Seinen Lieblingscharakter darstellen

Cosplay: Diese aus Japan über die USA nach Europa geschwappte Kultur hat auch im Nordwesten viele Fans. Sie treffen sich auf sogenannten Conventions – wie der NipponCon im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus. Auch an diesem Wochenende.

Von Ulf Buschmann

Michelle aus Hüttenbusch und Lukaleander Diehl aus Neuenwalde kann die Hitze nicht abhalten. Wenn es gewünscht ist, ziehen die junge Frau und der junge Mann in ihre Kostümen wieder an. Beide stellen Furrys dar. Lukaleander Diehls neuestes Kostüm ist eine Dämonenkatze. Michelle schlüpft in die Rolle des Dutch Angel Dragon. Wenn beide erst einmal in ihren Verkleidungen stecken, verwandeln sie sich – sie nehmen andere Charaktere an. Lukaleander Diehl ist dann ruhig, wie im Prinzip alle Furrys. „Katzen reden nicht“, sagt der Großgewachsene.

Menschen in Kostümen

Free Hugs gibt es bei den Furrys gleich dazu. Foto: Ulf Buschmann

Doch angesichts der sommerlichen Temperaturen ist jeder in solch einem pelzigen Kostüm froh, wenn es einmal keine Verwandlung gibt. Das Gespräch gibt’s denn auch nur im Schatten. Davon istauf dem Sedanplatz hinter dem Gustav-Heinemann-Bürgerhaus wenig vorhanden. Wer kein Furry ist, der hält es durchaus noch in der Sonne aus. Der Innenhof ist denn auch ein beliebter Platz um sich auszutauschen, zu quatschen oder einfach nur die neuesten Filmchen und Fotos auf dem Smartphone anzuschauen.

Input auf allen Ebenen gibt es im Bürgerhaus an diesem Wochenende genug. Dort läuft noch bis zum heutigen Sonntagnachmittag die NipponCon. Cosplayer aus ganz Nordwestdeutschland treffen sich schon seit 2014 im Nordbremer Kulturzentrum. Auf dem Programm stehen Konzerte, Animekino, Vorführungen von Showgruppen, ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Gamesroom, Karaoke, Künstlern, Merch-Ständen, Wettbewerben sowie Workshops und Vorträgen. Wer sich für die Welt des Cosplay interessiert, ist an diesem Wochenende im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus an der richtigen Adresse.

Menschen lassen sich mit einem Cosplayer fotografieren: mit Darth Vader.

Mehrere Male lassen sich die Cosplayer von und mit den zahllosen Besuchern fotografieren. Foto: Ulf Buschmann

Fotos mit Darth Vader

Cosplay, diese in Japan gelebte (Sub-) Kultur, kam ab den 90er-Jahren über die USA nach Europa. Dafür hatte der Boom in Sachen Manga- und Animefilmen gesorgt. Beim Cosplay geht es darum, eine Figur aus einem Film möglichst originalgetreu dazustellen. Meistens sind es Manga- und Animestreifen oder Spiele. Aber es geht auch anders. Wie bei Nothern Vader und Daya Dragon. Sie schlüpfen in die Rollen aus der Stars Wars-Saga – logisch, dass Nothern Vader als Darth Vader auftritt. Daya Dragon ist ein Jawa.

„Ich bin ein riesiger Star Wars-Fan“, erzählt Nothern Vader. Seinen bürgerlichen Namen möchte er nicht verraten. Offiziell sei er seit 2020 als der Herrscher der dunklen Seite der Macht unterwegs. Er hat es wohl richtig gemacht: Seinen Einstieg vollzog Nothern Vader sozusagen mit der EpiCon in Münster. Warum Darth Vader? Der Cosplayer muss für die Antwort nicht allzu lange überlegen: „Eigentlich ist es ein gefallener Held.“

Bevor Nothern Vader das alles erzählen kann, muss er sich mit den Besuchern fotografieren lassen. Was für den außenstehenden, nicht wirklich mit der Szene vertrauten Menschen faszinierend wirkt, ist für die Cosplayer nichts Besonderes. „Das hier war noch gar nichts.“ Nothern Vader erinnert sich an den Andrang bei der Epicon. Von Halle 1 bis Halle 3 habe er eine Stunde benötigt, weil sich immer wieder Leute mit ihm fotografieren lassen wollten: „Ich bin kaum vom Fleck gekommen.“

Daya Dragon als Star Wars-Java

Daya Dragon als Star Wars-Jawa. Foto: Ulf Buschmann

Die „Cos-Oma“

Davon kann auch Daya Dragon ein Lied singen. Sie ist schon seit 16 Jahren dabei und gilt deshalb als „Cos-Oma“. Angefangen habe sie als OC, als Original Charakter. Der heißt Klaufix. Daya Dragon, bürgerlich Daniela G., bringt ihre Leidenschaft auf den Punkt: „Cosplay ist kein Fetisch, es ist eine Möglichkeit, seinen Lieblingscharakter dazustellen. Man ist auch noch wandelbar.“

Nothern Vader nickt zustimmend: „Wenn ich mein Darth Vader-Kostüm anhabe, dann bin ich im Charakter drin.“ Das Schöne am Cosplay sei, dass jeder eines oder mehrere Kostüme tragen und somit einen Charakter völlig unabhängig vom Geschlecht verkörpern könne. „Cosplay hat keine Grenzen“, sagt Daya Dragon. Mit einem Schmunzeln schiebt sie nach: „Jeder Cosplayer leidet ein wenig.“ Damit spielt sie auf die vielen Stunden an, in denen jeder in seinem Kostüm steckt – eben auch bei Hitze, wie an diesem Sonnabend im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus.

Die beiden Sängerinnen von MYUgaku auf der Bühne.

Das Duo MYUgaku liefert eine perfekte Show ab – natürlich mit laufenden Animes. Foto: Ulf Buschmann

Hin und wieder schauen die Cosplayer auf ihre Mobiltelefone. Denn gleich sollen eigentlich die Sieger der Cosplay-Wettbewerbe „Classic“ und „Japan“ bekanntgegeben werden. Aber noch geschieht nichts. Denn derzeit steht das in der Szene beliebte Duo MYUgaku auf der Bühne. Zum Halbplayback liefern die beiden Frauen Yuuniversum und Momo eine perfekte Show mit einstudierter Choreografie ab. Im fast komplett gefühlten Saal des ist es ebenso heiß und stickig wie in fast allen anderen Räumen auch. Also erinnern sich Yuuniversum und Momo immer wieder gegenseitig daran: „Trinken, wir müssen trinken!“

Eine Convention ohne diverse Stände mit Animekunst, den passenden Klamotten und typisch japanischem Eistee und mehr scheint es nicht geben – auch nicht bei der NipponCon. Das Angebot ist groß und bunt. Es fehlt dem eingefleischten Cosplayer an nichts. Was auffällt: Die Betreiber gehen mit der Zeit. Zwar weisen einige darauf hin, dass bei ihnen nur Barzahlung möglich ist. Doch bei vielen werden Karten und sogar die Zahlung über Paypal akzeptiert.

Anime-Kunst bei einer Cosplay-Convention.

Auch das ist eine Convention: Kunst. Foto: Ulf Buschmann

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NippoCon heute

Die NipponCon ist noch heute, Sonntag, 21. August, von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Tickets gibt es an der Tageskasse.