Das große Endlich

Festivals nach zwei Jahren Corona-Pause – Begeisterung auf der einen, Skepsis auf der anderen Seite – Das Hurricane in Scheeßel beginnt am 17. Juni.

Von Frank Schümann

Das Mitfiebern gehört für die Musikfans seit jeher dazu: Wann kommt das Line-Up, wie siehts aus mit der ersten, zweiten oder dritten Bandwelle, wer ist dabei? Und wer Headliner? Und wann spielt „meine“ Band? Vor all diesen, durchaus liebgewonnen Fragen gab es in den vergangenen zwei Jahren allerdings eine, die alles andere dominierte, nämlich: Findet das Festival überhaupt statt? Wie wir heute wissen, lautete die Antwort fast immer:Nein, die Corona-Pandemie lasse es nicht zu.

Viele Menschen bei einem Rockkonzert.

So lieben es die Festival-Fans: Tolle Stimmung mit tollen Bands wie den Foo Fighters 2019. Foto: Frank Schümann

Euphorie vs. Skepsis

Umso größer ist bei vielen Festival-Fans jetzt die Freude – fast alles, was stattfinden sollte, findet scheinbar auch tatsächlich statt. Anfang Juni sorgte Rock am Ring für den großen Startschuss in die Saison, das Hurricane-Festival in Scheeßel steht (wie auch das Schwesterfestival Southside im baden-württembergischen Neuhausen) in den Startlöchern und wird vom 17. bis zum 19. Juni zu erleben sein.

Trotz aller Euphorie, die dies bei vielen Fans auslöst – andere wiederum sind voller Skepsis. Die fragen sich: Ist das alles so richtig und nicht etwa zu früh? Noch ist die Pandemie nicht vorbei. Dass längst nicht jeder bereit ist, in den Festival-Alltag überzugehen, äußert sich in vielen Posts auf den Social Media-Seiten der verschiedenen Festivals – da werden immer wieder Tickets zum Verkauf angeboten, die Fluktuation ist groß.

Besucher eines Festival

Zwei Jahre mussten sie warten, jetzt dürfen sie wieder – die Festival-Fans des Hurricane bei Wind und Wetter. Foto: Frank Schümann

Das meiste findet statt, aber…

Dass eine gewisse Skepsis immer noch angebracht ist, zeigen aber auch kurzfristige Absagen von großen Konzertreihen, wie zuletzt bei Herbert Grönemeyer: Das Bochumer Deutschpop-Urgestein erkrankte wie einige seiner Band-Kollegen an Corona und sagte alle acht Konzerte seiner lange geplanten Open-Air-Tournee ab.

Dass auch sonst längst nicht alles so ist wie vor der Pandemie, ist auch daran zu erkennen, dass ein Festival wie das Rolling Stone Beach (früherer Name: Rolling Stone Weekender), das im November am Weissenhäuser Strand in Schleswig-Holstein stattfinden soll, zwar längst ausverkauft ist, immer noch keine Namen veröffentlicht hat – was in der Vergangenheit immer spätestens im Frühjahr mit einer ersten Bandwelle passierte. Dieses Mal wird offenkundig länger abgewartet.

Element of Crime bei Rolling Stone Beach

Das Rolling Stone Beach machte im vergangenen Dezember den Anfang und öffnete die Pforten – hier mit Element of Crime. Foto: Schümann

Vorläufer Rolling Stone Beach

Im vergangenen Herbst sorgte das Rolling Stone Beach quasi als eine Art Vorläufer des jetzt begonnenenFestival-Sommers noch für euphorische Gefühle unter den knapp 4.000 Besuchern – „das ist ja fast schon wie vor der Pandemie“, meinten einige der Rockfans, seinerzeit noch nicht wissend, dass noch ein weiterer, langer Corona-Winter vor ihnen lag. Allerdings: Viele der Besucher kamen seinerzeit noch der Veranstalter-Empfehlung nach und trugen Maske – und auch das Line-Up stand stark im Zeichen der Pandemie.

Gebuchte internationale Acts wie Modest Mouse konnten nicht anreisen, aber auch dafür eingesprungene deutsche Bands wie Tocotronic oder Element of Crime sorgten für reichlich Stimmung. Zwischen den Konzerten war Corona allerdings noch ein großes Thema – ganz im Gegensatz zum Rock am Ring Anfang Juni, wo kaum noch eine Maske sichtbar war, kontaktintensive Festival-Bestandteile wie Stage Diving oder Mosh Pits dagegen schon.

Eine der beiden Hauptbühnen des Hurricane-Festival.

Die Lust der Fans zum Feiern ist unbändig – auch wenn es sich erst langsam füllt, so wie hier an einem Sonntagmittag. Foto: Schümann

Unbändige Feierlust

Was dabei auch sichtbar war: die unbändige Freude und Feierlust der Fans, aber auch der Bands. Immer wieder gab es hocherfreutes Kopfschütteln der Künstler angesichts der Massen und dem, was wieder möglich war; ungeachtet möglicher Konsequenzen. Wer sich dem nicht aussetzen wollte, war von vorneherein zu Hause geblieben. Viele Konzerte – zum Beispiel Muse, Green Day, Weezer, Beatsteaks und Donots – sind übrigens in der RTL+ Mediathek nachzuerleben

Nah dran: Hier bei Arcade Fire beim Hurricane 2018.

Nah dran: Hier bei Arcade Fire beim Hurricane 2018. Foto: Frank Schümann

Scheeßel: Alle Headliner wie vorgesehen

Ähnlich stimmungsvoll wird es jetzt bei der neuen, zweimal ausgefallenen Auflage des Hurricane-Festivals zugehen, das dieses Mal ganz im Zeichen des Eichhörnchens steht. Rund 70 Bands werden vom 15. bis zum 17. Juni auf vier Bühnen „abrocken“; der Großteil der Künstler konnte schon seit der ersten Ansetzung herübergerettet werden, so wie die Haedliner The Killers, Seed, Martin Garrix (alle Freitag), Deichkind, Twenty One Pilots (beide Samstag) sowie Rise Against und Kings of Leon (Sonntag). Wer spontan noch buchen will – ausverkauft ist es noch nicht.

Das Tor des Hurricane-Festivals.

Da schlossen sich die Tore: Das Hurricane in seinen letzten Zügen 2019 – jetzt öffnen sich die Tore endlich wieder! Foto: Frank Schümann

Die Alternativen

Wem das Hurricane zu groß, zu laut, zu jung oder was auch immer ist – es gibt in unserer Region genug Alternativen, sprich, weitere spannende Festivals. Die werden wir Euch gebündelt in einem weiteren Text vorstellen, den wir nächste Woche online stellen.