Wenn die Träne kullert
Dirty Dancing ist in der Stadt – nicht als Film, sondern ein Musical. Ob ich hinkomme, wusste ich erst nicht. Ich bin dann doch hingegangen und habe es nicht bereut. Die Tränen kullerten an der gleichen Stelle wie im Film.
Von Ulf Buschmann
Reihe 7, Platz 12. Die gut laufende Kommunikationsabteilung hat mich frühzeitig mit einer Eintrittskarte fürs Bremer Metropol Theater beglückt. Ich gehöre also zu den erlauchten Gästen der Deutschland-Premiere des Musicals „Dirty Dancing“ und bin extrem gespannt. Was soll ich sagen, es lohnt sich! Den ganzen Tag schon bin ich in „Dirty Dancing“-Stimmung.
Der Film ist ja ganz nett, aber irgendwie kommt der 1987er-Streifen nicht an das Musical heran. Die Produktion (Autorin ist Eleonor Bernstein) wirkt feiner und näher am Publikum. Doch beide brauchen einander: Ohne Film kein Musical, keine Fans und kein Musical. Vor allem würden die rund 1.000 Zuschauer im Bremer Metropol-Theater keinen so stimmungsvollen Premierenabend erleben. Dabei glänzt das „Dirty Dancing“-Musical durch eine unaufdringliche, aber sehr gut gemachte Ausstattung.
Der Inhalt
Damit jeder weiß, worüber ich hier schreibe, eine kurze Inhaltsangabe: Im Sommer des Jahres 1963 verbringt die 17-jährige Frances „Baby“ Houseman zusammen mit ihren Eltern und Schwester Lisa die Ferien im Ferienresort „Kellerman’s“ in den Catskill Mountains. Dort lernt sie den Tanzlehrer Johnny Castle kennen. „Baby“ und Johnny verlieben sich ineinander – vor allem deshalb, weil Johnnys Tanzpartnerin Penny Johnson vom Medizinstudenten Robbie, der im Camp jobbt, schwanger ist. Deshalb droht sie ihre Arbeit zu verlieren.
Die einzige Möglichkeit ist eine Abtreibung. Doch das Geld dafür haben weder Penny noch Johnny. Also bittet „Baby“ ihren Vater um Hilfe. Doch er soll nicht erfahren, wofür das Geld ist. Der angebliche Arzt, der die Abtreibung vornehmen soll, hat nur an dem Abend Zeit, an dem Johnny und Penny eigentlich einen wichtigen Tanzauftritt außerhalb des Resorts haben. Baby soll einspringen und trainiert mit Johnny. Die Dinge nehmen ihren Lauf.
Cast auf den Punkt besetzt
Im Film verzauberten Jennifer Grey und der leider verstorbene Patrick Swayze die Fans. Im Musical kommen mit der gebürtigen Oldenburgerin Deike Darrelmann als „Baby“ und Máté Gyenei diese Rolle zu. Es passt einfach alles! Will sagen: Der Cast ist auf den Punkt besetzt. Dabei hat es Deike Darrelmann gefühlt am schwersten. Schließlich hat „Baby“ zunächst unmusikalisch und ungelenkig zu sein – eben genau das, was eine Tänzerin nicht sein darf. Sich dieses wieder anzutrainieren und es zu spielen, zeugt von Deike Darrelmanns Qualitäten.
Genauso wunderbar wie die Oldenburgerin ist Máté Gyenei. Der geneigte Zuschauer merkt ihm seine Routine und sein Können an – „mit langjährigen Erfahrungen in lateinamerikanischen Tänzen, Ballroom und ungarischem Volkstanz sowie Modern Dance, Ballett, Tap Dance, Jazz und Akrobatik“, heißt es über ihn im Pressetext. In der aktuellen „Dirty Dancing“-Produktion führt Máté Gyenei seine Partnerin auf Augenhöhe ins tänzerisch-musikalische Paradies.
Nicht alles Sonnenschein
Wie es sich für eine ordentliche Liebesgeschichte gehört, geht es in der Beziehung zwischen Johnny und „Baby“ auf und ab. In den schönen Stunden haben die Fans viel zu lachen und zu klatschen. Doch wenn „Baby“ und Johnny ob der Umstände traurig und verzweifelt sind, spielen beide ihre Rollen so eindringlich, dass die Zuschauer mitleiden.
So ergeht es auch mir. „Baby“ und Johnny müssen allerlei Steine für sich und ihre Liebe zur Seite schieben. Im Film untermalt der Song „She’s Like The Wind“ mit Patrick Swayze und Wendy Fraser ihren Seelenschmerz. Im Musical gibt es die Instrumentalversion. Nichtsdestotrotz triggert es meine Seele: Im Film kullerten meine Tränen, im Musical ebenso. Aber es gibt einen Unterschied: Den Film habe ich nur einmal gesehen. Das Musical würde ich mir sicherlich mehrmals reintun. Genug Taschentücher habe ich mir schon besorgt.
Weitere Vorstellungen
Das Musical „Dirty Dancing“ gastiert noch bis einschließlich Sonntag, 26. Februar, im Bremer Metropol-Theater. Tickets gibt es unter diesem Link.
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