Bordbetreuer Philipp Manthey
Philipp Manthey ist Seemannsdiakon. Als Leiter der Bordbetreuung der Seemannsmission Bremerhaven kann er sich keinen besseren Beruf vorstellen. Teil zwei unserer kleinen Serie über die Seemannsmissionen im Nordwesten.
Von Ulf Buschmann
„Wifi!“ Der Jubelschrei eines Mitglieds der Besatzung der „Henneke Rambow“ hallt über und durchs ganze Schiff. Spätestens jetzt wissen alle in der Werft und an Bord, dass Philipp Manthey, der Mann von der Seemannsmission Bremerhaven, gekommen ist. Im Gepäck hat er etwas, das die größtenteils von den Philippinen stammenden Seeleute sehnlichst erwartet haben: einen der Router der Seemannsmission. Dieser ist für sie extrem wichtig, um Kontakt zu ihren Familien zu halten.
Der Smut, der Koch der Besatzung, zeigt Philipp Manthey, wo er das Gerät anschließen soll. Ein kurzer Test, dann funktioniert alles. Das Wichtigste scheint erledigt. Aber es ist nicht nur der Router, der den 28-Jährigen an Bord der „Henneke Rambow“ führt – es geht ihm in erster Linie ums Gespräch. Denn Philipp Manthey ist Seemannsdiakon. Offizielle Funktion: Leiter der Bordbetreuung der Seemannsmission Bremerhaven. Dort arbeitet er seit Ende Juli 2023.
Studiert hat er Religionspädagogik und Soziale Arbeit an der CVJM-Hochschule Kassel. Mit diesen Kenntnissen könnte er auch den Jugendbereich einer Kirchengemeinde oder eines -kreises leiten. „Aber das ist nicht so meins“, sagt er, „mein Herz schlägt für die Schifffahrt und die Menschen an Bord.“ Deshalb hat er sich für die Seemannsmission in Bremerhaven entschieden. Wie allen Mitarbeitenden der Deutschen Seemannsmission weltweit, liegt es auch ihm am Herzen, den Menschen an Bord der Schiffe, die tagein und tagaus die Häfen ansteuern, eine Stimme zu geben.
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Fahrensleute schätzen die Seemannsmission
Die Fahrensleute weltweit schätzen dies. Sie wissen: Bei der Seemannsmission wird jeder Mensch unabhängig von Funktion und Dienstgrad gleich behandelt. Diese Art von „anderer Augenhöhe“, wie Philipp Manthey es nennt, schätzen die Männer – es tut ihrer Seele gut, wenn jemand an Bord kommt, dessen jedes zweite Wort „my friend“ ist. Und der dabei stets freundlich ist. Der Smut der „Henneke Rambo“ bezeugt seine Verbundenheit durch eine Frage: „Do you want some soup?“ Klar, gerne. Die philippinische Suppe und das Hauptgericht sind ein echter Genuss.
Augenhöhe, Respekt, Menschlichkeit. Das sind die Werte, die Philipp Manthey steht. Und er weiß, wovon er spricht. Bevor der gebürtige Odenwälder, der in Osterholz-Scharmbeck aufwuchs, nämlich Seemannsdiakon wurde, war er bei einer Reederei beschäftigt. „Ich kenne das Geschäft auch von der anderen Seite“, sagt er. Philipp Manthey kann auch ein erfolgreich absolviertes Studium für Seeverkehrs- und Hafenwirtschaft in Elsfleth nachweisen. Während seiner Zeit bei der Reederei lernte der Diakon „den Widerspruch zwischen der Menschenwürde und den wirtschaftlichen Interessen der Unternehmen“ kennen, wie er sagt.
„Schatz der dienenden Arbeit“
Seine Arbeit ist überdies geprägt von Philipp Mantheys Selbstverständnis – als Diakon und als Christ. Er spricht vom „Schatz der aufsuchenden Arbeit“. Und: „Wir tauchen in ihre Lebenswelten ein.“ Was Philipp Manthey liebt, ist eben diese wechselnde Art der Augenhöhe. An Bord seien die Seemänner und wenigen -frauen Gastgeber. Kämen sie jedoch in die Einrichtungen der Seemannsmission, wie beispielsweise den Seemannsclub, wechselten die Rollen.
Jedoch: Kein Bordbesuch ohne gute Vorbereitungen. Hierzu gehört der blaugelb gemusterte Rucksack, den Philipp Manthey jeden Tag akribisch bestückt. Zu seinen Utensilien gehören Infomaterial über Bremerhaven und die unterschiedlichen Einrichtungen der Seemannsmission, SIM-Karten, Rosenkränze oder eben einer der Router. Aber auch Zettel für Geldüberweisungen oder Flyer, die über den Umgang mit außergewöhnlichen Situationen informieren, führt Philipp Manthey mit sich. „Ich gehe gerne so gut gerüstet wie möglich raus“, sagt er.
Bis dahin hat der Seemannsdiakon bereits rund eine Stunde Büroarbeit hinter sich. Mails schreiben, Dienstpläne bearbeiten und checken, Bordbesuche selbst dokumentieren beziehungsweise die Einträge der Mitarbeitenden lesen und einiges mehr. Los in Richtung Hafen geht es in der Zeit von 9 bis 13 oder von 14 bis 18 Uhr. „Das ist tidenabhängig“, sagt der Seemannsdiakon. Hintergrund: Die Aufmerksamkeit gilt erst einmal den Besatzungen auf den neu hereinkommenden Schiffen.
Enge Kooperation mit der ITF
Auf einem der Router, die Philipp Manthey in seinem Rucksack verstaut, prangt gut sichtbar das Logo der Internationalen Transportarbeitergewerkschaft, ITF. „Sie ist unser wichtigster Verbündeter“, sagt Philipp Manthey. Die Aufgaben vor Ort als Inspektor übernimmt Verdi-Sekretär Sven Hemme. Während er sich um gewerkschaftliche Angelegenheiten wie Vertragsprobleme, Fragen der Heuer oder auch Diskriminierung von Besatzungsmitgliedern durch Offiziere kümmert, übernimmt die Seemannsmission die tägliche Betreuung.
Das alles, weiß Philipp Manthey, funktioniert indes nicht ohne gute Verbindungen etwa zu Behörden und Unternehmen. Diese aufzubauen und zu pflegen, gehört denn auch zu seinen Aufgaben. Er sagt: „Wir sind das menschliche Gesicht des Hafens, dafür müssen wir vernetzt sein.“
Bremerhaven ist einer von insgesamt 14 Standorten der Deutschen Seemannsmission; weltweit sind es 33 in 15 Ländern. Finanziert wird die Seemannsmission unter anderem aus Zuschüssen der Landeskirchen, Geld vom Bund und Spenden. Das Geld vom Bund gibt es, weil sich Deutschland in internationalen Verträgen zur Vorhaltung von sozialer Infrastruktur in seinen Häfen verpflichtet hat. Diese Aufgabe übernehmen die Seemannsmission und das katholische Pendant „Stella Maris“. Die Seemannsmission bietet an ihren Standorten nicht nur Bordbetreuung an – in den sogenannten Seafarer’s Clubs, den Seemanns-Clubs, können die Seeleute ihre Freizeit verbringen. Weitere Beiträge über die Arbeit der Seemannsmission gibt es hier und hier.
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