Rollkoffer-Tetris im IC 142

Reisen mit der Deutschen Bahn kann extrem lustig sein – und das nicht erst im Zug, sondern bereits im Bahnhof. Unser Autor erlebt es gerade. Buschmanns Kosmos live aus dem IC 142.

Von Ulf Buschmann

Eine Reise nach Berlin ist immer reich an Erlebnissen; sowohl hin als auch zurück. Auf der Hinfahrt mit dem Deutschland-Ticket treffe ich einige Leute mehrmals wieder: erst in der RB37 von Bremen nach Stendal und dann im RE4 von Rathenow nach Berlin. Blöderweise vergesse ich meine To-Go-Lesebrille, aber die zweite, wichtigere steckt sicher im Rucksack.

Wenige Stunden vor der geplanten Rückfahrt entscheide ich mich doch für die schnellere Variante, den Intercity (IC). Abfahrt 14.33 Uhr ab Berlin-Hauptbahnhof, Ankunft 17.50 Uhr Bremen-Hauptbahnhof mit einmaligem Umstieg in Hannover. „Hohe Auslastung erwartet“, meldet die App der Deutschen Bahn (DB). Einen Platz am Tisch gibt es doch noch. Als ich die Massen sehe, die auf den Bahnsteig strömen, bin ich froh über meine geglückte Platzreservierung. Die 71,50 Euro sind es mir wert, zwei Stunden früher als geplant zu Hause zu sein.

Die lustige Damengruppe

Das erste Erlebnis gleich nach dem Einstieg in den Zug: Es knubbelt sich in Wagen 5. Kein Wunder, die Fahrgäste mit niedrigerer Platzzahl steigen auf der Seite mit den hohen Zahlen ein und umgekehrt. Und dann sind da natürlich die Menschen ohne Reservierung, die es sich gerade bequem gemacht haben. Kurze Zeit später muss der eine oder andere Zeitgenosse seinen Platz räumen – wie der Mann, der bis Stendal reist und gleich zweimal wieder aufstehen muss.

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Gepäcktetris für die Damengruppe

Lustig wird’s mit einer achtköpfigen Frauengruppe: Andere Menschen müssen nicht nur zwei Plätze räumen. Auch die Rollkoffer der Damen müssen verstaut werden. Und weil ich eine gute Kinderstube hatte, helfe ich den Damen natürlich. Zwei der größeren Rollkoffer finden auf der Gepäckablage gleich neben der elektrischen Schiebetür Platz. Vier weitere Gepäckstücke sowie diverse Mäntel landen über den Sitzen in der Ablage.

Ich schiebe meinen Rucksack auf meinen Rollkoffer, quetsche meine Jacke noch in die Lücke, und schon ist Platz für weitere Rollkoffer der Damen. „Der spielt zu Hause bestimmt Tetris“, kommentiert eine der Frauen unter allgemeinem Gelächter der anderen meine Schiebe- und Packaktion zwischen Berlin-Hauptbahnhof und Berlin-Spandau. „Das war die Sportlektion für heute“, zieht eine der Damen auf dem Platz schräg gegenüber ihren Schluss. Zudem gibt es ein achtfaches Dankeschön und die Frage: „Bis wohin fahren Sie, können wir Ihre Dienste noch einmal in Anspruch nehmen?“ Das ist übrigens kein Problem, denn die Damen steigen in Wolfsburg aus.

Der lustige IC 142-Zugbegleiter

Nicht nur die Damen, auch der Zugbegleiter sorgt für allgemeine Erheiterung. Zuerst begrüßt er die Fahrgäste über die Bordsprech-Anlage in seinem launigen und charmanten Berliner-Brandenburgischen Dialekt. Wenige Augenblicke später fragt der Mann, der schätzungsweise Anfang 40 ist, mit einem Singsang in der Stimme: „Wer ist denn noch zugestiegen?“ Viel Arbeit hat der gute Mensch nicht, haben die meisten Fahrgäste doch die „Comfort-Check-in“-Funktion der DB-App genutzt. Lediglich eine junge Frau zeigt ihre ausgedruckte Karte vor. Auf ihre Frage nach der Bahncard bekommt sie eine nette Antwort: „Die haben sie ja dabei!“

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Zugfahren ist ganz einfach

Dass Zugfahren gar nicht so schwer ist, erfährt der Mann mir gegenüber. Er erklärt mir auf Englisch, dass er das erste Mal überhaupt auf Schienen unterwegs sei. Was sich unterwegs alles tut und wie es sich im Gang unseres Wagens mit der Nummer 5 an jedem Halt knubbelt, beobachtet er sichtlich belustigt.

Mir geht es an diesem Nachmittag genauso, und das nicht das erste Mal. Ich könnte diverse Geschichten aus diversen Abteilen unseres Verkehrsunternehmens schreiben. Ergo: „Fortsetzung folgt. Und: „Sänk you for trävelling wis Deutsche Bahn!“