Neues Leben auf dem Friedhof
Bienen und andere Insekten bekommen neue Futterstellen in Asendorf. Der Ort, an dem es in Zukunft summt und zwitschert ist eigentlich für den Tod bekannt.
Von Andree Wächter
Mehr Leben auf dem Friedhof – was sich im ersten Moment wie ein Widerspruch liest, ist bei genauerem Hinsehen keiner. In den kommenden Wochen und Monaten entstehen auf dem Asendorfer Friedhof Inseln für Insekten, Echsen und Vögel. Jüngst pflanzten Mitglieder der Asendorfer Blühinitiative (Landkreis Diepholz) rund 3.000 vorgezogene Kräuter und Pflanzen.
Im Vorfeld wurde eine freie Fläche zwischen Gräbern in Quadrate eingeteilt. Von oben sah es aus wie ein Schachbrett. In jedes der einmal ein Meter großen Felder pflanzten Mitglieder der Blühinitiative Wiesensalbei, Margeriten, Wiesen-Flockenblumen, Lichtnelken und weitere Blühpflanzen. Jede Pflanze ist für eine bestimmte Insektengruppe besonders attraktiv. „Alle blühen mehrjährig“, sagt Dr. Ulf Feuerstein von der Blühinitiative. Dies ist wichtig, damit die Insekten das neue Nahrungsangebot dauerhaftes annehmen. Wichtig ist, dass die einzelnen Futterstellen untereinander vernetzt sind. Meint: Sie dürfen nicht zu weit auseinander liegen. Insekten haben einen Flugradius von einigen hundert Metern.
Im Juni soll der Friedhof blühen
Damit sich die Friedhofsbesucher schon jetzt ein Bild von der zukünftigen Farbenpracht machen können, wurde eine farbige Holzlatte in jedes Quadrat in der zu erwartenden Blütenfarbe und Wuchshöhe gesetzt. Im Juni soll dann alles blühen, so die Experten.
„Es werden immer weniger Tote klassisch beerdigt“, sagt Pastorin Simon. Immer mehr werden verbrannt oder in Ruheforsten beigesetzt. Für die Kirchen stellt sich die Frage: Was machen wir mit den freien Friedhofsflächen? Sie nur mit Rasen einzusäen war für Pastorin Melanie Simon zu wenig. Es geht um die grundsätzliche Frage: „Wie planen wir unseren Friedhof?“, sagt die Geistliche. „Eine Idee war, dass die Sinne angesprochen werden sollen, wenn man über den Friedhof geht.“ Daher trat Simon vergangenes Jahr an die Blühinitiative heran.
Während einer Begehung entwickelten der Friedhofsausschuss und Ulf Feuerstein zusammen mit Pastorin Simon erste Vorschläge für Plätze und Pflanzen. Eine behutsame Änderung in der Bepflanzung des Friedhofs sollte es werden, um für Vögel und Insekten bessere Lebensbedingungen zu schaffen und dem menschlichen Auge etwas zu bieten.
Schnell waren sich die Beteiligten einig. Es wurden verschiedene Stellen identifiziert, auf denen Vogelnährgehölze angepflanzt werden könnten, und in zwei Bereichen sollen Blühflächen angelegt werden. Des Weiteren sollen alte Grabsteine nicht mehr entsorgt, sondern an einer Stelle mit Pflanzen kombiniert werden. Diese Kombination soll den Tierarten die vier Dinge bieten, die sie zum Leben brauchen: Platz, Nahrung, Nistmaterial und Wasser.
Es blüht im Netz
Wer keinen Spaziergang über den Friedhof machen möchte und trotzdem die Fortschritte verfolgen will, dem hilft ein Blick ins Internet. Die Blühinitiative hat die Aktion beim bundesweiten Pflanzwettbewerb „Wir tun was für Bienen“ angemeldet. Alle Schritte der Aktion werden deshalb dokumentiert. Eine Jury beurteilt im Sommer die verschiedenen Aktionen und wird die Besten prämieren.