Sich den Ort durch Kinderaugen angucken

Daniela Krause und ihr Buch „111 Orte für Kinder in und um Bremen, die man gesehen haben muss“

Von Frank Schümann

Auf Entdeckungsreise gehen mit der ganzen Familie – was wie ein Traum klingt, war für die Bremer Journalistin Daniela Krause im vergangenen Jahr tatsächlich Alltag, allerdings nicht in fernen Ländern, sondern in ihrer unmittelbaren Umgebung. Für ihr Buch „111 Orte für Kinder in und um Bremen, die man gesehen haben muss“, das im Oktober 2023 im Kölner Emons-Verlag erschien, arbeitete die 39-Jährige rund 13 Monate – mit der vollen Unterstützung ihrer Familie, namentlich Mann Jens und den Kindern Bjarne (9) und Line (7). „Die haben einen ganz großen Anteil daran“, sagt Krause. Und nicht nur das: „Ohne meinen Mann und meine Kinder wäre das Projekt nicht zustande gekommen“, stellt sie klar.

Ein Mädchen riecht im Blindengarten Bremen an einem Küchenkraut. Sie trägt dabei eine Augenbinde.

Auf den Blindengarten in Bremen-St. Magnus stieß Krause mit ihrer Tochter eher zufällig – hier kann man die Pflanzenwelt mit den anderen Sinnen erleben. Foto: Daniela Krause

Viele Freiheiten, wenig Vorgaben

111 Tipps, im Rahmen der bekannten Reihe des Verlags, die mittlerweile über 360 Ausgaben beinhaltet – das ist nicht gerade wenig, klingt nach sehr viel Arbeit. Die Frage stellt sich: Wie geht man da ran? Die Autorin hatte viele Freiheiten und nur wenige Vorgaben, konnte sich aber an den vielen anderen Büchern der Reihe ein bisschen orientieren – was sie auch tat. Daniela Krause entschied sich letztlich für einen Mix aus Erwartbarem und Altbekanntem sowie aus vielen Geheimtipps, überwiegend in der Natur – für sie als Naturmensch, der auch ohne diesen Buchauftrag gerne mit ihrer Familie an der frischen Luft ist, war gerade letzteres selbstverständlich und somit als Fokus „gesetzt“.

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Auch Geheimtipps sind dabei

Vielseitigkeit ist entsprechend Trumpf in diesem Buch – und das Angebot auch sehr groß. Vieles gehörte bereits zum Repertoire der Krauses („da haben wir gewissermaßen aus unserem Fundus“ geschöpft), manches galt es zu entdecken – wie etwa die Füllerei in Findorff, in der man sich zum Beispiel Nussmus selbst machen kann, oder „Siku-Hausen“, eine Trecker-Modell-Landschaft auf einem Dachboden in Dötlingen („davon war Bjarne ganz begeistert“). Geheimtipps sind auch dabei: Etwa der Blindengarten in Bremen-St.-Magnus, in dem die Pflanzenwelt für alle Sinne erlebbar gemacht wird – „den habe ich mit Line eher zufällig entdeckt“, sagt Daniela Krause. Überhaupt das Entdecken: „Man kommt in Stadtteile, in denen man eben nicht so oft ist, so haben wir in Tenever den Kinderbauernhof gefunden.“ Die Autorin ist überzeugt: „Wenn man genau hinguckt, findet man immer mehr.“

Die Barkasse

Eine Fahrt mit der Barkasse „Vegebüdel“ (Startpunkt: Vegesack) ist besonders bei Kindern sehr beliebt. Foto: Jens Krause

Ausflugsziele im Umland

Das Buch gibt aber auch einen schönen Überblick über das Bekannte – so kommen auch Museen und Theater-Spielstätten vor, das Universum, die besten Rodelhügel, die SUP- (Stand-Up-Paddling) Station in Huckelriede oder der Bleikeller im Bremer Dom – ein Tipp mit Gruselfaktor. Und natürlich viele Ausflugsziele im Umland. Allerdings sollten diese Orte nicht weiter als 45 Autominuten von Bremen entfernt sein. Ein ganz zentraler Punkt bei der Auswahl war für Krause: „Wir wollten auf alle Fälle auch überraschen.“

Ein Junge begutachtet einen ferngesteuerten Trecker.

Trecker fahren auf einem Dachboden in Dötlingen – allerdings sind es in „Siku-Hausen“ nur kleine Modelle. Foto: Jens Krause

Sofort Feuer und Flamme

Wie kam es überhaupt zu diesem Projekt? „Ich bin angerufen worden“, berichtet Krause, von der Kollegin Suse Lübker, die eigentlich den Auftrag hatte, ein solches Buch in Angriff zu nehmen. Doch deren eigene Kinder seien mittlerweile zu alt geworden, so dass sie Daniela Krause empfahl – und die war sofort Feuer und Flamme, sagt sie: „Ich habe gar nicht lange darüber nachgedacht, ich kannte die Reihe und war begeistert“. Der Kontakt zum Verlag war schnell hergestellt. Sie habe einen Probetext geschrieben und einige Bilder geschickt, alles kam gut an – der Auftrag wurde erteilt, sie konnte zügig loslegen. Vorgegeben wurden nur einige Formalien, den Aufbau wie Überschrift, Unterzeile und einen zusätzlichen Tipp pro Text betreffend, ansonsten hatte sie freie Hand.

Ich habe immer überlegt, wie ich die Sinne der Kinder ansprechen kann.

„Wir haben dann gleich losgelegt“, erzählt Krause. Zunächst ging es um die Planung – es musste festgelegt werden, welche Orte besucht werden. „Ich habe dann erst einmal eine Liste erstellt, die ich aber ganz oft wieder verworfen habe.“ Als sie dann endlich stand, wurde ein Fahrplan gemacht – in dem Bewusstsein darum , dass es eine anspruchsvolle Aufgabe ist, alle Orte abzuklappern.

Ein Mädchen hält ein Glas unter die Nussmusmaschine. Aus der Maschine fließt die Creme in das Glas.

In der Füllerei in Findorff kann man unverpackt einkaufen – und das Schönste: Man kann Nussmus selber herstellen und gleich probieren! Foto: Jens Krause

Die Atmosphäre einfangen

Den Krauses war das Miteinander dabei besonders wichtig: „Wir haben als Familie geguckt, wie wir den Besuch der Orte in den Alltag integrieren können“, sagt Daniela Krause, „vor allem an den Wochenenden haben wir viel gemacht – und zum Beispiel geschaut, welche Orte wir nacheinander besuchen konnten.“ Haben sie alle Orte besucht, über die sie im Buch geschrieben hat? „Bei den allermeisten waren wir persönlich, nur bei der Windel-Liga nicht, aus dem Alter sind unsere schon lange raus“, lacht sie – die wird in Bremen vom SV Werder für die ganz Kleinen angeboten. Wichtig war ihr jeweils, die Atmosphäre einzufangen, um diese in die Texte übertragen zu können. Auch ganz wichtig: „Wie reagieren die Kinder darauf?“ Denn für die ist das Buch ja in erster Linie: „Ich habe immer überlegt, wie ich die Sinne der Kinder ansprechen kann.“

Die Kattas spielen auf ihrer eigenen Insel im Tierpark Petermoor in Bassum. Diese ist über eine Leiter mit ihrem Gehege verbunden.

Kattas würde man eher auf Madagaskar vermuten, es gibt sie aber auch im Tierpark Petermoor in Bassum. Foto: Daniela Krause

Und wie haben ihre eigenen Kinder auf das Projekt reagiert? „Am Anfang waren sie noch euphorisch, später dann eher nicht mehr“, lacht sie, „es war schon sehr viel – wir mussten eben auch immer gucken, wie wir das zeitlich unterbringen.“ Als das Buch im Oktober schließlich herauskam, hätten sich die Kinder aber auch ganz doll mitgefreut: „Die waren richtig stolz – es ist eben auch ihr Buch und nicht nur meins.“

Fakten zum Buch und zur Autorin

Die Autorin Daniela Krause ist Journalistin, Kinderbuch-Bloggerin und waschechte Bremerin – so steht es auch im Bio-Kasten ihres Buches. Heute ist sie mit ihrer Familie in Bremen-Arsten zu Hause. Zuvor hat sie unter anderem in Ganderkesee und Varel gelebt, beim Weser Report hat sie einst volontiert. Ihrer Geburtsstadt an der Weser ist sie aber immer treu geblieben. Das rund 240 Seiten starke Buch ist im Emons Verlag erschienen und punktet neben den Texten auch mit zwei doppelseitigen Übersichtskarten, auf denen alle beschriebenen Orte auf einen Blick zu finden sind. Ungefähr zwei Drittel ihrer Tipps beziehen sich auf Bremen, ein Drittel auf das Umland. Die meisten der Fotos haben sie selbst und ihr Mann Jens beigesteuert. Einen Instagram-Kanal für das Buch hat sie auch eingerichtet: unter 111ortefuerkinder_inundumbremen. Daniela Krause: „111 Orte für Kinder in und um Bremen, die man gesehen haben muss“, Emons Verlag GmbH 2023, ISBN 978-3-7408-2037-4