Ringbücher: Aus der Zeit gefallen

Ringbücher gehörten oder gehören zur Grundausstattung in der Schule. Ringbücher sind aber auch ein wichtiges Arbeitsinstrument in der Kirche. Im Zeitalter von Tablets wirken Ringbücher ein bisschen aus der Zeit gefallen.

Von Ulf Buschmann

Großer Auflauf im Bremer St. Petri Dom. Die engagierten Menschen der Bremischen Evangelischen Kirche feiern mit einem Gottesdienst die Einführung des neuen Kirchenausschusses. Mehrere Pastoren halten den Gottesdienst. Auch mehrere Laien sind dabei. Ein durchaus feierlicher Moment. Vor allem wird deutlich: Die Bremische Evangelische Kirche hat sich an der Spitze mächtig verjüngt.

Und doch fühlt sich der Gottesdienst ein bisschen wie aus der Zeit gefallen an. Nicht wegen der Liturgie, sondern wegen des wichtigsten Arbeitsgerätes der Pastoren und der Laien, die im St. Petri Dom nacheinander zum Altar schreiten. Ansprachen, Segen, Namen, Abläufe, das alles steht nicht etwa auf Tablets. Nein, in der Kirche regiert nach wie vor das Ringbuch. Vorzugsweise in DIN A5-Größe.

Ringbücher im Jahr 2025, wenn allenthalben über Digitalisierung gesprochen wird? Ringbücher, während die Gemeinden gerade mit Schwung digitalisiert werden und möglichst alles über Microsoft Teams laufen soll? Das passt irgendwie nicht. Ringbücher wirken da ein bisschen angestaubt. Alle sollen digital, nur die Damen und Herren im Talar brauchen das nicht? Geht gar nicht.

Tablet vor geistlicher Nase

Wenn Kirche nach außen zeitgemäß sein möchte, dann sollten die Geistlichen kein Ringbuch vor ihrer Nase halten, sondern ein Tablet. Von mir aus auch gerne die größere Variante eines Teleprompters zum Ablesen. Aber bitte keine Ringbücher mehr. Diese wirken immer ein bisschen abgegriffen, zeitweise gar heruntergekommen. Ringbücher sind der Tod jedes Corporate Design.

Ringbücher sind zudem ein sensibles Thema – wer dessen Abschaffung in die Diskussion wirft, bekommt ordentlich Gegenwind: „Nein, auf keinen Fall. Das Christentum ist eine Buchreligion.“ Achso? Nö, stimmt nicht ganz. Die frühen Christen überlieferten ihre Bräuche und Gebete mündlich. Später kopierten die Mönche Bibeln kunstvoll in ihren Klosterbibliotheken. Erst 1440 erfand Johannes Gutenberg aus Mainz den Buchdruck – sein erstes Werk war eine Bibel, die Martin Luther ins Deutsche übersetzte.

Hier geht es zum Newsletter

Ausgewählte Beiträge schon vor allen anderen lesen?
Keine Problem, trage dich einfach in unseren Newsletter ein.



Während die Welt außerhalb der Kirchenmauern voranschreitet und viele Menschen heute mit einem iPad arbeiten, bleibt es innerhalb der Gotteshäuser beim Ringbuch. Immerhin kam das erste Tablet bereits 1989 auf den Markt. Das GRiDPad 1900 von GRiD Systems wog zwei Kilogramm und wurde vor allem professionell genutzt. Durchgesetzt haben sich Tablets erst mit dem iPad von Apple anno 2010 vor 15 Jahren.

Immerhin gibt es einen Hoffnungsschimmer. In der katholischen Kirche hat es von der Erfindung der Pille bis zu einer halbwegs liberalen Sicht auf das Thema Empfängnisverhütung eine ganze Generation gedauert.

Kaffee oder Tee?

Wenn Ihnen mein Inhalt gefällt, freue ich mich über eine Unterstützung.
Vielen Dank. Warum wir so gerne Kaffee trinken erfahren Sie hier.


Ihre Auswahl




Kaffee oder Tee?

Sie können Ihren Betrag auch überweisen!

Ulf Buschmann – IBAN DE87 2905 0101 0015 1469 62 – SWIFT-/BIC-Code SBREDE22XXX
Umsatzsteuer-Nummer: 60 211 30824 – Umsatzsteuer-ID: DE193372570  – Finanzamt Bremen