Insekten: Von Blüten, Gärten und Nisthilfen
Insekten brauchen Blüten und einen Platz zum Nisten. Für beides ist Platz im kleinsten Garten. Tipps vom Naturgarten- und Insektenbeauftragten.
Von Andree Wächter
Gartengestaltung gepaart mit Umweltschutz und Artenerhaltung wie Insekten. Der Weyher Heiko Janßen unterstützt Bürger bei der Planung von Blumenwiesen und naturnahen Gärten. Als Nabu-Mitglied kennt er sich mit Insektenhotels (Nisthilfen) aus. Beide Ehrenämter haben einen Zusammenhang.
Heiko Janßen ist seit Mitte 2021 ehrenamtlicher Naturgarten- und Insektenbeauftragter. Sein Beratungsangebot ist kostenlos. In Weyhe ist er auch bekannt als örtlicher Wespenbeauftragter.
Insekten: Gute Zeit für Blühwiesen
„Jetzt ist eine gute Zeit, wenn man im Sommer eine Blühwiese für Insekten haben möchte“, sagt Heiko Janßen. Meint: Wenn die Tage länger und wärmer werden, müssen die Böden vorbereitet werden. Welche Arbeiten zu erledigen sind, erläutert der Experte den Weyhern. Das Beratungsgespräch vor Ort dauert bis zu zwei Stunden. „Die Bürger haben teilweise falsche Vorstellungen. Sie wollen einen schnellen Erfolg“, weiß Heiko Janßen. Dabei ist eine insektenfreundliche Blühfläche eher ein Langzeitprojekt. Im Optimalfall blüht es vom Frühjahr bis in den Herbst. So können die Insekten wie Bienen oder Hummeln über viele Monate Nahrung finden.
Welche Pflanzen sich eignen, hängt von vielen Faktoren ab – beispielsweise von der Größe des Gartens und der Lage. „Selbst auf einem Balkon kann ich einen Blumenkasten mit Küchenkräutern oder Wildblumen bepflanzen“, sagt der Experte. Dies wäre ein kleiner Beitrag, den auch Mieter leisten könnten. Gartenbesitzer sind flexibler. Je nach Fläche könnte eine regionale Blühmischung gesät werden, die es schon im Automaten gibt.. Sie sollte einige Frühblüher enthalten und auch Kräuter, die erst im Herbst ihre Pracht zeigen.
Viele Blühmischungen bestehen aus Pflanzen, die nur ein Jahr blühen. Meint: Im kommenden Jahr beginnt die Prozedur von vorne. Kräuter, die mehrere Jahre blühen, benötigen etwas Geduld sind aber besser. Je nach Zusammenstellung der Mischung kann es Jahre dauern, bis alle Pflanzen blühen.
Eine weitere Option sind Stauden. Sie blühen fast das ganze Jahr über. „Wichtig ist, dass keine Pestizide und kein Kunstdünger benutzt werden“, sagt Heiko Janßen: „Man sollte auch eine wilde Ecke und Brennnesseln akzeptieren.“ Es gibt sieben Schmetterlingsarten, die sich nur von Brennnesseln ernähren. In einer wilden Ecke dient Totholz als Nistplatz für viele Insekten. Was gerne vergessen wird, ist Wasser. Insekten trinken zwar nicht viel, aber ganz ohne Feuchtigkeit kommen sie dann doch nicht aus. „Ein kleines Gefäß reicht schon“, so der Tipp von Heiko Janßen.
Viele Monate ein Nahrungsangebot für Insekten
Die Beratungen von Heiko Janßen gehen jetzt erst richtig los. Obwohl der Beginn seiner Tätigkeit fast schon etwas spät für das Jahr 2021 war, konnte er noch 20 Beratungsgespräche führen. Er hofft auf eine deutlich höhere Frequenz in diesem Jahr. Das Ziel: Bienen und Co über viele Monate ein Nahrungsangebot unterbreiten. Wichtig wäre, dass viele Weyher langfristig mitmachen. Insekten müssen diese neuen Nahrungsquellen für sich „abspeichern“. Dazu kommt, dass sie nur einen bestimmten Radius vom Nistplatz haben, in dem sie nach Nahrung suchen. Teilweise sind dies nur einige Hundert Meter.
Bleibt die Frage, ob es sich lohnt, ein paar Quadratmeter eines (Zier-) Gartens zu verwildern? Die Antwort: Ja! Zur Einordnung: Deutsche Gärten haben zusammen eine Fläche, die so groß ist, wie alle Naturschutzgebiete im Bundesgebiet zusammengerechnet. An Sensibilisierung in der Bevölkerung dafür, dass jede und jeder etwas zum Artenschutz beitragen kann, mangelte es auch nicht. Das Problem war eher: Wie setze ich es um? Mit Heiko Janßen ist ein Puzzleteil dazu gekommen.
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Doch Männer und Frauen können noch mehr tun, als nur eine Blumenwiese anzulegen. Sogenannte Insektenhotels (Nisthilfen) sorgen für viele weitere Mitbewohner – sofern das Angebot auch dem Gusto der Tiere entspricht. Wie immer gilt: Es muss den Insekten gefallen und nicht dem Menschen. Im Optimalfall ist es eine Win-Win-Situation.
Leider ist das oft gut gemeinte Vorhaben dieser (käuflichen) Nisthilfen schlecht umgesetzt – das Insektenhotel bleibt leer. Dann ist die Enttäuschung groß. Die Fehler liegen oft an falschen Infos oder Vorstellungen. Das Internet sei voll mit Ratschlägen, leider auch mit vielen falschen, weiß Heiko Janßen.
Eine Möglichkeit, warum die Nisthilfe leer bleibt, könnte an dem fehlenden Nahrungsangebot liegen. Insekten fliegen nur einen bestimmten Radius zur Nahrungssuche. Dieser liegt, je nach Tierart, zwischen 300 und 500 Meter. „Darum sind naturnahe Gärten so wichtig, um eine Vernetzung zu erreichen“, sagt Heiko Janßen.
Fehler beim Insektenhotel
Es gibt weitere Klassiker unter den Fehlern. Beim Einsatz von Holz wird häufig nasses genommen. Des Weiteren werden die Löcher zu groß gebohrt, in die falsche Richtung und zu dicht. So können Risse entstehen. Besser sind Bohrungen ins Längsholz, weil die Rissbildung damit vermindert wird. Die Bohrungen in Laubholz sollten einen Durchmesser zwischen vier und acht Millimeter sowie eine Tiefe von 80 Millimeter haben.
Entscheidend ist aber der Standort. Die Insekten-Nisthilfe sollte an einem möglichst sonnigen, regen- und windgeschützten Standort fest angebracht werden. Sind die Nisthilfen zu dicht am Boden, können Pflanzen zu viel Schatten werfen. Und die Einflugschneise für die Tiere muss frei sein.
Wie eine Blumenwiese, so ist auch eine Nisthilfe für Insekten eine mehrjährige Angelegenheit die Geduld erfordert. Sie sollte auch im Winter immer am gleichen Ort stehen, damit die Insekten die Nisthilfe akzeptieren und wissen: Hier kann der Nachwuchs sicher schlüpfen.