Blühwiese: Mensch und Insekt lieben gehobene Küche

Gedacht als Futterbasis für Insekten wie Bienen entpuppt sich die Blühwiese als Selfie-Hotspot.

Von Andree Wächter

Zwischen dem Forsthaus Heiligenberg und der benachbarten Klostermühle in Bruchhausen-Vilsen entstand eine 2.500 Quadratmeter große Blühwiese. Neben einer regionalen Pflanzen- und Farbpracht soll sie eine Futterbasis für Insekten wie (Wild-)Bienen darstellen. Die Blühinitiative Asendorf (Landkreis Diepholz) hatte die Fläche angelegt. „Die Bedingungen am Heiligenberg sind ideal. Viele Jahre wurde die Fläche nicht gedüngt, und sie enthält sowohl trockene als auch feuchte Bereiche.

Rund 20 verschiedene Wildblumenarten werden sich dort wohlfühlen“, sagt Dr. Ulf Feuerstein von der Blühinitiative. Besucher des Heiligenberges können die Entwicklungen verfolgen, die einzelnen Maßnahmen sind auf einer Schautafel dargestellt. Allerdings, so Feuerstein, werde die Umwandlung von einer Kultur- zu einer Wildfläche nicht von einem Tag auf den anderen gehen, vielmehr ist es ein Langzeitprojekt.

Gedacht als Futterbasis für Insekten wie Bienen entpuppt sich die Blühwiese als Selfie-Hotspot.

Gedacht als Futterbasis für Insekten wie Bienen entpuppt sich die Blühwiese als Selfie-Hotspot.

Im Herbst 2019 begannen Feuerstein und seine Mitstreiter Imker Björg Gumz und Eckhard Gumprecht mit der Bestimmung des Pflanzenbestandes. Von einzelnen Arten nahmen sie Saatgut und lagerten es ein. Die Körner wurden dann im Frühjahr zusammen mit den anderen Pflanzen wieder ausgesät. Die bereits angesiedelten Kräuter sollten erhalten bleiben.

Bevor die Aussaat auf der Agenda stand, führten die Mitglieder Bodenuntersuchungen durch. Die Fläche unterteilten sie schließlich in drei Teile. Die Einteilung war notwendig, weil die Wiese teilweise an einem Hang liegt und dementsprechend unterschiedlich nass war. „Wir leben hier in einem Quellgebiet. Das muss man akzeptieren“, sagt Forsthaus-Inhaberin Adelheid Brüning. Sie stellt die Fläche zur Verfügung. „Das wird ein toller Mehrwert für die Besucher des Heiligenbergs“, war sich Brüning sicher.

Die Kunst der Experten bestand darin, den Boden auf die geplanten Pflanzen vorzubereiten. „Das war nicht einfach, da in den vergangenen Jahren dort viele Gräser gewachsen waren“, sagt Feuerstein. Der Boden war auf Gräser „programmiert“. Damit die langsam wachsenden Kräuter eine Chance gegen die schneller wachsenden Gräser hatten, wurden sie teilweise in Schalen vorgezogen.

Blühwiese ist ein Restaurant für Insekten

Angesiedelt wurden auch Glockenblumen. Laut Imker Gumz gibt es Wildbienenarten, die nur Glockenblumen als Nahrungsquelle haben. Von den rund 600 Arten Wildbienen steht zirka die Hälfte auf der „Roten Liste bedrohter Arten“. Die Erdwälle am Heiligen Berg bieten gute Rahmenbedingungen zum Bau von Nistplätzen. „Es gibt dort schon Bienen“, sagt Gumz. Welche Arten und wie viele es sind, sollte im Laufe des Jahres bestimmt werden. Aufgrund von Corona hat man dies Vorhaben auf 2021 verschoben. Damit sich dort Bienen längerfristig ansiedeln, muss das Nahrungsangebot passgenau sein und sich jährlich wiederholen. Dies ist eines der Ziele der Blühwiese.

Mitte des Jahres strahlte die Wiese in den Farben lila, gelb, blau, weiß und rot. Dazu summte es in unterschiedlichen Tonlagen. Der Tisch war für die Insekten reichlich gedeckt. Nun waren die ersten Blüherfolge zu sehen und sie waren ein willkommenes Motiv für Selfies.

„Das Blau der Kornblume wird in den kommenden Tagen durch viel Gelb abgelöst“, sagte Dr. Ulf Feuerstein von der Blühinitiative im Juli. Gemeint waren damit beispielsweise Kamille oder Margeriten. In rund 500 Stunden ehrenamtlicher Arbeit hatten die Mitglieder das „Insektenrestaurant“ im Frühjahr angelegt – und den Tieren schien es zu gefallen. Wenn ein Besucher vor der Wiese kurz innehielt, hörte er ein wildes Summen und eine Vielzahl von den kleinen Tieren konnte beobachtet werden.

Regionalsaat-Grundmischung ausgesät

In die Erde wurde die Regionalsaat-Grundmischung gebracht. Feuerstein: „Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht.“ Ergänzt haben die Mitglieder sie mit für den Bodentyp passenden Kräutern, die mehrjährig blühen. Dazu haben sie rund 3.000 vorgezogene Pflanzen von Hand in sogenannte Blühinseln gesetzt. „Circa 15 Sorten blühen von den 35 ausgesäten. „Die Artenvielfalt soll noch mehr werden“, sagt Feuerstein zu dem langfristigen Ziel.

Dies soll in fünf Jahren erreicht sein. So lange läuft die Patenschaft für die Fläche, die sich im Besitz des Forsthauses befindet. „Dann sollte sich die Wiese jedes Jahr von selber regenerieren.“ Bis dahin liegt noch viel Arbeit und Geduld vor den Mitgliedern der Blühinitiative. Die nächsten Schritte sind, das Wachstum weiter im Auge zu behalten und dafür zu sorgen, dass sich ein Gleichgewicht einstellt. Denn die Wiese soll vom Frühjahr bis in den Herbst blühen und so über viele Wochen ein Nahrungsangebot bereithalten. „Und es soll auch die ganze Zeit schön aussehen.“

Ulf Feuerstein beobachtet die Insekte am Heiligenberg aus. Eine Blumenwiese für Bienen.

Ulf Feuerstein beobachtet die Insekte am Heiligenberg aus. Eine Blumenwiese für Bienen.

In einem weiteren Schritt wollen die Aktiven die Lebensbedingungen für die Kräuter weiter optimieren. Es müssen fremde Pflanzen entfernt werden und an Stellen, an denen sich die Saat nicht so entwickelte, muss nachgesät werden. Schlussendlich müssen dann noch freie Stellen angelegt werden, meint: Bodenerde pur. Sie hat die Funktion, dass sich dort Samen aus den vorhandenen Pflanzen ausbringen können. Des Weiteren sind diese Stellen wichtig für die Bienen. Einige brauchen beispielsweise Lehmboden zum Nestbau.

Blühwiese hat Ursprung auf dem Rosenfest

Die letzten Arbeiten sind dann gleich die ersten für die Saison 2021. Dann wird die Wiese einmal gemäht. Dies passiert nach dem Ausfallen der Samen und nach dem Schlüpfen von Insekten.

Dass die Blühinitiative Asendorf die Wiese zwischen dem Forsthaus Heiligenberg und der Klostermühle bewirtschaften darf, hat ihren Ursprung auf dem Rosenfest 2019 und in einer Tüte mit Samen. Dort hatte die Blühinitiative einen Stand, und Forsthausinhaberin Adelheid Brüning hatte eine Saatentüte bekommen. Da beide Naturfreunde sind, war der Weg zu einem Projekt nicht weit. Das gemeinsame Ziel: Eine natürlich nachwachsende Wiese mit Pflanzen. Meint: Nach einer Anlaufphase soll sich die Fläche selbst regenerieren, so dass keine Pflege mehr nötig ist.