Malerei als Quelle der Kraft und Ruhe
Die freischaffende Künstlerin Anke Eylers hat in Weyhe-Leeste ihr eigenes Atelier. Dort zeigt sie ihren Kursteilnehmern, dass es gar nicht so schwer ist, schöne Motive auf Papier oder Leinwand zu bringen.
Von Daniela Krause
Sie weiß, wie man Augen zum Leuchten bringt, Schattierungen an der richtigen Stelle setzt und Strukturen von Fell, Federn oder Haaren so malt, dass man am liebsten mit dem Finger darüberstreichen möchte. Und sie weiß, wie sie ihr Wissen einfühlsam an andere Menschen weitergeben kann. Anke Eylers, die über 40 Jahre lang als Industriekauffrau tätig war, hätte gerne schon nach der Schule ein Kunststudium begonnen. „Damals hatten aber meine Eltern ja noch Mitspracherecht und meinten, dass sich mit Kunst kein Geld verdienen ließe“, sagt die 1954 geborene Bremerin. So entschied sie sich für die handfeste Ausbildung.
Arzt weckt die Künstlerin in Anke Eylers
Doch als ihr beruflicher Weg mehrmals von starken gesundheitlichen Turbulenzen erschüttert wurde, war es ihr Arzt, der ihr gewissermaßen die Kunst als Medizin verordnete. „So bin ich über ihn wieder an das gekommen, was die ganzen Jahre in mir geschlummert hat.“ Zuvor hatte ich meine künstlerischen Fähigkeiten eher in Tapezieren, Möbelbeziehen und Gartengestaltung gesteckt; die Malerei war in den Hintergrund geraten.“ Sie fing zu Hause an zu malen, nahm in Bremen Einzelstunden bei einem Künstler aus Bangladesch, belegte Kurse und bekam ihre ersten Einzelausstellungen. „Das motivierte mich, weiterzumachen und mein eigenes Atelier zu gründen.“
Hier geht es zum Newsletter
Ausgewählte Beiträge schon vor allen anderen lesen?
Keine Problem, trage dich einfach in unseren Newsletter ein.
Fotos dienen als Vorlage
Seit rund zehn Jahren probiert sie sich künstlerisch aus – von Acryl-Malerei über Buntstiftzeichnungen, Graphit und Pastellkreide-Arbeiten bis hin zur Ölmalerei, wobei ihr als Vorlage zumeist Fotos dienen. Einige ihrer realistischen Porträts, die an den Wänden ihres Ateliers im Ortsteil Leeste der Gemeinde Weyhe hängen, sind Acrylbilder in Schwarz-Weiß. Sie zeigen Personen von hinten: Zwei junge Schwestern am Steuer eines Ausflugsschiffes, einen Rodeo-Reiter neben seinem Pferd oder einen Vater, der mit seinem kleinen Sohn an der Hand spazieren geht. „Ich mag diese Motive, weil sie beim Betrachter Interesse wecken und sich so viel in sie hineininterpretieren lässt“, so die freischaffende Künstlerin.
Kurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
Neben der eigenen Malerei und der Auftragsmalerei gibt Anke Eylers montags und dienstags Kurse für kunstbegeisterte Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie Workshops zu verschiedenen Maltechniken. Bis zu sechs Personen sind in einer Kursgruppe kreativ. „Dadurch, dass die Anzahl der Malenden begrenzt ist, kann ich mich intensiver um jeden Einzelnen kümmern und habe auf alles einen guten Blick.“ Vorgaben gibt es keine. Jeder Teilnehmer macht das, wozu er Lust hat. Anke Eylers begleitet das Ganze und gibt Tipps. „Es sind schon Leute zu mir gekommen, die sich selbst als völlig talentfrei beschrieben haben und dann ganz erstaunt und entzückt vor dem eigenen Werk standen.“ Eine Auswahl an Zeichnungen und Gemälden ist auf Anke Eylers Internetseite zu finden, darunter auch Bilder von Kindern und Jugendlichen, die im Einzelunterricht, in Kursen oder während eines Ferienangebots entstanden sind.
Vom genauen Hinschauen
Montagvormittags kommt ihre „Rentner-Gang“, wie sie scherzhaft sagt. Damen in ähnlichem Alter, die sich in ihrem Malkurs verwirklichen möchten. Petra Ketz aus Jardinghausen zum Beispiel hat ein Bild von einem Leuchtturm mitgebracht, an dem sie seit seit 2022 mit Unterbrechung gearbeitet hat. Die 68-Jährige malt seit neun Jahren im Kurs von Anke Eylers. „Was ich bei Anke gelernt habe, ist das genaue Hinschauen“, sagt Petra Ketz. „Manchmal hilft es, ein paar Schritte zurückzugehen und das Bild mit Abstand zu betrachten, um zu erfassen, wo noch etwas fehlt.“ Hin und wieder stellt sie ein Bild auch für Monate bei Seite, um ihm dann im richtigen Moment den letzten Schliff zu geben.
Licht und Schatten
Ursel Hollwedel aus Ristedt ist ebenfalls eine passionierte Montagsmalerin geworden: „Ich hätte nicht gedacht, das ich das, was ich als Kind so gerne gemacht habe, im Alter wieder zum Leben erwecken würde“, erzählt die 71-Jährige. „Es macht mir großen Spaß in dieser Runde zu malen, weil zwischen uns allen einfach die Chemie stimmt.“ Außerdem liebt sie die Vielschichtigkeit: „Jede von uns darf ihrer Neigung entsprechend an ihrem Werk arbeiten. Anke hilft uns dabei, die Details zu erkennen, von denen ein Bild lebt – so wie Licht und Schatten – und Gesichter zu malen, die etwas aussagen.“
Inspirieren und beflügeln
Mit ihrer Begeisterung für die Kunst hat Ursel Hollwedel ihre Nachbarin Monika Böttger angesteckt. So wie Anke Eylers liebt die Ristedterin es, beim Malen alles andere um sich herum zu vergessen und dabei nicht auf die Zeit zu achten. Angefangen hat sie mit Tieren. „Jetzt male ich Porträts von allem, was mir am Herzen liegt – von meinen Kindern, von meinem Mann.“ Anke Eylers findet großen Gefallen daran, ihre Kursteilnehmer zu inspirieren und zu beflügeln: „Ich möchte allen, die gern malen und zeichnen zeigen, dass es gar nicht so schwer ist mit Farben und Stiften etwas Schönes auf Leinwand oder Papier zu bringen.“ Die Malerei sei für sie nicht nur ein Ausgleich zum Alltag, sondern gebe auch Ruhe, Kraft und Entspannung sowie „Spaß im Kontakt mit vielen liebenswerten Menschen“.
Kaffee oder Tee?
Wenn Ihnen mein Inhalt gefällt, freue ich mich über eine Unterstützung.
Vielen Dank. Warum wir so gerne Kaffee trinken erfahren Sie hier.