Inspiration durch Jan Hofer

Der einstige „Tagesschau“-Chefsprecher Jan Hofer, der seriöse Nachrichten verkündet, auf einer Social Media-Plattform? Und dann noch auf einer, die zumindest dem Anschein nach nur dem reinen Vergnügen dient? Das fand Mirko Truscelli schon ziemlich interessant. Sein Fazit: Das ist genau das Richtige für seine Schule, die KGS Brinkum in der Gemeinde Stuhr, die er leitet. Am 19. Juli 2021 ging es los: Mit „TikTok Hooray“, Sonnenbrille und Kapuze begrüßte er die Leute auf dem schuleigenen Kanal der Social Media-Plattform TikTok.

Inzwischen ist Jan Hofer zwar nicht mehr bei der Tagesschau, sondern bei RTL. Doch das, was der Nachrichtenmann einst in der Sendung „DAS“ des NDR sagte, gilt für Mirko Truscelli heute noch: Wer mit den Elf- und Zwölfjährigen in Kontakt kommen möchte, komme um die Plattform gar nicht herum. Dies gilt übrigens nicht nur für die jungen, sondern auch für die älteren Jugendlichen – TikTok ist bei ihnen allen heute die mit Abstand beliebteste Plattform. Dies hat übrigens ebenso Nord West Reportagen-Kollegin Anuschka Bačić erkannt und sich dort ein Profil zugelegt.

Ohne TikTok geht gar nichts

Zwar ist die KGS auch auf Facebook und Instagram vertreten. Allerdings gehe ohne TikTok heute gar nichts mehr, um die Leute an der Schule zu erreichen, fasst der Schulleiter seine Erfahrungen zusammen. Er rechnet vor: „Über Insta verdreifache ich unsere Zahlen auf Facebook, und TikTok boostert Insta noch einmal zwei- oder dreifach.“ Im Übrigen sei Facebook bei Kindern und Jugendlichen längst out, weiß Mirko Truscelli: „Das ist eher was für die Altersgruppe 45 plus, also meinesgleichen.“

Übrigens war nicht nur Jan Hofer daran schuld, dass die KGS auf TikTok unterwegs ist. Der Schulleiter erzählt, dass der Auslöser dazu eine „schwer kontroverse Diskussion“ darüber gewesen sei, ob Fluglotse ein richtiger Beruf sei. Um die Jugendlichen zu erreichen, suchte Mirko Truscelli eine Plattform, über die er alle Altersgruppen ansprechen kann – eben auch oder gerade die Jüngeren. Er stieß auf Jan Hofer, der in „DAS“ berichtete, dass er den Kanal der „Tagesschau“ aufbaue und betreue.

Information im Vordergrund

Immerhin: Mirko Truscelli, der laut niedersächsischem Schulgesetz für die Außendarstellung der KGS verantwortlich ist, hatte schon an seiner früheren Wirkungsstelle, dem Hermann-Billung-Gymnasium in Celle, Erfahrungen in Sachen Social Media gemacht. „Dort habe ich den Facebook-Auftritt der Schule betreut“, sagt er: „Aber die Genese ist eine völlig andere.“

Das bedeutet, hinter den Brinkumer Social Media-Aktivitäten steht eine unterschiedliche Absicht. Schulleiter Truscelli geht es nach seinen Worten „nicht um Kommunikation, sondern um Information“. Die Zeiten, in denen der siebenseitige Bericht über die Klassenfahrt in der Schülerzeitung abgedruckt wird, die seien längst vorbei. Das 21. Jahrhundert sieht an der KGS laut Schulleiter denn auch so aus: „Ich nutze Social Media, um kurze, prägnante Informationen nach außen zu geben.“ Oder anders ausgedrückt: Die kurzen Videos unter anderem auf TikTok dienen als Anreißer – oder zeitgemäß ausgedrückt als Teaser. Weitergehende Informationen gebe es stets auf der Homepage der Schule.

Eine Frage des Datenschutzes

Eine Frage in Sachen Social Media ist immer die des Datenschutzes – zumal die Beauftragten der Länder inzwischen empfindlich sind. So sind zum Beispiel die Behörden aufgefordert, ihre sogenannten Fanpages bei Facebook zu deaktivieren. Sollte es der KGS ebenso blühen, werde er als „braver Beamter“ natürlich gehorchen und die Seite oder auch mehrere abschalten, meint Truscelli mit einem verschmitzten Lächeln.

Grundsätzlich aber ist der Brinkumer Schulleiter der Überzeugung, dass sich gesellschaftliche Veränderungen nicht durch Verbote zurückdrehen lassen. Vielmehr sei eine kritische Auseinandersetzung notwendig. Dazu zähle auch ein „ordentlicher Umgang“ mit den sozialen Medien – den können die TikTok-Nutzer zum Beispiel mit dem Link zur Schulanmeldung üben.