Planetariumsprojektor: Kinoerlebnis unter der Kuppel

Beim Gang in den Keller kann man Schätze finden. Romke Schievink war im Museumskeller und fand ein über 100 Jahre altes Meisterwerk der Ingenieurskunst.

Von Andree Wächter

Anfang der 1920er-Jahre war es eine absolut herausragende Ingenieurleistung. Jahrelang tüftelten Wissenschaftler am Planetariumsprojektor Modell I von Carl Zeiss Jena. Das Besondere ist: Es zeigt Sterne und Planeten in einer Projektion. Bis dahin wurden die fixen Sterne und die beweglichen Planeten immer getrennt dargestellt. Zwei dieser Projektoren wurden gebaut. Eines steht im Deutschen Museum in München, der zweite Projektor galt lange als verschollen. Romke Schievink hat ihn wiederentdeckt, restauriert und ihm neues Leben eingehaucht. Laut dem Holländer ist er der älteste Planetariumsprojektor der Welt.

Das erste ZEISS Planetarium im Deutschen Museum München (1925).

Das erste ZEISS Planetarium im Deutschen Museum München (1925). Foto: Deutsches Museum

Das Modell I projiziert den Sternenhimmel auf eine große halbkugelförmige Kuppel. Es veranschaulicht die Planetenläufe. Als Erfinder des modernen Projektionsplanetariums gilt der Physiker Walter Bauersfeld. 1919 baute er es im Auftrag von Carl Zeiss. Ein Projektionsplanetarium ist nicht mit einer Sternwarte zu verwechseln. Es erzeugt einen simulierten Sternenhimmel, während man in einer Sternwarte die realen Himmelsobjekte beobachtet. Heute würde man den Planetariumsprojektor als Beamer bezeichnen.

Projektor als Zuschauermagnet

Das Modell im Deutschen Museum „funktioniert nicht“, sagt Schievink. Das Schwestermodell stand lange im Museum in Den Haag. Genaugenommen war es die zweite Anfertigung der Ingenieure aus Jena. „Einige Fehler hatte man bei dem Modell schon korrigiert“, erklärte der Dozent schon vor längerer Zeit an einer Hochschule.

Bevor es in Holland landete, ging es auf Tournee. In den 1920er-Jahren war es ein absoluter Zuschauermagnet. Die Firma Carl Zeiss verdiente Geld mit den Vorführungen. Das Museum in Den Haag kaufte 1934 das Modell. Schievink: „Nach dem Museumsbrand 1976 war er viele Jahre verschwunden. Ich war aber kurz nach dem Brand noch im Planetarium und hatte es gesehen. Ich wusste also, dass er noch vorhanden war.“

Ein Teleskop für den Blick in die Sterne mit einem Autogramm von „Astro Alex“ Alexander Gerst.

Ein Teleskop für den Blick in die Sterne mit einem Autogramm von „Astro Alex“ Alexander Gerst. Foto: Wächter

Mit dieser Meinung war er lange alleine, denn selbst unter Fachleuten und in der Literatur galt es als verschollen. Der Planetariumsprojektor Modell I stand 30 Jahre im Keller des Museums. Dort wurde das gute Stück wiederentdeckt. Allerdings reichlich ramponiert. Das Löschwasser hatte seine Spuren hinterlassen. „Zum Glück wurde damals massiv gebaut. Es kam viel Messing zum Einsatz und Plastik gab es so noch nicht“, erklärt Romke Schievink. So konnten die Flammen dem Modell I wenig anhaben.

Aus dem Dornröschenschlaf geholt

Schievink holte den Projektor aus seinem Dornröschenschlaf. „Es galt als nicht reparierbar.“ In zahllosen Stunden machte er das Meisterwerk der Ingenieurskunst wieder betriebsfertig. Es wurden die alten Motoren aus Sicherheitsgründen durch moderne ersetzt. Allerdings können die originalen Antriebe jederzeit wieder angebaut werden, versichert der Holländer. „Ein paar Linsen waren kaputt. Die baugleichen habe ich bei Ebay in Kameras gefunden“, sagt Schievink. Der Planetariumsprojektor Modell I von Carl Zeiss Jena ist wieder voll funktionsfähig und fasziniert immer noch oder besser gesagt wieder.

Romke Schievink ist seit Frühjahr 2020 der neue Besitzer der Wassermühle in Bruchmühlen bei Bruchhausen-Vilsen. Zusammen mit seiner Partnerin Bea Tilanus will er in den kommenden Monaten dort ein Planetarium aufbauen.

Zu den Beobachtern der Sterne gehörten auch schon die alten Griechen. Sie hatten für ihre, aus heutiger Sicht, primitiven Möglichkeiten einen hervorragenden Wissensschatz und bauten Sternenuhren wie den „Mechanismus von Antikythera“. Die ältesten Aufzeichnungen von Sternen haben Archäologen in Höhlen der ersten modernen Menschen gefunden.

Oft wurden die Objekte am Himmel mit den Augen, also ohne Hilfsmittel, beobachtet. Mit dem Blick zum Himmel begann auch für Romke Schievink die Liebe zu den Sternen. „Als ich fünf oder sechs Jahre alt war, habe ich stundenlang den Mond angeschaut“, sagt Schievink. „Genau wie Menschen damals habe ich meiner Fantasie freien Lauf gelassen.“ Seitdem ist es sein Hobby. In seinem Heimatdorf gab es neben einer Wassermühle auch eine Sternwarte. Inzwischen hat er einen so großen Wissensschatz, dass der Holländer in der Fachwelt angekommen ist.

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