Mehr Papa als Mama
Einmal mehr ist unserem Autor bescheinigt worden, dass er seinem Papa immer ähnlicher werde. Grund genug, sich darüber Gedanken zu machen – in Buschmanns Kosmos.
Von Ulf Buschmann
A„Du siehst aus wie Deine Mutter!“ – „Die Nase hast Du aber von Deinem Vater!“ Jeder Mensch auf diesem Planeten dürfte diese oder ähnliche Feststellungen mindestens einmal in seinem Leben gehört haben. Zumal dann, wenn diejenigen, die derlei Vergleich anstellen, einen schon von Kindesbeinen an kennen. Freunde von Mama und Papa vielleicht oder ehemalige Nachbarn. Letztere hat erst zwei Stunden zuvor den für mich inzwischen nicht mehr ganz ungewöhnlichen Vergleich gezogen: „Je älter Du wirst, desto mehr ähnelst Du Heinz. Der war nur etwas gedrungener als Du.“ Nun müssen Uneingeweihte wissen: Mein im März 2016 verstorbener Papa hieß Heinz.
Die Heinz-Re-Inkarnation
Nach dem knapp 15-minütigen Schnack in unserer Fußgängerzone klangen mir die Worte meiner ehemaligen Nachbarin noch eine ganze Zeit im Ohr. Ich fasste dann einen Beschluss: Ich bin ab sofort die offizielle Heinz-Re-Inkarnation. Die modernisierte Version 4.0 mit erhaltener Grundstruktur. Vergleichbar bin ich mit einem alten Auto mit ultrazeitgemäßem Innenleben.
Der Ulf-Bärbel-Heinz-Wandel
Dieser Re-Inkarnationsprozess spielte sich natürlich nicht von heute auf morgen ab. Im Gegenteil, dieser verlief ganz im Sinne der Evolution. Als ich mich langsam vom Kind zum Erwachsenen veränderte, hieß es meistens: „Du siehst fast so aus wie Deine Mudder!“ Sie war natürlich stolz, wie Mütter es eben sind. Und mein Papa schaute bei derlei Sprüchen meistens etwas bedröppelt drein. Später, als Erwachsener in den 30er- und 40er-Jahren, pflegte eine Kollegin, die auch meine im August 2018 verstorbene Mama gut kannte, zu sagen: „Jetzt guckst Du wie Bärbel.“
Der Heinz im Ulf
Spätestens in meinen glorreichen End-40er-Jahren wandelte sich das Blatt, sprich: Immer mehr Freunde, Bekannte, Nachbarn, Kollegen stellten fest: „Du bekommst immer mehr Ähnlichkeit mit Heinz.“ In den ersten Jahren pflegte sich meine Mama an den Kopf zu fassen und bei jeder sich passenden Gelegenheit zu betonen: „Das betrifft nicht nur das Aussehen. Auch die Macken sind die gleichen.“ Mein Papa antwortete darauf regelmäßig mit einer Mischung aus Spaß und väterlichem Stolz: „Aber Bärbel, ich habe doch keine Macken.“ Mamas Reaktion: Augenrollen.
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Mama gibt’s auf
Irgendwann machte meine Mama ihren Frieden – dann hat Sohnemann eben mehr Aussehen und Macken vom Vater geerbt. Und mich persönlich stört es auch nicht wirklich. Ich machte mir sogar einen Spaß daraus: Immer dann, wenn Menschen aus unserem gemeinsamen Umfeld festgestellt hatten, dass der Ulf mehr und mehr ein Heinz 2 werde, hob ich hervor, dass Papas Bauchumfang größer als meiner sei, er aber bei 1,73 Metern aufgehört habe zu wachsen. Zum Vergleich: Ich bin 1,92 Meter groß. Wenn ich an die Reaktion eines guten Bekannten zurückdenke, muss ich heute noch schmunzeln: „Heinz, wenn man Deinen Bauchumfang auf Ulfs Länge umrechnet, müsstet Ihr gleich groß sein.“
Treffen mit der Verwandtschaft
Jetzt fehlt mir eigentlich nur noch die Bestätigung meiner verbliebenen Verwandtschaft. Diese bekomme ich sicherlich Ende September. Dann feiert der Sohn einer meiner Cousins Hochzeit. Dann treffe ich Menschen wieder, die ich einige Jahre nicht gesehen habe. Sicherlich wird meine Heinz-Re-Inkarnation dann noch einmal einen richtigen Schub bekommen – wie beim Einstellen meiner neuen Fotos auf meiner Facebook-Fanpage. „Verdammt, Du wirst Heinz ähnlicher und ähnlicher, mien Jung…“, kommentiert dort mein Kumpel Uwe das aktuelle Profil. Seine Frau und gute Freundin Jana findet: „Ganz der Papa.“
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