Wie geht das?

Technik umgibt uns mehr als sonst in der Geschichte der Menschheit. Ständig online sein, hier noch eine App und dort noch ein Tool – das überfordert viele Menschen zusehends. Eine Betrachtung in Buschmanns Kosmos.

Von Ulf Buschmann

Mein Kumpel ist ganz ehrlich. Technisch und handwerklich habe er die sprichwörtlichen zwei linken Hände. Wenn schon Bohrmaschine und Schraubendreher nicht seines sind, ist es in Sachen Computer und IT noch einen Tacken schlimmer. Beispiel Sicherheit: Mein Kumpel drückt sich darum, seine Systeme auf dem neuesten Stand zu halten. Passwörter ändern ist für ihn so unangenehm wie Wasser für Katzen. Zwei-Faktor-Authentifizierung? Das sind nicht nur die sprichwörtlichen böhmischen Dörfer, sondern mindestens ein böhmischer Landkreis.

Dass ich darüber meine Witze reiße, ist für mich nicht nur logisch, sondern Ehrensache. Und doch geht es vielen Menschen wie meinem Kumpel. Sie alle nutzen die modernen Techniken zwar, doch mit der Pflege sind sie schlichtweg überfordert. Die Online-Welt mit ihren Apps und Tools: Das alles wirkt für die Menschen als ob sie am Fuße des Himalaya-Gebirges stehen, unbekannt und vor allem unüberwindlich.

Papa wollte nur telefonieren

Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an meinen Papa. Er lehnte es viele Jahre ab, ein Mobiltelefon zu benutzen. Als meine Mutti und der technikaffine Nachbar ihn nach gefühlten zehn Jahren endlich weichgeklopft hatten, war die Entwicklung fortgeschritten: Mobiltelefone alter Schule waren out, die ersten Smartphones hatten den Markt erobert. So ein Teil wollte mein Papa aber auf keinen Fall, was die Suche nach einem geeigneten Mobiltelefon erschwerte. „Ich will damit doch nur telefonieren“, war sein Credo. Als der technikaffine Nachbar ihm nach langer Suche ein Seniorentelefon besorgt hatte, war mein Papa beleidigt: Das brauche er nicht, so alt sei er nun auch wieder nicht. Anmerkung: Papa war gerade 70 geworden.

Übrigens begegne ich einigen Technikbereichen durchaus auch mit Respekt und manchmal gar mit Ablehnung. Beispiel Auto: Einen platten Reifen zu wechseln, traue ich mir zu. Flüssigkeitskontrolle, Blechschäden nach Anweisung zu beseitigen oder die Batterie auszuwechseln auch. Aber von der Elektrik und dem Motor als Ganzes lasse ich lieber die Finger. Das können die Fachleute besser. Etwas distanziert stehe ich ebenfalls den vielen Assistenzsystemen gegenüber. Rückwärts einparken mit Kamera? Ich verlasse mich lieber auf die in der Fahrschule erlernten Tricks.

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Technik-Beileid vom Sohn

Mein Kumpel, mein Papa und tausende vor allem alte Menschen werden immer mehr von der Technik überrollt. Sie brauchen viel Hilfe. Es ist nicht damit getan, Oma und Opa zu Weihnachten ein Tablet oder ein Smartphone zu schenken, damit sie Kontakt zu den mehrere hundert Kilometer entfernt lebenden Kindern und Enkeln halten können. Die Großeltern sollten auch wissen, wie die Geräte bedient werden. Mein Nachbar brachte es vor einigen Tagen auf den Punkt: „Seit meine Mutter ein Tablet hat, könnte ich nach Hamburg ziehen. Sie ruft mich mehrmals in der Woche an, wenn sie wieder irgendeinen Knopf gedrückt hat und nicht weiß welchen.“

Derartige Seniorenhilfe begegnet mir immer häufiger auch in meinem persönlichen Umfeld: Einmal wöchentlich schaue ich bei einem anderen alleinstehenden Nachbarn nach seinem PC. Ist das neueste Windows-Update installiert? Hat sich das Antiviren-Programm die aktuelle Version gezogen? Dafür gibts meistens eine Tafel Schokolade. Erst vor wenigen Tagen hatte ich mich mit einer Bekannten verabredet, um ihre Apple-Geräte miteinander zu synchronisieren. Die Belohnung war ein leckeres Abendessen. Dabei überbrachte mir meine Bekannte Beileidsgrüße von ihrem Sohn. Er räumt ständig auf Mamas Geräten auf. Beim Nachtisch mussten wir beide lachen.

Die Erfahrungen mit meinem Kumpel, meinem Nachbarn und meiner Bekannten haben mich auf eine Idee gebracht: Ich biete meiner neu fusionierten Kirchengemeinde Seniorenbesuche besonderer Art an. Wenn sich jemand hilfesuchend ans Gemeindebüro wendet, komme ich und versuche, die Damen und Herren mit ihren Geräten zu unterstützen. Ich habe bereits einen Namen für diese Art aufsuchender Seniorenarbeit gefunden: „Computeren(g)kel“.

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