Bremer Windrad pumpt Wasser in Uganda

Die Bremer Hochschulabsolventen Alina Meier und Björn Selent haben in Uganda zusammen mit Einheimischen eine Windwasserpumpe gebaut. Dafür kamen nur vor Ort verfügbare Werkzeuge und Materialien zum Einsatz.

Von Daniela Krause

Es ist der kritischste und entscheidendste Part des ganzen Projekts: Am 30. Juni 2023 wird der Mast mitsamt dem Windrad, das die Wasserpumpe antreiben soll, langsam aufgerichtet. Weil es viel geregnet hat, kämpft das Team mit rutschiger Erde. Holz, Blätter und Steine, die auf den Weg gelegt werden, verhindern, dass der mit Steinen beladene Lkw, der die Konstruktion nach oben zieht, im Matsch versinkt. Ein weiteres Fahrzeug ist über ein Gegenspannseil mit dem circa zwölf Meter hohen Mast verbunden. Acht Männer packen mit an und stützen die Anlage von der anderen Seite. Als der Mast steht und sich der Rotor zum ersten Mal dreht, ist das für alle Beteiligten ein Erfolgserlebnis.

Die Zusammenarbeit mit dem Menschen in Uganda war von Freundlichkeit und Wertschätzung geprägt: Foto: Green Desert

Windwasserpumpe zur Selbstversorgung

Von Mai bis Juli waren die Bremer Hochschulabsolventen Alina Meier und Björn Selent in Kisubi (Uganda), um dort im Namen des gemeinnützigen Vereins Green Desert den Bau einer Windwasserpumpe des Typs „KUKATE“ zur Selbstversorgung zu betreuen. Das Windrad wurde von Professor Dr. Horst Crome und seinen Studierenden der Fakultät Natur und Technik an der Hochschule Bremen und der Universität Bremen entwickelt. Der Prototyp lief drei Jahre lang in Niedersachsen Probe. Inzwischen sind die Baupläne unter www.open-windmill.org kostenlos weltweit zugänglich.

Mehr als 85.000 Liter Wasser täglich

Mit diesen Plänen konnte auch die Anlage in Kisubi gebaut werden, die nun täglich mehr als 85.000 Liter Wasser an die Erdoberfläche befördert. Alle Verschleißteile sind aus Materialien gefertigt, die lokal verfügbar sind. So wurden etwa die Dichtungen für den Pumpenkolben aus alten Lederschuhen geschnitten. Quittiert die Anlage eines Tages ihren Dienst, ist sie komplett recyclingfähig. Die Kontakte für den Bau in Kisubi knüpften unter anderem Bärbel Höhn, Energiebeauftrage für Afrika beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, und der schon lange in Uganda aktive Verein BeLu e.V. aus dem Emsland.

Letzte Handgriffe am Rotor, der die Wasserpumpe antreiben soll. Foto: Green Desert

Beschaffung von Material und Werkzeugen

In Workshops vermittelten die zwei Bremer den Einheimischen nicht nur grundlegende Fertigkeiten im Metallbau, sondern auch, wie die Pumpe in ihren Komponenten zu verstehen und zu beherrschen ist, was beim Bau passiert und worauf es im Betrieb ankommt. „Werkzeuge und Materialien haben wir vor Ort gekauft“, sagt Björn Selent. „Die größte Schwierigkeit bestand bei den Händlern. Die haben häufig versucht, uns schlechte Qualität und Produkte zu überteuerten Preisen zu verkaufen.“ Sein Fazit: Immer alles doppelt prüfen, und die Rechnung selbst nochmal nachrechnen. „Es war auch sehr hilfreich, Christopher Mapeera, einen vor Ort lebenden Bruder (Bezeichnung für Mitglieder der örtlichen Kirche, Anm. d. Red.), dabei zu haben, der uns sprachlich und menschlich immer sehr geholfen hat.“

Hohe Motivation der Teilnehmenden

Begeistert waren die beiden von der hohen Motivation der Einheimischen: „Sie waren voller Arbeitsfreude, wissbegierig, fleißig und freundlich.“ Wenn auch das Zeitverständnis ein ganz anderes sei als in Deutschland: „Wir durften unsere Geduld verbessern und lernen, dass man Aufgaben auch mit weniger Fokus auf Effizienz erledigen kann.“ So habe das Bohren eines einfachen Loches gerne mal einen Tag in Anspruch genommen. Nicht nur die Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort bereitete Alina Meier und Björn Selent Freude. „Wir haben einen tiefen Einblick in das Leben der Menschen bekommen, gemeinsam in Strohhütten mit Familien gegessen und deren tägliches Leben begleitet“, erzählt Alina Meier.

Die Anlage steht. Foto: Green Desert

Weitere Projekte geplant

Crome ist stolz auf seine ehemaligen Studenten und überzeugt: „Mit dem erfolgreichen Projekt in Uganda wurde weltweit ein neues Kapitel im Hinblick auf eine eigene unabhängige Wasserversorgung aufgeschlagen.“ Für Meier und Selent steht indes fest: „Wir müssen noch viel Arbeit in die Verbesserung der Anleitung stecken, wenn wir das Ziel, das Menschen weltweit diese Anlage ohne unsere persönliche Hilfe aufbauen können, erreichen wollen.“ Dabei helfen Erfahrungen aus der Praxis, die sie nun vertiefen möchten: „Wir planen gerade, noch einmal nach Uganda zu fahren“, sagt Alina Meier. Gemeinsam mit dem örtlichen Krankenhaus und einer Schule wollen sie in Kamutur im Osten Ugandas Anlagen aufbauen. „Dabei stehen wir zwar noch am Anfang, aber wir hoffen im nächsten Jahr wieder rüber fliegen zu können.“ Auch Projekte in anderen Ländern und auf weiteren Kontinenten können sich die beiden gut vorstellen.

Wasser als Menschenrecht

Seit 2010 ist der universelle Zugang zu Trinkwasser, Sanitärversorgung und Hygiene ein Menschenrecht. Dennoch haben nach aktuellen Zahlen der Welthungerhilfe weltweit 771 Millionen Menschen keinen Zugang zu einer solch grundlegenden Wasserversorgung. Sie benötigen mehr als 30 Minuten, um Wasser zu holen oder nutzen Wasser aus Flüssen und anderen verunreinigten Quellen. Auch die ugandische Landbevölkerung bekommt den Klimawandel immer stärker zu spüren: Wasserknappheit und Dürren nehmen zu und gefährden die Ernährungssicherheit.

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