Zukunft Kirche!?
Christen aus dem In- und Ausland feierten vom 30. April bis 4. Mai den Evangelischen Kirchentag in Hannover. Bis zu 150.000 Menschen sollen in der Stadt unterwegs gewesen sein. Unser Autor Ulf Buschmann hat sich für einen Tag treiben lassen. Nach einem Gespräch am Rande stellt er sich die Frage: Welche Zukunft hat Kirche? Buschmanns Kosmos, die Jesus-Ausgabe.
Von Ulf Buschmann
Kirchentag? Das muss jeder mal erlebt haben. Die Atmosphäre ist einzigartig – bei den zahlreichen großen und kleinen Veranstaltungen gleichermaßen. Das Salz in der Suppe jedoch sind die vielen Gesprächsmöglichkeiten am Rande. Wer sich treiben lassen möchte, sollte ruhig einen kleinen Stopp einlegen. Beim Essen zum Beispiel. Wer mit wildfremden Menschen zusammensitzt, kommt schnell ins Gespräch.
Es sind kurze, tiefgehende Unterhaltungen. Darin geht es nicht nur um die wahrlich tolle Atmosphäre, es geht um die Zukunft der Kirche. An diesem frühen Donnerstagnachmittag sprechen drei Menschen aus Ostdeutschland über die spezielle Lage dort: Soll die Kirche AfD-Mitgliedern die ehrenamtliche Mitarbeit verweigern? Wie gehen die Gemeinden vor Ort überhaupt mit den Sympathisanten einer seit einigen Tagen als gesichert rechtsextrem Partei um? Die Diskussion darüber nimmt gerade erst Fahrt auf.
Kirchliches Bullshit-Bingo?
Noch eine Frage kommt bei Bio-Bratwurst und Bio-Pommes auf den Tisch: Warum wird so viel Zeit und Kraft in den Erhalt der Kirchen investiert? Laut einer Statistik der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) besuchen nur noch zwischen knapp zwei und fünf Prozent der Mitglieder die Sonntagsgottesdienste. Einer der beiden Männer in der Runde, ein Sozialwissenschaftler, greift aktuelle Untersuchungen für Ostdeutschland auf. Danach sehen nur noch 1,3 Prozent der Menschen ein- oder mehrmals in ihrem Leben eine Kirche von innen. „Das ist Bullshit“, fügt er an. Die Landeskirchen sollten ihre Kräfte lieber für andere Bereiche bündeln. Das Gespräch kommt schnell auf einen möglichen Verkauf von Kirchen, gerade in den Dörfern. „Wenn das geschieht, sind die Menschen auf den Bäumen“, sagt die mit am Tisch sitzende Frau. Alle anderen müssen nicken.
Bei allem Trubel des Kirchentages macht dieses Gespräch nachdenklich. Denn in dieser Woche zieht der Alltag wieder in die Gemeinden ein. Die auffällig vielen Jugendlichen in Hannover sind inzwischen in der Minderheit. Auch für die evangelischen Landeskirchen und die katholische Kirche gilt: Die Mitglieder werden immer älter. Lediglich die eine oder andere Freikirche kann sich über jungen Zulauf nicht beschweren.
Das Knochen-Hund-Prinzip
Kirche also bald ohne Zukunft? Diese Frage stellt sich nach dem Kirchentag zwangsläufig, wenn laut EKD nur noch zwischen 1,9 und 4,9 Prozent der Kirchenmitglieder einen Gottesdienst besuchen. Angesichts dieser Zahlen denken Menschen über neue Gottesdienstformen nach. Diese finden demnach nicht mehr in den Kirchen statt, sondern dort, wo sich Menschen treffen. Es gilt das Prinzip: „Seit wann kommt der Knochen zum Hund?“
Den eigenen Kosmos zu verlassen, finden aber leider noch zu viele Geistliche zu schwer oder unangemessen – wobei sich Pastorinnen damit erheblich leichter tun als ihre männlichen Mitstreiter. Aber funktioniert das auf Dauer? Die kleine Kirchentagsrunde gibt zwar keine Antwort, weist aber die eine oder andere Möglichkeit auf: ungewöhnliche Angebote, kleine Andachten an speziellen Orten, Kultur in Kirchen und so weiter.
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