Die Fallstricke des Herrn Knigge

Wenn Menschen aufeinander treffen, grüßen sie gemeinhin. Ein „Moin“ oder „Guten Tag“ gehört zum guten Ton – dieser gilt auch für Journalisten und Politiker. Eigentlich. Unser Autor hat jüngst eine neue Erfahrung gemacht. Neues aus Buschmanns Kosmos.

Von Ulf Buschmann

Wiebke Winter, Pardon Dr. Wiebke Winter. Sie ist der neue Stern am Himmel der Christlich Demokratischen Union Deutschlands, besser bekannt als CDU: Mitbegründerin und Vorstandsmitglied der Klimaunion, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft und einiges mehr. Selbst das Medienmagazin „journalist“ macht mit Dr. Wiebke Winter eine Titelgeschichte. Kurz: Die 27-Jährige verkörpert in der Öffentlichkeit das Bild einer modernen Partei, die sonst eher den Charme eines trockenen Hasenfurzes hat.

„Über den Umgang mit Menschen“

Neu und modern sein ist prinzipiell was Gutes. Doch hin und wieder macht es Sinn, sich des einen oder anderen traditionellen Wertes zu besinnen; zum Beispiel, Anwesende um sich herum beim Betreten eines Raumes zu grüßen. Diese Regeln hat ein gewisser Adolph Franz Friedrich Ludwig Freiherr Knigge (geboren 16. Oktober 1752 in Bredenbeck bei Hannover, gestorben am 6. Mai 1796 in Bremen) in seinem soziologischen Werk „Über den Umgang mit Menschen“ aufgeschrieben. Das „Guten Abend“ oder „Moin“ gehört bis heute zum kleinen Einmaleins des Benehmens.

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Ungeschriebenes Gesetz

Bei Frau Dr. Wiebke Winter ist zumindest diese Regel bislang nicht angekommen. Zu diesem Schluss kommt, wer als Medienvertreter an der September-Sitzung des Bremer Beirats Burglesum teilnimmt. Der neue Stern am CDU-Himmel ignoriert sie völlig – und bricht damit ein über viele Jahrzehnte ungeschriebenes Gesetz: Wer als Politiker an einer Sitzung eines lokalen Gremiums teilnimmt, hält kurz einen kleinen Journalistenplausch. Nicht so Frau Dr. Wiebke Winter: Sie lässt die Kollegen im wahrsten Sinne des Wortes links liegen. Übrigens nicht nur in der Sitzung, sondern auch später auf dem Weg nach Hause.

Gutes Benehmen hilft

Auch im Zeitalter von Social Media sollten sich Politiker und Journalisten kurz begrüßen. Wie gesagt: Gutes Benehmen hilft weiter. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Zwei Nicht-Begrüßer sind Cord Degenhardt, Abgeordneter der Bremischen Bürgerschaft von Bündnis Deutschland (BD), und Lizza Besecke, Vorsitzende der Jusos Bremen-Nord und ebenfalls Mitglied des Beirats Burglesum. Würde Herr Knigge das mitbekommen, er würde sich im Grabe umdrehen.

Glücklicherweise besteht eine echte Chance auf Besserung, gibt es doch für alle Lagen und Zwecke Coachings. Die können eine missratene Kinderstube zwar nicht ausmerzen, aber wenigstens glattbügeln.