Wieder da: Wahllose Zeiten
Sieben Wochen lang war an ihnen kein Vorbeikommen, jetzt haben sie ausgedient: die Plakate für die Bürgerschaftswahl. Eine subjektive Betrachtung.
Von Frank Schümann
Jetzt sind sie weg, alle – zumindest ganz bald. Der lachende Bovi, das CDU-Doppelpack, die Grünen, die netten Damen von den Linken. Die wütenden BürgerInnen zum Glück auch – wobei, die würden das Gendern ganz bestimmt nicht mitmachen. Na, sei’s drum. Die großformatigen Wahlplakate haben in Bremen jedenfalls ausgedient – binnen einer Woche müssen sie allesamt abgehängt werden; dafür sind im Übrigen die Parteien selbst verantwortlich.
„Ackern“ und „säen“
„Ackern für Bremen“ – „Politik braucht Format“ – „Wie wir’s mit Krisen halten; zusammenhalten“ – „Aus Protest Vernunft wählen“ – „Belehren gängeln verbieten, ohne uns“ – „Pisa muss nicht wieder schief gehen“ – „Nicht mähen, sondern säen“ – „Politik für eine Generation, die ihr Leben noch vor sich hat“. Das waren einige der Formeln, Parolen, Botschaften und Postulate, die auf uns einwirkten – die Zuordnung möge jeder für sich selbst machen.
Vorbeischauen kaum möglich
Wochenlang konnte, wer in der Stadt unterwegs war, kaum vorbeischauen an den großen Wahlplakaten – und sich zum Teil sehr darüber wundern, mit welchen Mitteln und Ideen die von den Parteien beauftragten Agenturen versuchten, den Wählerwillen mit großflächigen Politikergesichtern und Slogans auf ihre jeweilige Seite zu ziehen. Bei jeder roten Ampel konnte man als Autofahrer oder Radler innehalten und die Botschaften auf sich wirken lassen. Oder sich auch einfach fragen: Warum hat denn die Agentur nun ausgerechnet DAS Bild genommen? Oder diesen Slogan? Nun denn, wie dem auch sei.
Alea iacta est
Alea iacta est. Die Würfel sind gefallen, die Plakate sind ab – oder werden in den nächsten Tagen abgehängt, wenn sie mit ihren Überresten nicht verbleichen und vergilben. Bürgermeister Andreas Bovenschulte ist der große Wahlsieger und darf in Bremen weiter regieren, hat bei der zu bildenden Koalition sogar die Qual der Wahl.
Doch das Wahlergebnis soll hier gar nicht diskutiert werden – das Schicksal der ausgedienten Plakate dagegen schon. Wer es nicht schafft, rechtzeitig abgehängt und der Altpapiertonne übergeben zu werden, hängt mit vielleicht nur noch einem Auge und oder einem links- oder rechtsseitigen Haarbüschel wochen- oder gar monatelang in Fragmenten an den Wänden; nur wenig erinnert dann an die optimistischen Botschaften aus jenen Tagen, an denen die Plakate noch Glanz verströmten.
Im Frühjahr 24 Europawahlen
Und wir armen Auto- und Radfahrer müssen uns in den „Rote-Ampel-Pausen“ wieder andere Fragen stellen, als die Fotoauswahl und Botschaften der Plakate zu hinterfragen. Denn jetzt brechen wieder die wahllosen Zeiten an – allerdings nicht allzu lange, sondern nur bis zum Frühjahr 2024. Dann nämlich stehen die nächsten Wahlen zum Europa-Parlament an – und sieben Wochen vor der Wahl darf bereits wieder plakatiert werden.
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