Crash-Bikes mit Botschaft

Nicht nur die Ghost Bikes mahnen Verkehrsteilnehmer zur gegenseitigen Rücksicht und Vorsicht. Auch die Crash-Bikes der Polizei Bremen sollen ein Zeichen setzen.

Von Daniela Krause

Sie sind nicht zu übersehen: Die knallig gelb oder grün lackierten Fahrräder, sogenannte Crash-Bikes, tragen ein „Vorfahrt achten“-Schild. Auf diesem prangen Sätze wie „Abgelenkt?!“, „Übersehen?!“, „Smartphone?!“ oder auch „Gecrasht?!“, die dem Betrachter förmlich ins Auge springen. Verbogene Felgen sowie hier und da abgerissene Einzelteile am Rad lassen auf einen Verkehrsunfall schließen. Aufgestellt werden die insgesamt zehn präparierten Fahrräder in unregelmäßigen Abständen von der Polizei Bremen an neuralgischen und hochfrequentierten Punkten im Straßenverkehr. Meist sind dies Stellen, an denen es schon öfter Unfälle mit Radfahrern gegeben hat.

Als häufigste Unfallursachen gibt die Polizei die Benutzung der falschen Fahrbahn, die verbotswidrige Nutzung anderer Straßenteile, Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr, aber auch nicht angepasste Geschwindigkeit und Alkoholeinfluss an. Bei rund 70 Prozent der Unfälle, an denen Radfahrer beteiligt sind, tragen diese auch Verletzungen davon. Die aktuellen Verkehrsunfallzahlen aus dem Jahr 2021 werden erst im April veröffentlicht. Die aus den Vorjahren sind in unserem Beitrag über Ghost Bikes nachzulesen.

Crash-Bike der Polizei Bremen

Schnell mal eben beim Radfahren eine WhatsApp tippen? Keine gute Idee. Foto: Polizei Bremen

Sicherheit durch Sichtbarkeit

„Mit den Crash-Bikes wollen wir insbesondere das Gefahrenbewusstsein der schwächeren Verkehrsteilnehmer schärfen“, sagt Sascha Sanders vom Präventionszentrum der Polizei Bremen. Fahrradfahrer werden dazu angehalten, ihr eigenes Verhalten zu überprüfen, um sich künftig sicherer im Straßenverkehr fortzubewegen. Hierzu zählt neben der Einhaltung der allgemeinen Verkehrsregeln auch die Sicherheit durch Sichtbarkeit. Darunter fallen unter anderem das Ausstatten von Rad und Radler mit Reflektoren sowie das Tragen auffälliger Kleidung. Im Idealfall trägt der Radfahrer außerdem einen schützenden Helm.

Gleichzeitig sollen Autofahrer dafür sensibilisiert werden, beispielsweise beim Abbiegen besser auf Radfahrer zu achten und beim Überholen Abstand zu halten. Auch Fußgänger werden durch die Aktion zu mehr Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme aufgefordert. Denn: Immer mal wieder kommt es auch zu Unfällen zwischen Fußgängern und Radfahrern, etwa wenn einer der Beteiligten mit Kopfhörern unterwegs ist.

Das Ghost Bike als Vorbild

Ideengeber für die Crash-Bikes waren die aus den USA stammenden Ghost-Bikes. Als sich die Polizei Bremen für die Einführung der Crash-Bikes entschied, setzten acht deutsche Städte eine vergleichbare Kampagne um, darunter typische Fahrradhochburgen wie Osnabrück und Göttingen. Weitere Städte waren Berlin, Köln, Hamburg, Magdeburg und Rosenheim. Diese Städte übernahmen den amerikanischen Begriff „Ghost Bike“.

Lediglich die Polizei Bremen entschloss sich, die Bezeichnung „Crash-Bikes“ zu wählen und die Räder anders zu präparieren. Anders als die Ghost Bikes, die für tödlich verunglückte Radfahrer stehen, und in Bremen vom ADFC aufgestellt werden, beinhalten die Crash-Bikes sämtliche Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Radfahrenden, so Sanders. Ein weiterer Grund war, dass es im Bremer Norden, wo die Crash-Bikes im Frühjahr 2015 als Pilotprojekt der damaligen Polizeiinspektion Bremen-Nord eingeführt wurden, über Jahre hinweg keine tödlich verunglückten Radfahrer gab – wohl aber welche mit leichten und schweren Verletzungen.

Ghost Bike in Bremen

Die Ghost Bikes waren die Ideengeber für die Crash-Bikes. Foto: Daniela Krause

Wechselnde Standorte und Polizeikontrollen

So wie die Ghost Bikes bleiben auch die Crash-Bikes nicht dauerhaft an einem Ort. Nach drei bis vier Wochen werden sie abmontiert und warten auf ihren nächsten Einsatz. „Ein fester Standort könnte dazu führen, dass das Crash-Bike als völlig normal angesehen wird. Damit ginge der präventive Charakter verloren“, erläutert Sanders. „Außerdem können wir durch das Aufstellen der Crash-Bikes an verschiedenen Standorten in unterschiedlichen Zeitspannen flächendeckend präventiv tätig sein. Die Verkehrsteilnehmenden haben dadurch Zeit, ihr Verhalten zu reflektieren und selbstständig zu ändern, ehe es durch zeitnahe Polizeikontrollen zu Repressionen kommt.“

Pandemiebedingt seien die Schwerpunkte der Polizei derzeit verlagert, sodass einzelne Präventionskampagnen nicht beziehungsweise nur bedingt betrieben werden könnten. So stehe bezüglich der Crash-Bikes noch nicht fest, wann und wo wieder welche aufgestellt werden. „Wir hoffen aber, dass wir mit diesem Thema in den kommenden Monaten endlich wieder Fahrt aufnehmen und in die Regionen gehen können“, sagt Sanders. Es habe sich bewährt, solche Aktionen in unterschiedlichen zeitlichen und örtlichen Abfolgen zu wiederholen, damit diese im Gedächtnis der Verkehrsteilnehmer bleiben.

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