So viel Geld bringt ein Bürgerwindpark den Anteilseignern

Der Bürgerwindpark in Süstedt nimmt Gestalt an. Für rund sieben Cent wird der Strom verkauft und das, für einen langen Zeitraum.

Von Andree Wächer

„Die Antworten zu unseren Problemen kommen aus der Zukunft und nicht von gestern“, sagte Biochemiker und Umweltforscher Frederic Vester. Eines der großen Probleme ist die Herstellung und Nutzung von grüner Energie. Einen kleinen Beitrag dazu leistet die Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen mit diversen Windparks.

Bürgerwindpark bringt den Anteilseigner rund sieben Cent pro Kilowattstunde

In Süstedt begannen im Februar die Arbeiten für den dortigen Bürgerwindpark. Inzwischen ist auch die Frage geklärt, wie viel Cent pro Kilowattstunde Strom gezahlt werden. „Es sind rund sieben Cent“, sagt Windparkplaner Söhnke Schierloh. Diese Summe setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Für 20 Jahre werden 5,87 Cent garantiert gezahlt. Dazu kommt ein Gütefaktor. Dieser wird alle fünf Jahre neu berechnet und ist ein Ausgleich zwischen windstarken und weniger windstarken Standorten.

Der Aufbau eines Windparks ist in Abschnitte eingeteilt. Nachdem der Wegebau abgeschlossen ist, soll im Mai mit dem Bau der Fundamente für die Windräder und des Umspannwerks begonnen werden. Weit sichtbar wird es ab Juni. Läuft alles nach Plan, werden dann die ersten Türme errichtet. Im November soll sich das erste Windrad drehen und grünen Strom produzieren. 2024 sollen sich dann alle acht Windräder drehen. Ob dieser Zeitplan eingehalten werden kann, hängt viel vom Wetter ab. So können die Rotorblätter nur bei geringen Windgeschwindigkeiten montiert werden.

So wird es auch bald in Süstedt aussehen: Große Kräne heben die Einzelteile eines Windrades für den Bürgerwindpark in die Höhe.

So wird es auch bald in Süstedt aussehen: Große Kräne heben die Einzelteile eines Windrades in die Höhe. Foto: Wächter

Ein Windrad hat die Genossenschaft Bürger-Energie-Syke (BES) gekauft. Im Herbst 2022 hatte sie auf drei Infoveranstaltungen um neue Mitglieder geworben. Laut Vorstandsmitglied Medard Andrae sind rund 190 Absichtserklärungen abgegeben worden. Wer seine Einlage aufstocken möchte oder doch noch mit einsteigen will, kann dies auch jetzt noch kurzfristig tun. Aktuell gilt immer noch die Absprache, dass nur Einwohner aus der Samtgemeinde und BES-Mitglieder Anteile am Windrad kaufen können.

Einnahmen aus Bürgerwindpark werden 2029 „glattgezogen“

Wer auf eine schnelle Rendite hofft, sollte lieber in Aktien investieren. Bis die erste Dividende gezahlt werden kann, vergehen zwei Jahre. Zwar wird das Windrad 2023 gekauft, den ersten Strom wird es erst Anfang 2024 produzieren. In den ersten Jahren gibt es nur einen Abschlag für den verkauften Strom. Die ersten fünf Jahre werden dann 2029 „glattgezogen“. Obwohl 2023 noch keine Einnahmen fließen, muss die BES schon Zinsen an die Banken zahlen. Die Tilgung beginnt aber erst deutlich später.

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Ein Teil des Windpark-Stroms soll für die Produktion von grünem Wasserstoff (H2) genutzt werden. Dafür benötigt es Fördermittel. Aktuell bewirbt sich die Firma Schierloh Engineering um solche Gelder. Bis es eine Zu- oder Absage gibt, wird es noch etwas dauern, denn Antragsschluss ist der 31. März 2023.

Ohne die staatlichen Gelder würde sich die Realisation einer Wasserstoff-Tankstelle nicht lohnen und man würde sich im Kreis drehen. Schierloh: „Um eine Anlage wirtschaftlich zu betreiben, müssten täglich 500 bis 600 Kilogramm Wasserstoff verkauft werden.“ Also benötigt man ausreichend Lkws und Autos. Aber ohne Tankstelle kauft sich niemand solche Fahrzeuge. Um die Menge Wasserstoff verkaufen zu können, müssten täglich rund 100 Autos volltanken oder eben eine entsprechende Zahl an Lkws.

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Doch es muss nicht nur beim Straßenverkehr bleiben. Söhnke Schierloh denkt auch an die Schiene. Da inzwischen Regionalzüge zuverlässig mit Wasserstoff betrieben werden können, kann der Süstedter sich einen Wasserstoffzug auf der Strecke Eystrup, Hoya, Bruchhausen-Vilsen, Syke vorstellen. Als Vorbild dient der H2-Zug, der von Bremervörde nach Bremerhaven und Buxtehude fährt. Im Sommer sorgte er für Aufsehen, als der Zug über 1000 Kilometer ohne zu Tanken bis nach Bayern fuhr.