Sie können es noch immer
Die Hooters gehörten schon in den 80er-Jahren zu den musikalischen Helden vieler. Dass sie ihr musikalisches Handwerk noch immer beherrschen, hat die Band bei ihrem Auftritt auf der Seebühne Bremen gezeigt – Reportage eines schönen Abends.
Von Anuschka Bačić und Ulf Buschmann
Es gibt Locations, die gibt es eigentlich gar nicht. Zumindest nicht die meiste Zeit des Jahres. Doch wenn diese Location dann doch einmal da ist, ist sie einzigartig. Die Seebühne Bremen ist solch ein Ort – einer mit einzigartiger Atmosphäre an historischem Platz. Denn dort, wo die Seebühne steht, hinter dem Einkaufzentrum Waterfront, befand sich einst die Bremer Werft AG „Weser“. Vom „Helgen Wilhelm“ liefen die größten Tanker vom Stapel. In diesem Sommer ist es zum zweiten Mal ein Ort der Kultur für rund 3.000 Besucher. Auf der Seebühne spielen solch’ legendäre Bands wie die Hooters.
An diesem Donnerstagabend ist es soweit. Die Ränge sind zu etwa zweidrittel gefüllt. Es sind echte Fans, die die Band schon in den 80er-Jahren gehört. Damals, als ihre großen Hits wie „Satellite“, „Johnny B.“ und „Karla With a K“ im Radio, auf den Plattenspielern oder im CD-Player rauf und runter liefen. Und die Hooters waren eigentlich in jeder hiesigen Disco die Garanten für gut gefüllt Tanzflächen. Damals wie machen die Herren, die heute alle um die 70 Jahre alt sind, gute Abgehmusik: routiniert, handwerklich sauber, auf den Punkt. Das Wichtigste: Keiner der Sechs in der Band hat den Spaß an der Musik verloren.
Jenseits der 40
Das finden an diesem Abend alle Besucher. Von denen sind die meisten weit jenseits der 40. Einige haben ihre Kinder oder Enkel mitgebracht – die Hooters sind somit eine Band für die ganze Familie. Kinder, Mama, Papa, Oma, Opa: Sie alle stehen die meiste Zeit klatschen mit und tanzen zwischen den Stuhlreihen. Sänger und Gründungsmitglied Rob Hyman, der die meiste Zeit des Auftritts traditionell hinter seinen Tasteninstrumenten verbringt, hat nicht viel Mühe, die vielleicht 2.000 Fans zum Klatschen und Tanzen zu animieren.
Ein Übriges für den hohen Wohlfühlfaktor am einstigen AG „Weser“ Werfthafen tut die insgesamt tiefenentspannte Atmosphäre. Kein Bühnengraben trennt Musiker und Publikum. Das schafft so eine Nähe, dass der Band zweiter Sänger Eric Bazillian, ebenfalls eines der Gründungsmitglieder der Hooters, im Zugabenteil mit einer gestandenen Frau flirtet. Niemand hält irgendwelche Fans auf Abstand, keine Journalisten werden nach den ersten drei Songs von der Bühne weggeführt. Es ist schlichtweg ein Abend zum Wohlfühlen für alle. Lediglich von einem Fan ist etwas Traurigkeit bekannt: Der Mann ist überzeugter T-Shirt-Käufer, kann aber ob des fehlenden Merchandise-Stands kein Textil erwerben.
Kein T-Shirt-Merch
Die beiden Fans vorne in der ersten Reihe haben es besser. Aus gegebenem Anlass haben sich die Frau und der Mann in ihre geliebten Shirts gestürzt. „Give the Music back“ ist das zu lesen – nicht nur ein Song der Hooters, sondern quasi das Motto der Band. Dies werden weder Eric Bazillian noch Rob Hyman müde zu betonen. Die Band und die Fans könnten gleichermaßen froh sein, nach zwei Jahren Abstinenz wegen der Corona-Pandemie wieder Livemusik zu erleben. Und noch eine Botschaft haben die Hooters im Gepäck: „Peace on earth.“ Das gibt Applaus!
Auch die Songs beziehungsweise ihre Reihenfolge sind eine Botschaft. Die Sechs beginnen ihr gut eineinhalbstündiges Konzert mit „I’m Alive“. „Hanging on a Heartbeat“, „Day by Day“ und „Silverlining“ sind die nächsten Songs auf der Setlist. Welches Können in der Band noch immer steckt, zeigt sich bei kleinen Ausflügen in die Klassik: Gitarrist und Sänger Eric Bazillian spielt die Sonate Nr. 1 in G-Dur von Johann Sebastian Bach an. Diese kleine Interpretation des großen Komponisten ist das Vorspiel zu „Lucy in the Sky with Diamonds“ von den Beatles. Die Hooters sind demnach nicht nur in ihrer eigenen musikalischen Welt zuhause, sondern geben den Werken Anderer ihre eigene Note.
Am Ende eines wunderbaren Abends bleibt die Erkenntnis zurück: Die Seebühne ist ein wunderschöner Ort. Einer, an dem nicht nur die Hooters gut aufgehoben. Und es ist für Bremen ein historischer Ort.
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