American Football und Fanmeile rund ums Bremer Weserstadion

Die ELF kommt ins Bremer Weserstadion: Die Hamburg Sea Devils bestreiten dort ihr erstes Heimspiel. Sie treffen auf die Paris Musketeers.

Von Andree Wächter

Ein Hauch von NFL-Football weht am 2. Juni durchs Bremer Weserstadion. Dann ist das Footballteam der Hamburg Sea Devils zu Gast in Bremen. Während ihrer Nordtour bestreiten sie ihr erstes Heimspiel der neuen Saison der European League of Football (ELF) gegen Paris Musketeers. Um dem amerikanischen Vorbild möglichst nahezukommen, werden im Weserstadion die beiden Endzonen bemalt. Hans-Jörg Otto Geschäftsführer der Firma BWS (Bremer Weserstadion) bestätigte am Rande einer Pressekonferenz den Nord West Reportagen, dass „die Endzonen das Logo der Sea Devils haben werden“.

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Möglich macht dies die Fußball-EM. Die Spiele der Fußball-Bundesliga sind schon lange in den Geschichtsbüchern und die neue Saison noch weit weg. Otto erklärt: „Der Zeitpunkt ist für uns perfekt, weil wir unmittelbar nach dem Spiel dann in die Renovierungsarbeiten für den Rasen gehen. Insofern war auf allen Seiten eine große Bereitschaft da, das Thema American Football im Weserstadion auszuprobieren.“ Wenn es gut läuft, dann können sich beiden Seiten vorstellen, dass das Gastspiel keine Eintagsfliege wird.

Bisher waren Zusatzveranstaltungen im Weserstadion schwierig. Große Konzerte vom Kaliber Bon Jovi oder Michael Jackson gab es schon seit langem nicht mehr. Als Begründung führten die Verantwortlichen an: Der Rasen muss geschützt werden. Die gleiche Argumentation kommt, wenn andere Sportler den Rasen nutzen wollen. Wobei aktive Footballspieler sagen, dass sie den Rasen nicht mehr beanspruchen als Fußballer.

American Football und Fanmeile rund ums Bremer Weserstadion

Die Vorverkaufszahlen verdeutlichen es, Bremen ist bereit für American Football. Mitte März waren schon 7500 Tickets verkauft. „Wir hoffen auf 20000 Zuschauer und mehr“, sagte Mark Weitz, Geschäftsführer der Sea Devils. Im Gegensatz zum Bundesliga-Fußball ist rund ums Stadion eine Fanmeile aufgebaut. Wenn um 16.25 Uhr der Kickoff erfolgt, werden ein Großteil der Fans schon einige Stunden rund ums Weserstadion verbracht haben. Neben dem Verkauf von Fanartikeln sowie Essen und Trinken gibt sich die ELF sehr publikumsnah.

Die Spieler schreiben Autogramme, man kann einen ovalen Football kicken und versuchen, einen Offensiv-Line-Spieler nach hinten zu schieben. Die Spieler auf der Position nennt Patrick „Coach“ Esume gerne auch „Kühlschränke“. Esume gehört zu den RTL-Experten, die jeden Sonntag dem Laien die Regeln und Spielzüge im Fernsehen erklären. In Bremen war der „Coach“ in seiner Funktion als Commissioner der European League of Football. Für den Experten wird die ELF in dieser Saison „einen weiteren Sprung nach vorne machen“. Inzwischen heuern immer mehr ehemalige NFL-Coaches bei Teams in Europa an. So hat kürzlich Jon Gruden in Mailand einen Beratervertrag unterschrieben. 2002 gewann Gruden den Superbowl mit Tampa Bay. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass er in der Saison 2021 vorzeitig seinen Stuhl räumen musste, weil Gruden rassistische Beleidigungen geäußert hatte.

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Darüber hinaus nutzen Spieler der zweiten und dritten Reihe die ELF als Sprungbrett. Mit guten Leistungen wollen sie sich für einen erneuten Profivertrag in der NFL bewerben. Und schlussendlich sind es die großen Fußballarenen. Sie heben American Football auf eine neue Ebene. Neben dem Weserstadion werden die Sea Devels auch in Hannover und im Volksparkstadion in Hamburg spielen. Ihr Heimstadion ist bei den weiteren Spielen die „Hoheluft“ mit rund 8000 Plätzen.

Patrick

Patrick „Coach“ Esume. Foto: Wächter

Wer die vierte ELF-Saison als Champion beenden wird, entscheidet sich im Endspiel am 22. September auf Schalke. Patrick Esume: „Es wird schwer, den Titel zu verteidigen“. Ein Ziel der ELF ist es auch, dass möglichst viele Teams gleich stark sind. Einen Serienmeister wie im Fußball soll es nicht geben. Die Sea Devels sieht Esume als starken Außenseiter. Mark Weitz, Geschäftsführer der Sea Devils hofft, dass „wir weit kommen.“ Er liebäugelt sogar mit dem Finale. Auf dem Weg dorthin gehört neben der richtigen Taktik auch Glück. Denn American Football ist eine Kontaktsportart und Verletzungen gehören dazu. Eine Mannschaft hat gute Chancen, zumindest in die Playoffs zu kommen, die wenige verletzte Schlüsselspieler hat.

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Mit Werder hat Bremen eine Sportmannschaft die schon mehrmals als Meister und Pokalsieger vom Rathausbalkon gewunken hat. Eine Bremer Football-Franchise wird es auf absehbare Zeit nicht geben, die von dort aus den Fans zuwinkt. Wobei die Munich Ravens fast die Bremen Town Musicians geworden wären. Oliver Rau, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) sagte: „Vor ziemlich genau zwei Jahren saß ich mit Thomas Krohne, dem ehemaligen Aufsichtsrat des SV Werder, auf einer Nordseeinsel und wir haben herumgesponnen, für Bremen ein Football-Franchise zu gründen.“ Doch Krohne entschied sich für seine jetzige Heimat München.

Mannschaften der ELF-Saison:

In der Saison 2024 gehen in der European League of Football 17 Teams aus neun Nationen an den Start: Berlin Thunder, Hamburg Sea Devils, Rhein Fire, Frankfurt Galaxy, Cologne Centurions, Stuttgart Surge, Munich Ravens (alle Deutschland), Paris Musketeers (Frankreich), Milano Seamen (Italien), Raiders Tirol, Vienna Vikings (beide Österreich), Panthers Wroclaw (Polen), Madrid Bravos, Barcelona Dragons (beide Spanien), Prague Lions (Tschechien), Helvetic Guards (Schweiz) und Fehérvár Enthroners (Ungarn).