Unsere Musik wird tanzbarer

Die Bremer Rockband Halftime hat jüngst ihre erste EP veröffentlicht. Am 20. August sind sie im „Irgendwo“ in der Neustadt zu sehen. Neuigkeiten von den fünf sympathischen Musikern.

Von Daniela Krause

Als unsere Autorin sich 2021 das letzte Mal mit Halftime traf, träumte die Bremer Band von einem Auftritt bei der Breminale. Diesen Wunsch konnten sich die jungen Musiker gemeinsam mit anderen Bands im Rahmen der „Friese“ inzwischen erfüllen und blicken auf eine Reihe weiterer Gigs in den vergangenen Monaten zurück, darunter im Meisenfrei, im Lagerhaus und auf dem Überseefestival. Jette Goltz (Sängerin), Simon Hussong (Bass), Constantin Hussong (Schlagzeug), Jan Moog (Keyboard, Back Vocals) und Florian Schaub (Gitarre) sprechen über aktuelle Projekte, ihre erste veröffentlichte EP und neue Ziele:

Ihr seid dieses Jahr unter anderem beim Rock Cyclus in Bremerhaven aufgetreten. Wo kann man euch als nächstes live sehen und hören?

Simon Hussong: Wir werden am 20. August im Kulturzentrum „Irgendwo“ spielen. Das ist eine Location in der Neustadt. Es liegen noch weitere Auftritte in Bremen an, bei denen die Termine bisher nicht zu 100 Prozent stehen. Dann haben wir vor, etwas aus Bremen rauszukommen, zum Beispiel nach Cuxhaven oder Hamburg, um unsere Fangemeinde zu erweitern. Für die nächsten Jahre wäre es ein Ziel, auch mal außerhalb Bremens auf kleineren Festivals zu spielen, damit wir mehr Leute erreichen können.

Jan Moog: Wir würden dieses oder nächstes Jahr auch gerne beim CSD Bremen spielen. Das wäre auf jeden Fall eine coole Sache, die wir uns in Zukunft wünschen würden. Der CSD ist groß und wir können dort genau die Leute erreichen, die wir erreichen wollen. Zumal unsere neue Single zum CSD passt und wir am 26. August dazu auch ein Musikvideo veröffentlichen werden.

Ende Juni ist eure erste EP erschienen. Gab es schon Resonanz?

Simon Hussong: Einige Zeitschriften haben uns Feedback gegeben. Irgendwie sind wir in die „Gitarre und Bass“ gekommen, eine renommierte Musikzeitschrift. Und wir sind mit zwei Songs auf Bremen Zwei gespielt worden. Das war eine ganz tolle Erfahrung, weil wir vorher noch nie so richtig im Radio waren.

Wo und wie sind denn die Aufnahmen zu eurer EP entstanden, und wie lange habt ihr daran gefeilt?

Jette Goltz: Wir haben die Drum-Spuren in Hamburg bei einem Freund von uns aufgenommen. Gitarre, Bass, Keyboard und Gesang haben wir bei uns im Proberaum eingespielt. Das hat tatsächlich über ein Jahr gedauert. Es war das erste Mal, dass wir das selber gemacht haben. Auf der EP sind ja auch ältere Songs, weshalb wir sehr froh sind, dass wir dieses Projekt jetzt abschließen konnten, da wir inzwischen schon viele neue Songs haben. Das Mixing und Mastering hat Studio Hire übernommen.

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Wenn ihr eure EP selbst rezensieren müsstet – was würdet ihr darüber schreiben?

Constantin Hussong: Ich würde sagen, die EP ist ein Part von Halftime, eine Ära, die schon etwas her ist. Wir schreiben inzwischen andere Songs und haben uns musikalisch weiterentwickelt. Das ist kein Grund, sich zu schämen. Wir sind immer noch stolz auf die alten Songs und auf das, was wir gemacht haben. Und jetzt geht es weiter voran.

Jette Goltz: Die vier Songs sind ein guter Einstieg und Einblick in unsere Musikwelt. Das sind unsere Anfänge. Und ich finde es auch toll, dass man raushört, dass wir es selber aufgenommen haben, weil es – so wie Florian es gerne beschreibt – nach handgemachter Musik klingt.

Jan Moog: Man möchte sich ja durchaus selbst kritisch reflektieren. Aber in dem Fall waren wir sehr zufrieden mit der EP. Die Aufnahmen sind zwar nicht hundertprozentig professionell, da wir sie selbst gemacht haben und über ein Jahr verteilt die Spuren aufgenommen haben – anders als bei unserer neuen Single, die wir in einem Rutsch im Studio aufgenommen haben. Also, es ist noch Luft nach oben…

Jetzt seid ihr dabei, neue Songs zu schreiben, euch weiterzuentwickeln und plant für 2024 die Veröffentlichung eurer zweiten EP. Verändert sich euer Stil?

Jan Moog: Ich glaube, dass ich tatsächlich ein Teil dieser Veränderung bin. Am Anfang bestand die Band ja auch schon aus fünf Personen, aber ich war noch gar nicht dabei. Seitdem ich bei Halftime bin, verändert sich die Musik. Nicht in eine komplett andere Richtung, aber unser Spektrum hat sich erweitert. Mal ziehe ich die anderen mit, mal die anderen mich. Auch das Feedback von außen hat natürlich einen Einfluss auf das, was wir machen.

Die Bremer Band Halftime bei ihrem Auftritt im Bluesclub Meisenfrei. Foto: Frank Schümann

Die Bremer Band Halftime bei ihrem Auftritt im Bluesclub Meisenfrei. Foto: Frank Schümann

Wie würdet ihr euren aktuellen Stil beschreiben?

Simon Hussong: Man kann schon sagen, dass wir Rockmusik machen. Momentan entwickeln wir uns sehr in Richtung Alternative, vielleicht ein bisschen Funk. Da haben wir gerade sehr viel Bock drauf! Die ganz neuen Songs werden tanzbarer sein, damit sich die Leute dazu bewegen wollen – was bei Blues für den ein oder anderen eventuell etwas schwierig ist.

Constantin Hussong: Wir probieren auch ganz viele neue Sachen aus und schauen dann, ob es uns so gefällt oder nicht. Selbst wenn es dann mal nicht in unser Spektrum passt, darf es bleiben, wenn wir es cool finden. Ich denke auch, dass wir nicht für immer eine Rockband bleiben werden, sondern dass sich immer mal wieder etwas Neues entwickeln wird.

Die vier Songs sind ein guter Einstieg und Einblick in unsere Musikwelt.

Jan Moog: Wenn Florian hier wäre (zum Zeitpunkt des Interviews im Homeoffice, d.R.) würde er bestimmt sagen, dass unser Ziel ist, irgendwann sagen zu können: Die Musikrichtung von Halftime ist Halftime. Dass wir eine eigene Musikrichtung haben, mit einer Mischung aus ganz vielem.

Simon Hussong: Dieses Ziel liegt auch darin begründet, dass wir ganz unterschiedliche Einflüsse haben, von dem, was wir privat gerne hören. Somit wird immer etwas Neues entstehen, wenn wir zusammen Musik machen.

Eure Songs haben auch einen sehr persönlichen Anstrich. Mit welchen Themen setzt ihr euch gerade inhaltlich auseinander.

Jette Goltz: Die nächste Single releasen wir ja an dem Tag, an dem in Bremen der CSD ist. Darin geht es um eine queere Liebesgeschichte, in der sich jeder wiederfinden kann. Dann haben wir einen Song geschrieben, der in die feministische Richtung geht. Wir beschäftigen uns also gerade viel mit Queersein, Feminismus, Mental Health und Geschichten, die das Leben schreibt.

In ihrem Proberaum bereiten sich die Fünf auf die nächsten Auftritte vor. Foto: Frank Schümann

In ihrem Proberaum bereiten sich die Fünf auf die nächsten Auftritte vor. Foto: Frank Schümann

Apropos Geschichten, die das Leben schreibt: In eurem Podcast habe ich gehört, dass Simon mit Florian in eine WG gezogen ist. Wie läuft das Zusammenleben, und wie profitiert die Band davon?

Simon Hussong: Ich glaube, die Band hat davon bisher schon sehr viel profitiert. Wir sind vor einem knappen Dreivierteljahr zusammen nach Walle gezogen. Seitdem sitzen wir ganz häufig auf dem Balkon, denken uns wilde Fantasien aus, was wir noch alles mit der Band machen können. Es wird natürlich nicht immer alles umgesetzt, aber wir verbieten uns auch nicht, mal groß zu träumen. Und generell können wir uns in der Produktion deutlich schneller absprechen.

Eure Band hat ja nun auch Dimensionen erreicht, wo man nicht länger nur von Hobby sprechen kann. Ihr druckt eure eigenen T-Shirts … Wie groß wollt ihr noch werden?

Jan Moog: Ein Ziel für dieses Jahr ist es, die 1000er-Follower-Marke auf Instagram zu knacken. Unser Bandcoach hat uns geraten, dass wir uns Ziele stecken sollen, die greifbar und realistisch erreichbar sind. In vier Jahren, so hoffen wir, wird Halftime für jeden von uns mindestens wie ein Minijob sein. Wir machen das nicht des Geldes wegen, auf keinen Fall! Aber die Arbeit, die wir in die Band stecken, nimmt uns ja auch Zeit, die wir sonst für andere Arbeiten zur Verfügung hätten. Deswegen wäre es perfekt, wenn wir regelmäßige Einnahmen durch stetige Auftritte hätten und entsprechendes Feedback bekommen.

Jette Goltz: Was auch richtig toll wäre: mal eine Vorband von einer größeren Band zu sein auf einer Club-Tour durch Norddeutschland oder sogar Deutschland.

Constantin Hussong: Für mich persönlich ist ein Ziel, dass wir irgendwann ein Konzert spielen, zu dem nicht nur Freunde und Familie, sondern auch ganz viele andere kommen, Songs mitsingen können und auf unseren Gigs abgehen. Einfach Spaß zu haben und mit unserer Musik noch mehr Menschen zu erreichen.

Neue EP „The Tide“

Die erste EP von Halftime besteht aus den vier Songs „The Tide“, „Life“, „LX“ und „Be Okay“. Hören kann man sie zum Beispiel bei Spotify. Der Sound ist rockig, die Texte eher düster. Sie stellen existenzielle Fragen an das Leben und die Gesellschaft.

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