was Präsentationen angeht, das können die Männer und Frauen aus Cupertino. Entsprechend kurzweilig war der Stream. Eine weitere Vermutung ist, dass sie nicht alles präsentieren, weil es sonst den Zeitrahmen von einer Stunde sprengen würde. Doch Buschmanns Kosmos weiß, was Apple vergessen hat vorzustellen.

Von Ulf Buschmann

Ich habe mir am Dienstagabend extra Zeit freigeschaufelt, um dabei zu sein. Nun gehöre ich nicht zu den absoluten Hardcore-Apple-Jüngern, aber ein iPhone nutze ich schon. Meine Texte – wie diesen – tippe ich allerdings meistens auf einem PC mit Windows 10-Betriebssystem.

Wäre ich ein Apple-Mensch, könnte ich fast mein komplettes Büro mit Apple-Produkten ausstatten. Aber dieses „one more thing“ fehlt: der Drucker. Natürlich wäre dies kein normaler Laser- oder Tintenstrahldrucker, wie ihn HP, Epson oder Brother herstellen. Vielmehr hätten es die Ingenieure hinbekommen, dass man auch Sonderfarben drucken kann – eine echte Revolution. Mit den Sonderfarben wie „Gold“ oder „Glitzer“ könnten ganz neue Druckerlebnisse entstehen. Die Einladungen zum Kindergeburtstag meiner Nord West Reportagen-Kollegin würden legendär werden.

Drucker mit 5G

Natürlich wäre der Drucker mit allen anderen Geräten im Apple-Kosmos (nicht zu verwechseln mit Buschmanns Kosmos) problemlos zu verbinden. Als weitere Neuerung verfügt der Drucker über den 5G-Standard. Über ein Touchdisplay oder Siri könnten Bilder, Texte und Dokumente aus dem Internet oder der Mail direkt gedruckt werden; ganz ohne Rechner oder iPhone. Dank 5G und eingebautem Akku kann der Drucker ortsunabhängig genutzt werden. Nachteil wie bei fast allen modernen Geräten: Der Akku ist fest verbaut und kann nicht getauscht werden. Hätte der Drucker den Weg in die Präsentation gefunden, dann hätte Tim Cook bestimmt von einem „wunderbaren neuen Druckerlebnis gesprochen“.

Ebenfalls wurde vergessen, die I-Zeitung vorzustellen. Sie sieht aus wie eine Luftpolsterfolie und ist flexibel. Wenn man die rund DIN A3 große Folie ausrollt, ist es ein zarter Touch. Verbunden ist es mit Apples neuem Zeitungsangebot I-Newspaper. Zum Start in Deutschland werden dort alle gängigen Tageszeitungen wie Süddeutsche oder FAZ mit nur einem Abo abrufbar sein. Insidern zufolge fühlt sich die Folie wie echtes Papier an. Nach einem für den Sommer geplanten Update sollen weitere Papiersorten für Abwechslung in der Haptik sorgen sowie weitere Titel und Magazine folgen.

Wie bei Harry Potter

Strom bezieht die I-Zeitung aus Mini-Solar-Panels, und mit dem Internet verbunden ist sie über 5G oder WLAN. Laut Apple würden so zwei Extreme zusammengeführt: digitales Zeitungsabo und das Gefühl, Papier in der Hand zu halten. Auch Videos können nun in die Zeitungsartikel eingebunden werden. Wenn Sie sich jetzt fragen, wo Sie dies vielleicht schon einmal gesehen haben: Die Zeitungen in den Harry-Potter-Filmen können das auch.

Übrigens soll die I-Zeitung auch für Gutes sorgen: Jeweils ein Euro von jedem verkauften Gerät geht in einen Spendentopf für Vereine. Zum Hintergrund: In vielen ländlichen Regionen sammeln Vereine Altpapier und bessern so ihre Vereinskasse auf. Durch die neue I-Zeitung würde diese Einnahmequelle nach und nach wegfallen. Um die Verluste etwas auszugleichen, können Vereine auf Antrag einen Ausgleich bekommen.

Spliffs Zukunftsvision

Bei all diesen Neuheiten frage ich mich inzwischen, ob die legendäre Berliner Band Spliff, deren Fan ich übrigens noch immer bin, Anfang der 80er-Jahre mit ihrem Song „Computer sind doof“ eine Art Prophezeiung veröffentlichte: „Der Wäschetrockner flirtet mit dem Video… .“