Ostern und die Zukunft der Kirchen

Ostern ist das höchste Fest im christlichen Kirchenjahr. Dies gilt für alle Konfessionen. Allerdings stehen die evangelische und noch mehr die katholische Kirche als Institution in ihrer bisherigen Form mittel- bis langfristig zur Disposition – unser Autor spricht in Buschmanns Kosmos aus Erfahrung.

Von Ulf Buschmann

Ostern hat für mich beziehungsweise für meine Biografie große Bedeutung. Vor knapp 30 Jahren, 1996, war es für mich das erste Fest nach meiner Krebserkrankung. Ich verbrachte die Ostertage zu der Zeit in der Reha in Plau am See. Diese schöne Zeit werde ich niemals vergessen. Seitdem bedeutet Ostern für mich viel mehr als Weihnachten. Überhaupt ist Ostern ja der höchste christliche Feiertag, und ich bezeichne mich als gläubig.

Deshalb engagiere ich mich in meiner Vegesacker Kirchengemeinde: Ich gehöre dem Vorstand als Beisitzer an. In dieser Funktion bekomme ich die Veränderungen der Institution Kirche hautnah mit. Nicht nur mir geht es so, auch die breite Öffentlichkeit wird es im kommenden Jahr merken. Dann wird aus vier bislang eigenständigen Gemeinden eine, die einen großen Teil ihrer Gebäude abstoßen muss.

Verkleinerung: „50 Prozent plus x“

Noch vor zwei, drei Jahren hieß es, dass alle Gemeinden der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) sich um 30 Prozent verkleinern müssten. Inzwischen ist von „50 Prozent plus x“ die Rede. In Zahlen: Die Kirchen bieten Platz für rund 500.000 Menschen. Aber es kommen gerade noch 130.000 Gläubige. Und immer mehr treten aus der katholischen und evangelischen Kirche aus. Inzwischen sind weniger als die Hälfte der Deutschen Mitglied einer der beiden großen Kirchen.

Angesichts dessen kommen die evangelische und katholische Kirche über kurz oder lang sicherlich in Erklärungsnot: Warum werden Protestanten und Katholiken de facto gegenüber anderen Konfessionen und Religionen bevorzugt behandelt? Und vor allem: Warum zieht der Staat Kirchensteuer ein? Auch die sogenannten Staatsleistungen sind nicht mehr wirklich nachvollziehbar.

13 Milliarden Euro Steuern

Alleine die Kirchensteuer spült rund 13 Milliarden Euro in die Kassen der evangelischen und katholischen Landeskirchen, der Bistümer und der Gemeinden. Alleine das Bistum Köln, das zu den reichsten weltweit gezählt wird, soll mehrere Milliarden Euro auf der hohen Kante haben. Die BEK kommt auf rund 50 Millionen Euro Kirchensteuereinnahmen. Weitere rund 40 Millionen fließen an Zuschüssen, zum Beispiel für die Kindertageseinrichtungen.

Und dann sind da noch die Staatsleistungen. Diese zahlen die Bundesländer mit Ausnahme von Bremen und Hamburg an die Kirchen, zum Beispiel für Bischofsgehälter oder die Sanierung von Kirchen – macht weitere rund 600 Millionen jährlich. Die Staatsleistungen fließen als Entschädigung für Kirchenbesitztümer, die sich der Staat schon 1803 einverleibt hatte. Verfassungsrechtler zweifeln diese Praxis immer mehr an.

Eigentlich hat die Berliner Ampel mit Staatsleistungen Schluss machen wollen, doch geschehen ist bislang wenig bis gar nichts. Dabei sind Staatsleistungen 220 Jahre nach der Einverleibungsaktion völliger Blödsinn. Fachleute haben ausgerechnet, dass der Verlust durch die Zuschüsse um mehr als das 13-Fache übertroffen worden ist.

Kommt die Laienkirche (zurück)?

Weniger Mitglieder, weniger Kirchensteuern, Sparzwänge – dies alles wird in fünf bis zehn Jahren unübersehbare Auswirkungen haben. In der Folge kann ich mir sehr gut vorstellen, dass die Laienkirche bei Katholiken und Protestanten so etwas wie eine Renaissance erlebt. Schließlich waren die ersten Christen im Römischen Reich ebenfalls Laien. Gut bezahlte Kirchenbeamte gabs dort nicht. Und: Kirchenbeamte sind einzigartig. Beispiel Frankreich: Dort gibt es die konsequente Trennung von Kirche und Staat. Die Priester in den Gemeinden haben viel weniger Geld in der Tasche als ihre deutschen Kollegen.

Genau genommen war die Laienkirche nie ganz weg – siehe die Freikirchen. Jedoch: Sie sind mir zu oft evangelikal ausgerichtet. Heißt: Die Bibel ist heilig. Was darin steht, ist Gottes Wort und Gesetz. Die Freikirchen sind es, die seit vielen Jahren Zulauf haben. Die Leute geben dafür Geld! Freiwillig! Überhaupt ist das Christentum eigentlich eine wachsende Religion. Überall auf der Welt entstehen neue Gemeinden. Doch es sind stramm orthodoxe, wie die Pfingstgemeinden. Mit den Migrationsströmen etwa aus Afrika schwappen diese langsam, aber sicher nach Europa.

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